Sonntag, 7. Dezember 2014

Kleine Könige



Predigt am 2. Advent (7.12.2014)

Offenbarung 3, 7-13
7 Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf:
8 Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. 9 Siehe, ich werde schicken einige aus der Synagoge des Satans, die sagen, sie seien Juden und sind's nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. 10 Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen.
11 Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!
12 Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen. 13 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Ich habe einen Namen
Meinen Namen trage ich. Seit meiner Geburt. Ich trage ihn mit Würde und manchmal wird er mir zu schwer, wie ich mir selbst. Ich habe einen Namen, meine Eltern haben ihn gefunden und mir gegeben. Ich höre auf ihn, meistens, und wenn ihn bestimmte Menschen sagen, dann schlägt mein Hert höher. Ich habe einen Namen und schreibe ihn, seit ich schreiben kann, bis jetzt und bis ich sterbe vielleicht mit zitternder Hand, ich schreibe ihn in Formulare, unter Überweisungen, auf Hefte, in Bücher; wo mein Name draufsteht, das gehört irgendwie zu mir.
Auf mir einen Namen schreiben. Das würde ich nicht wollen. Das wäre fremd, ungewöhnlich. Auf mir schreiben … Ich bin doch kein Ding. Ich gehöre doch mir. Kinder schreiben sich Namen manchmal auf die Hände, manche Jugendliche immer noch, manche tätowieren sich den Namen ihrer Liebe auf den Oberarm, bis die Falten ihrer Haut den Namen verzeichnen, der Namen, zu dem sie gehören möchten.
Gott schreibt seinen Namen auf mich. Unsichtbar sicher. Ich gehöre anscheinend nie nur mir selbst. Ich gehöre ihm. Er ruft mich bei Namen, mein Name ist ihm bekannt, wie ich ihm bekannt bin. Sein Name steht auf mir, ich bin gekennzeichnet, sein Besitz.: Auf seinen Namen bin ich getauft, gerufen. In seinen Namen soll ich leben, tun und lassen. Um seines Namens willen soll ich atmen, gehen, denken, hoffen. Ich bin ein Teil von ihm. Ein Teil von seiner Wirklichkeit, seinem Reich, seinem Tempel, seiner Gegenwart bei mir und bei seinen Menschen.
Geheiligt werde dein Name, Gott, das sollen wir tun mit dem, was und wer wir sind; da, wo wir ihn heiligen, werden wir selbst mit seinem Namen benannt und wir werden selbst als eine Namensträger geheiligt und Heilige, für flüchtige Momente und eine kleine Ewigkeit.

Ich bin ein Werk der Liebe Gottes
Gott ist heilig. Wahrhaftig. Mächtig. Er hat die Gewalt über die Schlüssel des Lebens, er kann und will uns Leben gewähren, Anteil daran geben, Leben schenken. Er kommt, er kommt immer bald. Wir brauchen ihn. Wir begegnen Gott, er begegnet uns, er kann und will das.
Er kennt uns. Er hat uns lieb gewonnen, aus seinen Gründen. Er liebt uns. Er öffnet uns die Tür zum Leben, schließt sie uns auf, gewährt uns Zugang zu sich, zu dem, wer und was er ist, für uns ist und so sehr von Herzen sein möchte. Er bewahrt uns das, was wir haben, haben von ihm, er hält uns bei sich, er hält in uns das wach, lebendig, was uns mit ihm verbindet, was wir in unserer langen Suche nach Leben bei ihm entdeckt haben:
Die Worte, die wir von ihm von Kinderbeinen hörten. Die Lieder, die in unser Herz mal fielen. Die Menschen, die uns Gottes Bedeutung ins Leben spiegelten. Gewachsenes Vertrauen, versuchter Glaube, zarte Hoffnung, geschmeckte Liebe. Das bewahrt er uns.
Wir entdecken selbst: Wir sind Werk seiner Liebe. Und Gott möchte, dass andere das auch sehen. Um unseretwillen. Um seinetwillen. Um deren willen. Alle eigentlich sollen sehen, verstehen: Gott liebt und die Menschen sind Werke seiner Liebe, er erkennt sie und gewinnt sie lieb, er möchte in ihnen seinen Liebesfunken bewahren. Vor den Werken seiner Liebe sollen sich beugen aller Knie, zu deren Füßen sollen fallen alle nieder. Gott macht Menschen zu Königinnen und Königen seiner Liebe, er adelt sie mit seinem Blick und seinen Sorgen, er erhebt sie aus dem Staub der Gewöhnlichkeit, aus dem Nichts des Nicht-sein-Könnens und stellt sie in den Glanz seiner Zuwendung, seiner Liebe, macht sie zu kleinen, wertvollen Königen.

Ich trage eine Krone
Oh ja, wir haben immer eine kleine Kraft, einen manchmal recht kleinen Glauben, mit dem wir versuchen zu glauben, zu hoffen, zu lieben. So vieles spült uns oft genug weg von diesem Glauben, zieht unsere Aufmerksamkeit ab, verwirrt uns. In naher Gesellschaft alle der kleinen und großen Satane der Welt, all der sich im schönen Kleiden versteckenden Versuchungen ist es nicht leicht zu glauben, bei Gott zu bleiben, seinem Wort das nötige Vertrauen zu schenken, sich auf deine ohnmächtige Macht doch ganz zu verlassen.
Aber: Er liebt uns. Er macht uns zu kleinen Königinnen und Königen seiner großen Liebe. Er setzt uns kleine Kronen auf, jedem von uns, auf sein graues, helles, dunkles Haar, auf den manchmal komisch verwirren Kopf, mit Sinn und Unsinn drin, mit Plänen und Erschütterungen, mit so vielen Worten, die alles bedeuten.
Er setzt uns eine kleine Krone auf, unsichtbar da liegt sie, am besten wären sie wie angewachsen, unsere Freiheit lässt sie dort aber locker sitzen:
Wie oft mag sie herunterfallen in den Dreck von Sünde und Schuld, lassen sie fallen. Wie oft stoßen andere sie herunter, weil sie uns und unsere Seele anrempeln. Wie oft beachten wir sie wenig, setzen anderen über sie, auf sei drauf.
Ich sehe Gott sich immer wieder adventlich hinknien, fein säuberlich heruntergefallene kleine Kronen vom Boden und Staub aufheben, sie zärtlich sauber wischen, auf ihren Namen schauen und den Menschen suchen, dem sie gehörtt. Ich sehe, Gott die kleinen gefallenen Kronen immer wieder uns aufsetzen, einem jeden von uns. Immer wieder. Mit so akribischer Liebe.
Ich halte sie fest. Ganz fest. Ich taste von Zeit zu Zeit nach ihr. Freue mich adventlich, wenn sie da gut auf meinem Kopf sitzt und halte sie, wenn´s hart wird, mit meinen beiden Händen fest. Sie ist so kostbar, wie Gottes Liebe. Wie meine. Im Namen der Liebe halten wir unsere kleine Krone alle fest. Amen.

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