Predigt zum
Christvesper 2014 (24.12.2104)
Matthäus 1, 18-22+25
Die Geburt Jesu Christi geschah aber
so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie
heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann,
war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich
zu verlassen. Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des
Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine
Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen
Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben,
denn er wird sein Volk
retten von ihren Sünden. Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat
er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen
Jesus.
Menschen berühren
Menschen berühren. Tagtäglich tausende Mal. Sie berühren
Dinge, Sachen, Menschen. Sie berühren mit ihren Händen, fassen an. Sie berühren
mit Körpern, einander. Sie berühren mit Worten, mit Blicken, mit dem, was sie
sind, wer sie sind. Menschen berühren, kommen näher, kommen nahe, ganz nahe,
das, was sie berühren, was sie anfassen, wird für Teile und Sekunden, für
länger, intensiv, beiläufig, gebraucht, benutzt, fast eins mit ihnen.
Menschen berühren Heilig Abend und Heilig Abend berührt
Menschen. Uns. Josef und Maria haben sich berührt, vielleicht in einem Blick,
in einer Geste, in schüchternen Worten. Verliebte, Vertraute, Verlobte sind
sie. Josef will Maria zu sich heimholen, beide wollen zusammen wohnen, zusammen
leben, zusammen eins werden, wollen sich lieben, Anteil geben und haben, wollen
sich berühren, miteinander schlafen, eins werden und lebendig Leben aus ihrer
Liebe gebären.
Aber noch vor jener intimsten Berührung ist Maria schwanger und
Josef ist zutiefst berührt, angefasst von dem unerwarteten Leben in Marias
Leib. Tausend Fragen gehen ihm durch den Kopf, durch die Seele, Fragen nach Warum
und Wie, nach Schuld und Verrat, nach Auswegen und Wegen. Josef will Maria
nicht in Schande bringen, sie nicht bloßstellen, er will nicht, dass Maria berührt,
angetastet wird von spöttischen, peinlichen Fragen der anderen; davon soll sie
unberührt sein und bleiben. Josef will sie verlassen, heimlich, dass es niemand
merkt, er will selbst unberührt bleiben von dem, was kommt, er will Abstand zu
Maria, er will sich von ihr trennen, will sie nicht mehr berühren wollen.
Gott berührt
Aber Josef wird selbst berührt, berührt von einem Enge, im
Schlaf, im Traum, in dem Menschen empfänglich, berührbar sind für anderes; er
wird von Unberührbarem berührt, von einem Engel Gottes.
Und Gott berührt Josef und sein Leben, sein Vorhaben, weg zu gehen.
Gott lässt ihn sein göttliches Vorhaben, seinen Weg wissen. Gott klärt Josef auf
und macht ihm Mut, sich nicht vor den peinlichen Rückfragen, letztlich vor sich
selbst nicht zu fürchten; Mut, das Naheliegende doch nicht zu tun; Mut, am ursprünglichen
Weg festzuhalten, bei Maria zu bleiben. Gott berührt mit seinen Weg den Weg
Josef und verbindet sich mit Josef und Josef nimmt Gott in sein Leben hinein auf
Umwegen, mit Fragen, mit Zweifel, er lässt sich von ihm berühren und letztlich
führen.
Josef spürt, weiß: Gott hat dieses Kind im Leib von Maria
berührt. Wann und wo auch immer. Gott hat dieses Kind so sehr berührt. Dieses
Kind ist voll von Gott, voll Heiligen Geist, es ist göttlich. Das Kind ist von
Gott berührt und wird andere Menschen, die ganze Welt berühren, berühren bis
heute, berühren mit Gott. Dieses Kind wird groß geworden göttliche Worte sagen,
göttliche Taten tun, wird in Gleichnissen sprechen, wird Menschen heilen, Wunder
tun, sterben und auferstehen, wird lebendig sein, wo Menschen an ihn glauben,
von ihm sprechen, sein Wort und seine Taten weitersagen, wird Menschen
berühren, dass sie wie Maria, wie Josef von jenem Unberührbarem in ihrem Leben berührt
werden.
Unberührt
Josef wird zum Teil von Gottes Weg in die Welt, wird zu einem
Berührungspunkt Gottes, in der Bewegung Gottes, wie er die Welt im Kind heilsam
berührt. Josef holt Maria wie geplant heim, wird wie geplant ihr Mann und
berührt sie nicht, lässt sie unberührt.
Josef berührt Maria damit vielleicht viel mehr als jemals
zuvor und danach. Er wird eins mit ihr in Ehrfurcht vor dem Kind im Leib, dem
heiligen Kind. Er weiß um das Unberührbare in ihr, um jenes in ihr, was von
Gott zutiefst berührt ist, was voller Gott ist, was Gott ist, was seinen Geist
in unermesslicher Fülle trägt und weitergibt.
Josef berührt Maria nicht, damit das Kind vom Stall unberührt
göttlich selbst unermesslich berühren kann und wird, Menschen berühren kann und
wird, bis auf den heutigen Tag, bis jetzt und lange nach uns. Wo immer Menschen
- wie heute am Heiligen Abend geplant - von jenem Kind berührt werden, werden
sie von Gott berührt. Sie werden von Gott berührt und seiner in Jesus
deutlichen Liebesmacht zart und bestimmt berührt und geführt, sie werden aus
dem Machtbereich des Bösen herausgeholt und sie kommen und bleiben in Berührung
mit der göttlichen Liebe, werden von Sünde befreit.
Jenes Kind fiel Maria und Josef unverhofft in ihr Leben und
beide wurden von ihm berührt zum einem Teil seines und ihres Lebens. Uns fällt
dieses Kind Jahr für Jahr an Heilig Abend zu, unverhofft mag es uns berühren
mit dem Unberührbaren, mit Gott selbst, berührt er uns mit seiner Liebe,
empfangen wir Jesu Geburt als unsere wunderbare. Amen.
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