Predigt an Reminiscere (21.2.2016)
Römer 5, 1-5
Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben,
haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; durch ihn haben
wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen
uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird. Nicht
allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen,
dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung,
Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist
ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Durch das Dunkel hindurch
Nicht zuschanden werden. Als sei es
so einfach im Leben, als sei es so einfach im Leben, dass aus Bedrängnis
Geduld, aus Geduld Bewährung, aus Bewährung Hoffnung wachse, komme, gelinge.
Als ginge das so automatisch, fast wie eine Wort-Treppe, eine zu betretende,
besteigende Lebens-Treppe hinaus: Bedrängnis
- Geduld – Bewährung – Hoffnung. Als ging es so leicht wieder aufwärts, wieder hinaus,
hinaus aus Bedrängnis und Not.
Hoffnung wird aber zuschanden,
enttäuscht, bleibt leer, bleibt aus. Oft genug. Manchmal führt im Leben kein
Weg wirklich aufwärts, wirklich richtig heraus aus Bedrängnis, Fragen, Probleme
und Not. Heraus irgendwie endlich wieder ans Licht, zumindest für Stunden.
Manchmal wird Leben zuschanden, wird er zur Schande für das, was Leben
eigentlich sein sollte: schön, glänzend, herrlich, wird Leben tragisch,
selbstverschuldet, durch andere, langsam, plötzlich, auf Raten, unmerklich zum
Gegenteil. Manchmal verdunkelt sich Leben, wird es schrecklich bedrängt, klein,
verletzt, missachtet, wird es wirr, arm, beschädigt, wie kaputt gemacht, wie innerlich
und äußerlich zerstört. Manchmal ist das Leben nicht zu rühmen, ist es eher zu bezweifeln,
zu klagen und zu beweinen, das eigene und das von anderen.
Ein Licht in dir geborgen
Vielleicht dann nur ein Wort, eine
Erinnerung, ein leiser, bestimmter Satz, ein tiefes Wissen, das von Außen
kommt, etwas, was gesagt, zugesagt, zugesprochen wird hinein ins Dunkle, hinein
in die Not, hinein in „zuschanden“, in kaputtes Leben, zu mir. Etwas, was mir
gibt, was ich nicht habe, nicht mehr, was mich zu gründen und zu halten vermag,
was sich still schenkt, was sich mir ausgießt, zu mir kommt und erfüllt, mich
erfüllt, bei mir bleibt.
Eigentlich kleine Worte, in denen
aber alles irgendwie liegt, kleine Worte, Zusagen, Erinnerungen, die im Leeren,
im Dunkeln wieder verbinden, verbinden und halten, verbinden und sanft
anfänglich bescheinen, verbinden und wunderhaft verwandeln, jene Not wenden,
wenden können. Kleine Worte nur, Präpositionen, kleine Worte, die Gott uns,
unserem Leben voranstellt: mit, zu, in. Friede mit, Zugang zu, Liebe in. Kleine
Worte, die mich verbinden mit Gott und mich in seinen Frieden hineinnehmen, in
ihm Ruhe und Stille finden lassen. Kleine Worte, die mich verbinden und mir
Zugang zu Gott und seiner Gnade schenken, mich eingehen lassen dorthin, wo ich Leben
wieder finde, wo alles heilt. Kleine Worte, die mich verbinden mit Gott und die
mir erzählen, wie seine Liebe in mein Herz fließt, wie sie mir gilt, wie sie in
meinem Leben kommt, gekommen ist, dort wohnt und mich beseelt.
Kleine Worte, die mich erinnern, mir
zusagen, für mich festhalten durch das Dunkel hindurch: Gottes Glanz bescheint
dich, seine Herrlichkeit ist in dir geboren, hält dich geborgen, Gott ist dein Leben,
sein Leben ist dein Schatz und dein Reichtum von ihm für dich, immer und ewig,
trotzig allem Dunklen und Schweren, ist er dir deine Hoffnung, dein Licht und
deine Erfüllung, wunderbar, herrlich. Geliebt im Herzen. Heute und alle Zeit.
In schwerer besonders.
Ich sing dir mein Lied
Dessen können sich Menschen rühmen.
Auf diesen Reichtum Gottes können sie stolz sein und sich über ihn freuen.
Menschen rühmen, rühmen sich selbst, zu Recht oder zu Unrecht, lauthals oder in
der Stille, allein oder mit vielen anderen, Menschen loben sich und das, was
sie tun, getan haben, was sie zum glänzen gebracht haben, sind vielleicht
berechtigt stolz auf sich und preisen manche Sache, manch Ereignis und jeder
strebt nach einem klitzekleinen bisschen Ruhm, und sei es nur ab und zu und nur
vor sich selbst.
Ein anderes Rühmen, ein anderer Klang
ist, wenn ein Genitiv, der Genitiv „Gottes“ zum Sich-Rühmen tritt, dazugestellt
wird, von Gott und von Menschen und Menschen sich Gottes rühmen, seines
Friedens, seiner Gnade, seiner Liebe, seines Sohnes, der uns alles schenkt,
seines Glaubens, in dem wir leben dürfen, seines Heiligen Geistes, der uns all
dies wach hält.
Dort wo Menschen sich selbst Gottes
rühmen, ist dies ein anderes Rühmen, Loben, Preisen. Es klingt anders, es
klingt unser Leben hindurch, hindurch in all seinen Tiefen und Höhen, in all
seinem Elend und seiner Würde, in all seiner Not und Herrlichkeit, es klingt
still und unüberhörbar als ein hoher Lobgesang der Kinder Gottes, in denen
Gottes Leben lebendig ist, ein Rühmen, in dem der Schmerz vom Frieden umfangen
wird, die Tränen von der Liebe, der Tod vom Auferstandenen, in dem die
Bedrängnis sich in Hoffnung unsichtbar kehrt.
Es ist ein Rühmen, in dem sich Gottes
Herrlichkeit und Glanz in unsere Welt hinein klingt, zeigt und spürbar ist,
seine zukünftige Welt, in der Leid und Geschrei nicht mehr sind, auch kein Not
und Bedrängnis. Seine Welt, die da gegenwärtig wird und ist, wo Menschen dieses
Rühmen anstimmen, miteinander und füreinander anstimmen, erklingen lassen in
sich und zusammen, wo Menschen und wir erklingen als von Gott glücklich
gepriesene Menschen, Menschen seiner Liebe. Amen.