Impuls zum „Nepal-Gottesdienst“
am 2. Sonntag nach Trinitatis
(17. Juni 2012)
Die Macht gebändigt
Die Macht des Feurs haben wir
schon längst gebändigt, in den Griff bekommen. Um uns zu wärmen, um unsere
Essen zuzubereiten, um Helligkeit um uns zu schaffen, haben wir Schalter,
Glühbirnen, Ceranfelder, Heizstrahler.
Feuerstürme irgendwo, Waldbrände
im Fernsehen, die Sirene der Feuerwehr nachts, wenn sie aufheulen, erinnern uns
daran, dass es nicht immer so war, dass es nicht immer so ist. Gott ist ein
verzehrendes Feuer, so sagt es der Hebräerbrief wie eine kleine
Zusammenfassung. Gott wie Feuer, sein Eifer, sein Grimm, sein heiliges Wort. Er
lässt feurige Wagen und Rosse fahren. Er lässt Feuer vom Himmel regnen. Er ist bedrohlich,
fressend, verzehrend wie das Feuer.
Mit dem Feuer haben wir
vielleicht auch Gott, zumindest Gott im Kopf gezähmt. Wir haben die verzehrende,
ungezügelte Macht des Feuers in den Griff bekommen und Nutzen es, haben Feuer
in Elekritizität umgemünzt und beherrschen und gebrauchen es, um etwas gekocht,
warm, hell zu bekommen.
Nicht schon immer ist da so. Nicht
überall ist das so. Andere Zeiten, anderen Kulturen, andere Länder sind eine
Erinnerung und eine Hinweis: Es gibt offenes Feuer, an deren Rand Menschen sitzen
und das Feuer ist Macht: Kinder können hinein fallen und verbrennen, der Qualm kann
Menschen ersticken.
Feuer hüten
Wir hüten das Feuer schon lange
nicht mehr, höchstens die brennenden Kohlen auf dem Grill oder den Schwedenofen
im Wohnzimmer. Doch das ist Luxus-Hüten. Elekrizität hütet man nicht, man kauft
sie, man schaltet sie an oder aus, man spart oder verschwendet sie, am Ende wird
sie bezahlt.
Das Feuer hüten ist etwas ganz
usprüngliches, und überall, wo es nicht aus Luxus, sondern aus Notwendigkeit
getan wird, ist es uns selbst Hinweis: Auf Feuer muss man aufpassen, dass es
nicht ausgeht, dass es nicht ausbricht. Man muss es hüten, am Brennen halten.
Man muss es hüten, immer wieder eingrenzen. Eine fast archaische Balance, die Aufmerksamkeit,
Mut, Vorsicht und Resepkt erfordert. Feuer ist fast wie Liebe.
Ein Bild steht dahinter, ein
Bild, das man angesicht der Menschen weder bagatallisieren noch romantisieren
darf, ein fast verlorengegangenes Bild: Menschen sitzen am Feuer, ein Feuer,
von dem sie leben, das sie hüten wie ihren Augapfel, ja ein Feuer, mit dem sie
leben, leben müssen, leben dürfen und leben können müssen.
Das Feuer in mir
Das Feuer hüten. Das kann auch
uns, uns selbst meinen. Feuer kann meinen, was in uns brennt, lodert, aufflackert.
Unsere Leidenschaft, unser Brennen für etwas, für jemanden, unsere Energie, unsere
innere Wärme, das, was uns brennend beseelt.
Dieses Feuer in uns hüten. Wie
schwierig das ist erzählen die immer häufigeren Fälle, wenn Menschen
ausbrennen, krank werden, weil das zu erlöschen droht, was in ihnen brennt. Um
so dringlicher, lebensnotwendig ist es, das Feuer in uns zu hüten und auch auf
das Feuer in den anderen aufzupassen. Dieses Feuer in uns zu wissen, zu spüren,
es einzugrenzen, dass es uns selbst nicht vezehrt, dass es aber am Brennen
bleibt. Eine ursprüngliche Aufgabe des Lebens. Und Glauben und Gott zu lieben,
sich selbst und andere, hat viel mit diesem Feuer in uns zu tun.
Wir wissen doch: So sehr dieses Feuer
in uns ist, so sehr wir es hüten, so wenig ist von uns. Die alte Kulturen, die
fernen, noch sehr nah am Lebensgrund lebenden Menschen wissen es: Das Feuer ist
gegeben, es ist unverfügbar, es ist gefährlich, eine Macht über uns, eine Macht,
mit der wir uns arrangieren müssen.
Von alters her haben Christen
Gott als soetwas wie das Urfeuer verstanden. Das ewige Licht, das Urwort Christus
als Licht der Welt erzähen uns in Bildern davon. Gott ist es, der das Feuer in
uns schenkt, gibt, am Brennen hält, uns das Hüten des Feuers in mir aufträgt. Darum
müssen wir auf es aufpassen, weil es uns wertvoll gegeben ist. Deswegen müssen
wir auf das Feuer der anderen mit aufpassen und wo nötig unser Feuer in uns an
andere weitergeben, ihre ausgehende Flamme neu entfachen helfen.
Wir haben einen feurigen Gott.
Ein verzehrendes Feuer. Gott brennt in sich. Er hat ein wahrlich ewig lebendiges
Feuer in sich. Wärmend. Erhellend. Das Feuer seiner göttlichen Liebe, auch verzehrend,
seine Liebe eifert um uns; sie überkommt ihn mit ungeheurer Kraft. Kräftig genug,
das Feuer in mir und dir zu entzünden, zu unterstützen, zu bewahren. Seine
Liebe passt auf. Gott hütet das Feuer der Liebe in sich. Er mag es eingrenzen,
aber immer am Brenen halten. Amen.
Hinweis für weitere Informationen zum Projekt: www.ofenmacher.org