Ansprache beim Familiengottesdienst am
28.7.13
Am Rand der Meere, an Ufersrand mag
alles mögliche liegen: Große Steine, Kies, Müll, in Beton Gegossenes, Promenaden,
flanierende Menschen, Sonnenliegen, Badehandtücher. Am Meeresrand liegtaber vor
allem Sand, vor allem in unseren Köpfen
und Phantasien, vielleicht in unserer Sehnsucht. Sand: hellgelb; feinkörnig in
den Händen, warm an den Füßen, leicht nachgebend, unendlich für unsere Augen.
Wie Sand am Meer, sind wir unendlich
viele Menschen, aber so wie jedes Sandkorn, sind wir, jeder genau besehen, ein
Mensch als Teil für die Vielen, jeder Mensch ein Einziges und einmalig am
Strand des Lebens.
Gott, der Herr, verspricht Abraham,
dass er ihm ein Volk schenken möge, dass aus seinem Schoß sich mehren sollen
die Menschen und dass darauf sein göttlicher Segen liegt und ruht. Gott will,
dass wir viele sind, dass wir uns als eine großem Gemeinschaft fühlen, leben,
und er legt seinen Segen darauf, auf uns und auf jeden.
„Weißt du, wie viel Sternlein stehen an dem blauen Himmelszelt? Weißt du,
wie viel Wolken gehen weithin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet,
dass ihm auch nicht eines fehlet an der ganzen großen Zahl, an der ganzen
großen Zahl.“
Am Strand liegen auch Muscheln, und
wer hat nicht schon beim Strandspaziergang sich gebückt und eine Muschel vom
Boden aufgehoben und angeschaut, und Kinder sammeln sie in kleinen Mützen, Bechern,
nicht nur Kinder.
Diese kleine, großen, weißen, bunten
Muscheln tragen in sich eine Faszination. Wer sein Ohr an größere Muscheln hält,
meint das Meer rauschen zu hören, meint etwas zu hören, von dieser
unglaublichen Weite, vom umgebenden großen bewahrenden Horizont des Lebens.
Muscheln leben im Meer, sind kleine
Weichtiere mit zwei kalkigen Schalen, sie sind zwischen einem und 300 Jahre
alt, es gibt auf ihre ganze Geschichte gesehen fast 20.000 Arten. Sie dienen
uns als Nahrungsmittel, als Schmuck, als stille Meeresbewohner.
Sie ziehen uns igendwie an, erzählen
mehr: Erzählen von der absoluten Vielfalt des Lebens, keine Muschel scheint der
anderen zu gleichen, als hätte sich irgendwie das Meer, das Leben in sie ganz
verschieden eingezeichnet. Auch wenn viele sich gleichen, schent jede einmalig
zu sein. Halten wir sie in Händen als kleine Unikate des Lebens, spiegeln wir uns
für kleine Zeitbrüche wieder in ihren ganz verschiedenen Formen, natürlichen
Farben, Signaturen, in Kalk gezeichnet. Muscheln erzählen vom Hin und Her im
Meer, im Leben, von Bleiben und Getriebenwerden, vom im Unendlichen aufgehoben
zu sein, von Perlen ins ich, vom Schmuck für andere, von manchmal wie angeschwemmt
zu werden, von gesehen und gesammelt zu sein, von Gott:
„Aber wie schwer sind für mich
Gott, deine Gedanken. Wie ist ihre Summe so groß! Wollte ich sie zählen, so
wären sie mehr als der Sand. AM Ende bin ich noch immer bei dir“
Muscheln kleine Schöpfungssymbole: Wirsind
in Gottes Gedanken und Augen unendlich
einzigartig, einmalig im Meer gemeinsamer Unendlichkeit, ja schön anzusehen und
wert, geboren und gesammelt zu werden:
„Weißt
du, wie viel Kinder frühe stehn aus ihrem Bettlein auf, dass sie ohne Sorg und
Mühe fröhlich sind im Tageslauf? Gott im Himmel hat an allen eine Lust, sein
Wohlgefallen; kennt auch dich und hat dich lieb, kennt auch dich und hat dich
lieb.“
Amen.