Freitag, 23. November 2012

Hingehalten



Predigt an Ewigkeitssonntag 2012 (25.11.12)

Gefäß
Kein Töpfermarkt. Natürlich nicht. Ein Raum voller Schalen. 1111 Schalen. Wir sehen einen Ausschnitt. Der Raum ist größer. Wir sehen 42 ganze Schalen, fast so viele wie Kerzen hier vorne brennen, wie Menschen wir heute betrauern.
Die Schalen sind verschieden von Form, Art, Farbe: blaue, graue, braune, weitere, engerer, mit größerem, mit kleinerem Fuß. Eine hat all diese Schalen dahingestellt, gemacht. Für uns?
Aus einem Klumpen Ton wurden sie gemacht, geformt, gewannen bearbeitet Gestalt. Auf der Drehscheibe, durch Hände und durch die zentrifugale Kraft. Extrem Gedreht. Wie Menschen, die jemanden verloren haben. Extrem gedreht, von einwirkenden Kräften bearbeitet, man dreht sich, man wird wie durch gewirbelt, durchgedreht, man weiß manchmal nicht mehr, wo einem der Kopf steht und die Seele wohnt.
Ist aus dem Klumpen Erde eine Schale geworden, dann wird sie gebrannt und was den Brennvorgang heil überlebt, wird eine Schale, die in sich tragen kann. Gebranntes Leben durchleben Menschen, die jemanden zu Grabe tragen. Mitleiden, Schock, Zweifel, Abschied, Loslassen, Weinen - wie ein innerer Brennvorgang, wie ein Läutern, bei dem nie nur raus ist, ob man ihn heil übersteht.
Schalen sind Gefäße. Behältnisse, die das, was sich alleine nicht tragen kann, Flüssiges, in sich fassen und halten. Gefäße sind zum Nehmen, Geben und Verwahren da. Sie sind nützlich, praktisch und schön, geformt. Gefäße fassen Unfassbares. Wie die Thora die Gebote, wie die Bibel Gottes Wort, wie die Seele Hoffnung, wie Menschen den Atem Gottes.
Gefäße habe den Zweck, haben die Bestimmung gefüllt zu werden. Dafür sind sie da.
Leer
Leer stehen diese Schalen vor unseren Augen. Ohne Inhalt. Ohne Sinn. Uns sie erinnern an die Leere, die eingetreten ist. An die Gefäße, Schalen, Kaffeebecher, daheim im Schrank, die die Verstorbenen, als sie noch lebten, in Händen hielten und daraus alltäglich nahmen, tranken, aßen. Erinnert an die Schalen voller wasser, mit denen man Sterbende und Tote wäscht. Erinnert an die letzten Gefäße, Sarg und Urne, die aufbewahren, was sichtbar übrigblieb, was drunten in der Erde umfangen ruht.
Leere Momente, leere Sätze, Liebe leere Zettel, leere Abende, leere Wohnung. Die 1111 Schalen erzählen für die Künstlerin aus Korea von der tägliche Schale Reis, die zum Leben notwendig ist. Ihre leere Schale erzählt von Mehr, vom leeren Bauch. Unsere leeren Schale erzählen von Mehr, von leeren Herzen, vom Loch, das uns im Leben ist. Mit leeren Händen stehen wir hier, fülle Du sie uns, Gott.
Von leeren Händen, leeren Worte, leeren Schwertern, leerem Wind erzählt die Bibel. Von dem, dass am Anfang die Erde wüst und leer war, dass aller Anfang mit der Leere beginnt, dass der Mensch ein irdenes, zerbrechliches Gefäß ist für das Wunderschönste, dass Gott die Schale des Zorns kennt und die Menschen den Kelch des Leids. Und davon: Gott tränkt Menschen mit einem vollen Krug von Tränen und er sammelt alle Tränen in einem Krug. Unfassbar beides: Gott lässt weinen und er tröstet. Gott stellt euch eine Schale hin für eure Trauer.

Unfassbar
Für eure Trauer haben wir zusammen gebetet: „Wollte ich die Summe [deiner Gedanken] zählen, so wären sie mehr als der Sand. Am Ende bin ich noch immer bei dir.“ Gottes Gedanken in ihm und über uns, Gottes Sinn, Gottes Planen und Denken sind nicht zu fassen. Es gibt kein Gefäß für sie. Für ihn. Würde man Gottes Gedanken wie allen Sand der Welt in 1111 und vielmehr Schalen sammeln und fassen, so wäre am Ende der Arbeit, unseres Tun, Fassens und Denkens immer noch loser Sand und Gottes Gedanken da.
Gott ist nicht fassbar und haben wir das gedacht, gefühlt, erffasst, dann braucht es noch einen Atemzug, ein Atemzug, in dem wir beunruhigt änsgtlich den zweiten Satz ausatmen sprechen: Am Ende bin ich noch immer bei dir. Am Ende, nach allem Ergründen, Infragestellen, Zweifel. Am Ende der Kraft tränenerschöpft, entleert. Am Ende: Bin ich. Am Ende: Immer. Am Ende: Noch. Trotz und wegen allem. Am Ende: bei dir. Bei Gott. Unfassbar. Er hat alles mit durchschritten, mit durchfragt, mit durchgeweint, mit durchstammelt, mitgetrauert, gedreht, gebrannt. Am Ende sind wir seine Gedanken gewesen und bleiben es. Gedanken seiner Liebe.

Herausgeschöpft
Vielleicht sind am Ende die Scahlen gar nicht leer. Nur leer im ersten Blick auf das Sichtbare. Sie stehen im Raum nebeneinander, jede in ihrer Art und Tönung, enger und weiter, so wie Ihr hier sitz im Blick auf die nebeneinandergestellten brennenden Kerzen, in diesem Raum nebeneinander auf den Bänke, die Ihr im weiten Raum der Trauer über das vergehende Jahr Tod, Blicke, Worte, Wege, Leiden, Tränen, leise Hoffnung unsichtbar geteilt habt. Vielleicht habt ihr längst die Schalen schon gefüllt, mit euren Gedanken, mit euren Bildern, mit der Erinnerung an die Euren, mit Dahinrinnendem und Bleibendem, sicher schmerzvermengt und unsortiert, genommen, gegeben, aufbewahrt.
Leere Hände zur Schale geformt. Fest die Finger zusammengepresst. Dass nichts hinausfließe. Bereit daraus zu nehmen. Bei allen Schalen aus Ton kommt es auf den Rand an. Er vollendet die Schale und gibt ihr die letzte Form. Leere Hände zur Schale geformt tragen am Rand die Kontur ihrer Finger, Signatur des Lebens, unvollendet menschlich Rand.
Gott bildet aus seiner Hände Vielzahl Händeschalen für euch. Er streckt seiner Hände Schalen euch entgegen. Einem jedem. Seiner Hände Schalen sind voll, bis zum obersten Rand. Eure Tränen mögen sich darin spiegeln. Schöpft daraus. Am Ende ist er noch immer bei euch. Amen.

Samstag, 17. November 2012

Löcher stopfen



Ansprache zum Volkstrauertag 2012 (18.11.12) auf dem Friedhof Haslach

Ort
Volkstrauertag hat einen Ort. Nicht nur im November. Nicht nur im Lauf unseres Jahreslaufes. Nicht nur in unserem Bewusstsein oder gar Herz. Volkstrauertag hat einen Ort, jedes Jahr, jedes Mal, wenn wir uns treffen. Dieser Ort ist hier in Haslach, an der Uffhauserstraße, hier auf dem Friedhof, hier in der Einsegnungshalle.
Das ist unser Ort für Volkstrauertag. Hier feiern wir sonst Beerdigungen. Hier erleben, durchleiden wir sonst den Tod von Menschen, die uns nahe stehen, die wir lieben, die wir kennen, die Nachbarn waren. Die, an die wir heute, jetzt denken, die sind im Krieg zu Tode gekommen, und deren eigentlich zeitlich ferner Tod hat mit dem Tod, dem wir hier sonst ausgesetzt sind, etwas zu tun.
Hier sitzen oder stehen wir sonst und jetzt an Volkstrauertag, und haben hier in der Einsegnungshalle immer eine Mauer und Fenster vor uns, ein Dach über und den Boden unter uns:

Dach: gedrückt
Diese Halle ist unwirtlich, kein Raum, der einen willkommen heißt oder beherbergt. Die Glastüren sind in der Stille immer merkwürdig laut, der Boden schwarz, der Raum kalt, fast steril, die Bewegungen schwerfällig, die Hallendecke liegt wie ein dunkler, drückender Deckel über einen. Alles wie gedrückt.
Der Tod, die Trauer, die durch ihn verursacht wird, das Fragen, Zweifeln, das Verlieren, das Loslassen  all das drückt, wirkt wie ein merkwürdiger Deckel über uns, unter dem wir , erleben wir den Tod, nicht immer sind, aber der sich immer wieder wie jetzt auf uns schwer legt und uns niederdrückt.
Menschen haben anderen Menschen vor 70 Jahren, vor 95 Jahren, vor 140 Jahren, vor so und so vielen Jahren und immer auch irgendwo in der Gegenwart durch Krieg zwischen Völkern verloren. Das ist wie ein Deckel, ein schwarzer großer Deckel, wie ein drückendes Etwas über Völker. Deswegen sitzen wir hier am Volkstrauertag

Wände: Löcher
Wir schauen hier, wenn nicht hinab auf den Boden, dann an die Wand, an die Wände, die hier so gleich aussehen. Rote Backsteine, so aufeinander gesetzt, dass die, die sie anschauen, Löcher sehen. Keine Löcher, durch die man hindurchschauen könnte auf etwas weiteres, sondern pure Löcher, die schwarz enden. Unzählige Löcher in diesen Wänden dieser Einsegnungshalle. Als ob man sie hingestarrt hätte.
Sie sind aber wirklich da. So wie die Löcher da sind, wenn Menschen sterben, wie wenn sie nicht mehr da sind und es leer ist, fehlt: was sie gesagt haben, was sie gemacht haben. Und noch mehr es sind eigentlich Löcher in die Zukunft hinein, die noch schmerzlicher sind. Weil diese Löcher davon erzählen, was hätten diese Maschen noch alles sagen, tun, erleben können. Was alles niemals wurde.
Die unzähligen Tote der Kriege sind alles einzelne Menschen, die einzelne Löcher hinter sich gelassen haben. Egal, warum jemand in den Krieg ging, gegangen wurde. Egal, wie und wann er starb. Egal wie berechtigt oder unberechtigt Krieg war und ist. Es sterben Menschen, die Löcher hinterlassen, und die noch Leben vor sich gehabt hätten und die dieses Leben nicht mehr gelebt haben.
Und das Schlimme und Tragische ist, dass der Tod im Krieg immer ein gewaltsamer war und ist, der dieser Löcher reißt und Menschen ihre Möglichkeit auf Leben beraubt.
Deswegen sitzen wir hier.

Fenster: Hoffnungszeichen
Unter dem drückenden Dach und über den Löchern der Mauern sitzen die Fenster, die fast den ganzen Raum umrunden. Sie dominieren nicht den Raum, vollkommen lichtdurchflutet wird er nicht, und an tristen Tagen scheint der Raum gar keine Fenster zu haben. Genauso ist es mit der Trauer über den Tod. Es gibt Fenster, es gibt Licht, aber wenn es in einem richtig trist ist, dann wirken Fenster nicht.
Und trotzdem, gerade trotzdem, gibt es diese Fenster, und nicht selten schweifen Blicke hierin ab vom Redner, von den Kerzen, von Sarg und Urne hinaus durch die Fenster, auf das Leben außerhalb dieses Raumes und manchmal scheint sogar die Sonne von außen durch die Fenster und man bekommt mitten in der Trauer und Nachdenklichkeit eine Ahnung davon, was Licht, Hoffnung und eine tröstlichere Perspektive ist
Davon zu reden, daran zu denken und sich zu erinnern, ist unsere gemeinsame Aufgabe am Volkstrauertag. Nicht jenseits von Krieg, Tod und Trauer, sondern inmitten, inmitten dieses gemeinsamen Trauerraums die Blicke an der Mauer entlang auf das Fenster zu lenken, ja miteinander rauszuschauen und uns wirklich ehrliche Hoffnung zu machen.
Diese Hoffnung wurzelt darin, dass das Leben immer wertvoller ist, als dass Tod und Krieg es entwerten könnten, dass es weiter, größer, sinnvoller, beständiger, ja geliebter ist, dass im Raum gesprochen: Die Fülle die Löcher füllen wird. Und dieser Glaube an den unendlichen Wert des Lebens ist es, der Trost gibt und auch gegen den Tod und gegen jeden Krieg aufstehen lässt. Auch deswegen sitzen wir hier.

Draußen
Und wir gehen wieder raus, legen Kränze bei, hören Musik, reden miteinander und gehen zusammen oder auch alleine unsere Wege. Vielleicht mit dem Gefühl des Raumes: Die drückende Last, die Löcher der leere, Fenster mit Blick auf Hoffnung. Und kommen im nächsten Jahr wieder hierher an diesen besonderen Ort für den Volkstrauertag.

Dienstag, 13. November 2012

Herbst



In der naßkalten Jahreszeit senken Haslacher wie viele Menschen, wenn sie draußen sind, ihren Kopf mit leicht eingezogenem Genick eher Richtung Boden. Der Himmel ist ja grau und um einen herum ist es ungemüt­lich. Auf dem Boden draußen kann man dann alles Mögliche sehen. Ich schätze mal ziemlich viel ärgerlichen Müll und Abfall. Aber auch – ge­rade jetzt in diesen Tagen – noch anderen Abfall: bunte kleine und grö­ßere Laubblätter.

Je nach dem, wie betoniert die Umgebung ist, in der man gerade kopf­gesenkt geht, liegt kaum, weniger oder sogar viel Laub - und je nach dem, wie eifrig die Menschen mit ihren Laubrechen waren. Laub erinnert einen natürlich an die vielfältigen Grün- und Brauntöne der Blätter, als die noch im Baum hingen; an die goldenglänzenden Momente, wenn die Sonne einen fast entlaubten Baum durchstrahlt und an die Freude der Kinder, wenn sie in einen großen Laubhaufen springen, oder an unsere tiefe Beseeltheit, wenn wir durch ein vom Laub ganz und gar bedeckten Wald gehen.

Laub und die gefallenen, langsam verfallenden Blätter erinnern natürlich auch an die schmerzliche Vergänglichkeit des Lebens: dass wir gebrechlicher werden, irgend­wann, dass andere sterben und gehen; dass alles irgendwie vergeht und nicht ewig bleibt, auch das Glück. Die meisten Bäume lassen ihre Blätter fallen, weil sie sich für den Winter rüsten. Es wird kalt werden und es wird für die Wurzeln spürbar weniger Wasser geben. Das wenige Wasser im Baum darf nicht auch noch auf den Blätter verdunsten. Der Baum braucht es überlebensnotwendig für sich. So gerüstet kann der nächste Frühling kommen.

Herbst, das nasskalte Wetter und der Advent, die fallenden Blätter, das Laub auf Haslacher Böden können uns auch daran erinnern: Zeit des Rüstens. Zeit, Eigenes, aber Unnötiges abzuwerfen, sich auf das Lebensnotwendige konzentrieren, Kraft kommen lassen, damit wieder Lebensfrühling wird. Es ist ein bisschen tragisch, dass wir in der Zeit, in der wir „Kraft kom­men lassen“ sollen, am meisten Kraft aufwenden und lassen: Die Ad­ventszeit und auch das danach kommende Weihnachtsfest bringt uns an den Rand unserer Kraftreserven. Es ist ein Riesenaufwand. Dabei meint Advent die Kraftanstrengung Gottes. Er macht sich auf den Weg, seine Kraft sollen wir zu uns kommen lassen. Ab und zu könnten Haslacher Köpfe - auch wenn´s ungemütlich ist – sich im herbstlichen Advent nach oben, Richtung Gott strecken, erheben. Gott beschütze Sie

Freitag, 2. November 2012

Dass nichts passiert



Predigt zum Reformationstag 2012 (4.11.12) zu
„Ein feste Burg“ (EG 362)

Gegen das Böse für das Gute singen
Ein Kampflied, das protestantische Kampflied, voller alter, fremder, fast brachialer Worte: Burg, Wehr und Waffe, Rüstung, Feind, List, streiten, Feld, Teufel, Fürst, verschlingen, fallen, wegnehmen, Reich. Ein Kampflied gegen das Böse und für das Gute, ein Lied des Protestes, weniger gegen Altgläubige, sondern gegen das, was Leben bedroht, was die Seele kaputt macht und für das Leben, damit ihm nichts passiert.
„Nichts passiert“, so heißt eine CD der deutschen Popband „Silbermond“. Eine CD, die so ziemlich genau 480 Jahre nach „Ein feste Burg“ im Jahre 2009 erschienen ist. Die Lieder auf dieser CD sprechen auch von Seelennot, in ihrer Sprache und mit nicht weniger dringlichen Worten: Versuchung, Schwören, Verlust des Verstandes, Krieger des Lichts, eisern, Teufelskreis, Geister, Schatten. Moderne Lieder gegen das heute Böse und für das Leben - vielleicht mit eher für die Kirche ungewohnten Melodien.
„Ein feste Burg“ wurde 1529 von Martin Lutherangelehnt an Psalm 46 gedichtet, im Laufe seiner Geschichte wurde es zur Hymne der Reformation mit großer Symbolkraft, seine Melodie war anfangs unberechenbarer, lebendiger, sie wurde geglättet und singbarer gemacht, fast gegen ihre eigenen Worte. Mit ihr singen Menschen seit Jahrhunderten gegen das Böse an und für das Gute. Wir reihen uns ein und singen:
Strophe 1: „Ein feste Burg“
Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind
mit Ernst er’s jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.

Direkt anschließend: Silbermond: „Irgendwas bleibt“ (bis 1:44)
Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist
Und alles Gute steht hier still
Und das das Wort, das du mir heute gibst
Morgen noch genauso gilt

Diese Welt ist schnell und hat verlernt, beständig zu sein
Denn Versuchungen setzen ihre Frist
Doch bitte schwör, dass, wenn ich wieder komm,
Alles noch beim Alten ist

Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit
In einer Welt, in der nichts sicher scheint
Gib mir in dieser schnellen Zeit
Irgendwas, das bleibt

Gib mir einfach nur ein bisschen Halt
Und wieg mich einfach nur in Sicherheit
Hol mich aus dieser schnellen Zeit
Nimm mir ein bisschen Geschwindigkeit
Gib mir was, irgendwas, das bleibt

Zufluchtsort
Irgendwas, was bleibt; ein bisschen Sicherheit; ein Zufluchtsort, etwas, jemand, der einen wirklich birgt, in seinen Armen, in seiner Liebe, in seiner uns umfassenden und aufbewahrenden Geschichte, ja in seinem Augenblick und Angesicht. Uns, in sich schützend birgt, uns, die wir ausgesetzt sind, frei gelassen und an Orten zu Zeiten allein gelassen, ausgesetzt, aufgeraut, empfindlich gemacht und empfindlich geworden gegenüber dem, was uns begegnet, was auf uns trifft, mit dem wir getroffen werden.
Angeschlagen, angegriffen, angegriffen und aufgerieben von einer zu schnellen Welt, von der rasenden Geschwindigkeit der wechselnden Momente, vom bloßen Schein der Dinge und der anderen Menschen; verdeckt angegriffen und getroffen vom Druck, von gemeinen Worten, von verlorenen Lebensträumen, von eigener Schwäche, von der Macht anderer, vom System, von Nichts, von Allem, vom Bösem, von uns. Machtlos, fast verloren, in Seelennot, bloß gestellt, ohne eigene Wehr und Waffen mehr, stumpf, ohne Rüstung, ohne Deckmantel, der uns schützt. Wir singen weiter:
Strophe 2:
Mit unsrer Macht ist nichts getan,
wir sind gar bald verloren;
es streit’ für uns der rechte Mann,
den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Er heißt Jesus Christ,
der Herr Zebaoth,
und ist kein andrer Gott,
das Feld muss er behalten.

Direkt anschließend: Silbermond: „Krieger des Lichts“ (bis 1:47)
Sei wie der Fluss, der eisern ins Meer fließt
Der sich nicht abbringen lässt egal wie schwer´s ist
Selbst den größten Stein fürchtet er nicht
Auch wenn es Jahre dauert, bis er ihn bricht
Und wenn Dein Wille schläft, dann weck ihn wieder
Denn in jedem von uns steckt dieser Krieger
Dessen Mut ist wie ein Schwert
Doch die größte Waffe ist sein Herz.

Lasst uns aufstehn
Macht Euch auf den Weg
An alle Krieger des Lichts
An alle Krieger des Lichts
Wo seid Ihr
Ihr seid gebraucht hier
Macht Euch auf den Weg
An alle Krieger des Lichts
An alle Krieger des Lichts
Das hier geht an alle Krieger des Lichts

Hab keine Angst vor Deinen Schwächen
Fürchte nie, Deine Fehler aufzudecken
Sei bedacht, beruhigt und befreit
Sei auch verrückt von Zeit zu Zeit
Lass Dich nicht täuschen, auch wenn´s aus Gold ist
Lass Dich nicht blenden, erst recht von falschem Stolz nicht
Lerne vergeben und verzeihen
Lerne zu fesseln und zu befreien

Fürkämpfer
Wer setzt sich ein für uns? Wer kämpft für uns? Wer gewinnt für uns?
Jeden Tag wir selbst, keine Frage, an den kleinen und großen Fronten unseres eigenen Lebens, um Kleinigkeiten, um Entscheidendes, um Überleben - und manchmal kämpfen, sprechen, schweigen wir auch für andere, an deren Fronten, bescheiden und beharrlich auch an manchen Kriegsschauplätzen unserer großen und kleinen Welt.
Und sind wir selbst auf der Schattenseite, sitzen wir im Dunkeln, in den eigenen Schwächen, in den allgemeinen Verrücktheiten, seelenwund, und wollen nicht mehr kämpfen um uns, ums Leben, lebensmüde geworden vom ewigen Gegenwind, vom aufgezwungenen Minimalismus, und können nicht mehr kämpfen, sind kraftlos.
Wer kämpft dann für uns? Wer setzt sich für unser Leben ein? Wer gewinnt uns wieder?
Es sind die, die uns lieben, egal, wie wir aussehen, wer wir sind, was wir tun; die uns lieben, weil wir sind. Deren größte Waffe ist ihr Herz, deren Schwert ist der Mut für uns, selbst den schwersten Weg zu dir fürchten sie nicht, sie machen sich auf den Weg, von Gott erkoren, kommen, befreien, gewinnen dich, geben Licht, lieben, sind kleine Krieger des Lichts, geschickt, wie Christus, ja sind Christus selbst mit jenem seinem guten und achtsamen Wort, das Seelen heilt, das Wort, das Gottes Trost und Liebe entspringt und hat. Wir singen:
Strophe 3:
Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie sau’r er sich stellt,
tut er uns doch nicht;
das macht, er ist gericht’:
ein Wörtlein kann ihn fällen.

Direkt anschließend: Silbermond: „Keine Angst“ (bis 2:22)
Bisher war mein Leben wie ein Teufelskreis
und jedes Warten vergebens auf den Tag, der mich befreit
Doch seit heute hörst du die Geister munkeln die ganze Straße entlang
ich tappe jahrelang im Dunkeln, jetzt gehen die Scheinwerfer an
Der schwere Schatten fällt
und es wird hell ..

Alle Türen waren verschlossen
stand mit dem Rücken zur Wand
Jetzt stehen sie speerangelweit offen
ich hab die Schlüssel in der Hand
ich wollt, meine Zukunft nicht erleben
und noch gestern hatte ich Angst davor
doch heut bin ich verliebt ins Leben
weil ich die Furcht davor verlor
Ich bin gefasst wie nie
auf das was vor mir liegt...

Ich bin bereit
Egal was noch kommt
und was du verlangst von mir
ich stell mich dir ganz
Ich hab keine Angst vor dir

Teufelskreis
Und je größer der Teufelskreis wird, jener, in den Menschen erst unbemerkt, ungewollt, fahrlässig geraten, in den sie immer mehr wie versinken und untergehen, um nie mehr daraus aufzustehen, ein Teufelskreis aus Angst, Fehlern, Rückzug, Lügen und falschem Trost. Je stärker die Welt voll Teufel ist, voller kleiner und größerer Worte, Gedanken, Sätze, Bilder, Taten, Grimassen, Verzerrungen, Trugbildern, falschen Wünschen und dumpfen Sehn-Süchten, die uns Angst machen, die feindlich sind, die uns etwas anhaben, die uns unser Leben kaputt reden und machen.
Desto kleiner wird das Wörtlein, das uns befreit, desto kleiner macht sich Gott, der in jenen Wörtlein ist und spricht, desto stärker, desto menschlicher, desto aufopfernder, desto mehr hinein in den Teufelskreis kommt Christus, die liebende Macht dieses Wortes, die ohnmächtige Macht Gottes, dass paradox der Teufelskreis aufbricht, Licht in ihn hineinschimmert, die Angst vertrieben weicht, die Seele befreit wir das Leben wieder gewinnen. Wir singen:
Strophe 4:
Das Wort sie sollen lassen stahn
und kein’ Dank dazu haben;
er ist bei uns wohl auf dem Plan
mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
lass fahren dahin,
sie haben’s kein’ Gewinn,
das Reich muss uns doch bleiben.

Direkt anschließend: Silbermond: „Nach Haus“ (bis 2:30)
Ruhig und königlich liegst du hier vor mir
Deine Anmut ist schon zu sehn von hier
Du wirst sie nie verlieren

Ich war so lange weg, das trägst du mir nicht nach
Du empfängst mich doch noch mit offenen Armen
Mit offenen Armen

Ich komm nach Haus
Ich komm nach Haus

Wir beide kennen uns gut, besser als gedacht
Durch deine Straßen zogen wir so manche Nacht
Du hast mich bewacht

Und jetzt zeigst du mir, dass wir uns nie verlieren
Was uns verbindet, das krieg ich nur bei dir
Nur bei dir

Ich komm nach Haus
Ich komm nach Haus

Zurück nach Haus
Zurück nach Haus

Heimatwort
Das Wort, in dem Christus wohnt, in dem Gottes Liebe zu den Menschen sich angesiedelt hat und wohnt, für uns jederzeit mutig bereit; das Wort, das in tausend Worten wohnen kann und still ist wie die Ewigkeit, hat seinen Lauf genommen, nimmt seinen Lauf, wird gesagt, von Ohr zu Ohr, von Seele zu Seele. Ist immer da. Es bringt, was es verspricht.
Es liegt ruhig und königlich vor uns, seine Anmut ist von ferne schon zu sehen. Es trägt uns nichts nach und empfängt uns mit seinem offenen Wort-Armen. Wir kennen es und oft waren wir ihm schon nah. Es ist groß und hat uns bewacht und wir werden es nie verlieren. Es gibt uns das, was wir brauchen, das, was wir sind, wer wir sind. Wir sind bei ihm daheim. Wir wohnen in diesem Wort ein. Es ist unser Reich.
Alles könnten wir verlieren, uns selbst und das, was uns lieb und teuer ist; wir könnten es sogar alles sein lassen und wir spürten im tiefsten Verlust: Unser Leben hängt doch nicht daran. Wir würden scheinbar verlieren und das Wort würde uns retten, auffangen, Leben sein. Wir würden immer wieder zurück kommen, eingeholt werden von ihm, vom einem Wort:
Das Christus spricht, das Leben schafft und uns erhält, das für uns kämpft und uns gewinnt, das uns sicher in sich birgt, das guter Zufluchtsort ist gegen all das Böse. Dass nichts passiert.