Predigt an der Konfirmation 2014
Verbinden
Ein Klick und das SMS, das Mail ist
weg. Keiner weiß genau, wie es den Weg durch all den Wirrwarr findet, es
erscheint aber auf dem Display des anderen. Er liest, was sie geschrieben hat.
Beide verbunden durch ein paar Worte. Dauerverbunden durch digitale Technik,
durch Facebook und Handy. Und doch manchmal so abgeschnitten, unverbunden,
allein, allein im Zimmer, im Herzen, auf der Welt.
Überall, wo Menschen sind, gehen sie
Verbindungen ein, ein Blick verbinden mit dem, was man sieht; eine Berührung
mit dem, was man anfasst; ein Wort mit dem, den man es sagt. Abermillionen
kleine Verbindungen, wie fein gesponnene lose Fäden, nette, zart und zerbrechliche.
Menschen verbinden, verbinden sich, binden Fäden zusammen, werden fest
gebunden, binden Schuhe, entbinden Kinder. Es gibt Zweckverbindungen auf Zeit,
Liebe auf den ersten Blick, ewige Verbindungen, weil das Blut des einen in den
Adern des anderen fließt, es gibt berufliche Verbindungen, vertraglich
geregelt, es gibt Zugverbindungen, es gibt unheilvolle Verbindungen, und:
Freundschaft und Liebe.
Verbindungen werden geknüpft,
erhofft, gepflegt, gelöst, manche Verbindungen sind unerklärlich unsichtbar,
manche tun weh, und nicht wenige Menschen leben leider verbindungslos, zu sich,
zu andren, zu Gott; und: es gibt Freundschaft und Liebe. Es gibt Bündnisse, wie
die Bundesrepublik oder den DFB, es gab das grüne Band der Sympathie, es gibt
Verbundstoffe und Gottes Bund mit den Menschen, die Bibel sein Bundesbuch, und:
Es gibt Freundschaft und es gibt die Liebe.
Gott verbunden
In der Konfizeit seid ihr
unwillkürlich eine Verbindung eingegangen, alle, die daran näher oder ferner
beteiligt waren, alle, die hier sitzen. Ihr bald Konfirmierte verbunden durch
die gleiche Zeit und den gleichen Raum, zu denen ihr euch traft, verbunden
durch eine Einladung zu Anmeldung im letzten Sommer, verbunden durch die
Themen, den Unterricht, die Gottesdienste, die Lieder, die Gebete, heute durch
diesen Gottesdienst.
Verbunden seid ihr. Mit den Teamern,
die Zeit euch schenkten und Liebe; verbunden mit den Ortsältesten, die sich Gedanken
machten, verbunden, mit denen, de hier ein- und ausgehen, die man Gemeinde
nennt, auch ein bisschen mit mir. Verbunden mit Gott? Das müsst Ihr wissen. Ihr
werdet heute entbunden, entbunden in Freiheit, Gott das zu geben, was er euch
gab, Leben. Ihr sagt zu seinem Ja Eures. Verbindung.
Gottes Leidenschaft ist es,
Verbindungen zu knüpfen, zu halten, zu erneuern. Das macht seine Liebe zu den
Menschen. Er sucht beharrlich de Verbindung zu euch, nicht egal was ihr macht,
aber unabhängig davon. Er heilt beschädigte Verbindungen, er hält unbedingt
fest an Menschen, er hat euch das Leben durch eure Eltern geschenkt, er
verbindet Himmel und Erde für euch, stellt kleine Himmelsleitern auf eure
Alltagserde und lässt Engel zu euren Bündnispartner werden.
Ver-bunden
Das Wort „verbinden“ ist wunderbar doppeldeutig.
Verbinden tun Menschen auch mit Binden, mit einer Mullbinde verbinden Krankenpfleger
einen verwundeten Menschen. Wenn kein Pflaster mehr hilft, hilft eine Binde,
elastisch, weiß, gewickelt um einen blutigen Arm, ein operiertes Schienenbein:
verbunden.
Verbinden durch verbinden. Ein
wunderbarer kleiner Gedanke, zum weiterdenken: Wie verbinden sich Menschen eigentlich
miteinander. Aus Notwendigkeit, aus Zufall, weil sie sich sympathisch finden,
weil sie sich aus heiterem Himmel ineinander verlieben, weil sie sich
füreinander entscheiden, weil sie Gemeinsames erleben, durchleben, planen,
teilen, weil sei an etwas teilhaben, was mehr, größer ist als sie. Von allem
etwas vielleicht. Auf alle Fälle erfahren Menschen im Leben: Verbindungen macht
man und sie werden einem gemacht, geschenkt, bereitet.
Verbinden durch verbinden. Menschen
sind verwundet, an ihren Körpern, äußerlich, und an ihren Seelen, innerlich.
Ich glaube, die inneren Wunden sind die schlimmeren, schmerzhafte Erfahrungen,
Missachtung, nicht geborgen sein, Angst, Ausgrenzung, Hoffnungslosigkeit. Es
gibt viel zu viel davon. Aufzählen geht nicht. Aber deswegen: Seelenwunden
verbinden, heilsam auf sie einwirken, sie heilen. Und das schafft Verbindung.
Seelenverbindung.
Gott achtet auf Seelen, was um sie
herum ist, ist für ihn nicht entscheidend. Er schaut auf Seelen, auf das Innerste
von uns, auf uns selbst. Sie sind für ihn kostbar. Er leidet jede Wunden mit,
die an Seelen geschieht und er möchte jede Seelenwunde heilen, durch
bedingungslose Zuwendung, durch tröstende Worte, durch eine Gemeinschaft von
Menschen, die bereit sind, Leben in aller Tiefe und Höhe miteinander zu teilen.
Er möchte jede Seelenwunde verbinden, mit göttlicher Liebe umhüllen, heilen,
neue Seelenhaut wachsen lassen und schützen. Auch eure. Gott verbindet sich selbst
mit euch. Amen.