Montag, 12. Mai 2014

Ver-Bunden



Predigt an der Konfirmation 2014

Verbinden
Ein Klick und das SMS, das Mail ist weg. Keiner weiß genau, wie es den Weg durch all den Wirrwarr findet, es erscheint aber auf dem Display des anderen. Er liest, was sie geschrieben hat. Beide verbunden durch ein paar Worte. Dauerverbunden durch digitale Technik, durch Facebook und Handy. Und doch manchmal so abgeschnitten, unverbunden, allein, allein im Zimmer, im Herzen, auf der Welt.
Überall, wo Menschen sind, gehen sie Verbindungen ein, ein Blick verbinden mit dem, was man sieht; eine Berührung mit dem, was man anfasst; ein Wort mit dem, den man es sagt. Abermillionen kleine Verbindungen, wie fein gesponnene lose Fäden, nette, zart und zerbrechliche. Menschen verbinden, verbinden sich, binden Fäden zusammen, werden fest gebunden, binden Schuhe, entbinden Kinder. Es gibt Zweckverbindungen auf Zeit, Liebe auf den ersten Blick, ewige Verbindungen, weil das Blut des einen in den Adern des anderen fließt, es gibt berufliche Verbindungen, vertraglich geregelt, es gibt Zugverbindungen, es gibt unheilvolle Verbindungen, und: Freundschaft und Liebe.
Verbindungen werden geknüpft, erhofft, gepflegt, gelöst, manche Verbindungen sind unerklärlich unsichtbar, manche tun weh, und nicht wenige Menschen leben leider verbindungslos, zu sich, zu andren, zu Gott; und: es gibt Freundschaft und Liebe. Es gibt Bündnisse, wie die Bundesrepublik oder den DFB, es gab das grüne Band der Sympathie, es gibt Verbundstoffe und Gottes Bund mit den Menschen, die Bibel sein Bundesbuch, und: Es gibt Freundschaft und es gibt die Liebe.


Gott verbunden
In der Konfizeit seid ihr unwillkürlich eine Verbindung eingegangen, alle, die daran näher oder ferner beteiligt waren, alle, die hier sitzen. Ihr bald Konfirmierte verbunden durch die gleiche Zeit und den gleichen Raum, zu denen ihr euch traft, verbunden durch eine Einladung zu Anmeldung im letzten Sommer, verbunden durch die Themen, den Unterricht, die Gottesdienste, die Lieder, die Gebete, heute durch diesen Gottesdienst.
Verbunden seid ihr. Mit den Teamern, die Zeit euch schenkten und Liebe; verbunden mit den Ortsältesten, die sich Gedanken machten, verbunden, mit denen, de hier ein- und ausgehen, die man Gemeinde nennt, auch ein bisschen mit mir. Verbunden mit Gott? Das müsst Ihr wissen. Ihr werdet heute entbunden, entbunden in Freiheit, Gott das zu geben, was er euch gab, Leben. Ihr sagt zu seinem Ja Eures. Verbindung.
Gottes Leidenschaft ist es, Verbindungen zu knüpfen, zu halten, zu erneuern. Das macht seine Liebe zu den Menschen. Er sucht beharrlich de Verbindung zu euch, nicht egal was ihr macht, aber unabhängig davon. Er heilt beschädigte Verbindungen, er hält unbedingt fest an Menschen, er hat euch das Leben durch eure Eltern geschenkt, er verbindet Himmel und Erde für euch, stellt kleine Himmelsleitern auf eure Alltagserde und lässt Engel zu euren Bündnispartner werden.

Ver-bunden
Das Wort „verbinden“ ist wunderbar doppeldeutig. Verbinden tun Menschen auch mit Binden, mit einer Mullbinde verbinden Krankenpfleger einen verwundeten Menschen. Wenn kein Pflaster mehr hilft, hilft eine Binde, elastisch, weiß, gewickelt um einen blutigen Arm, ein operiertes Schienenbein: verbunden.
Verbinden durch verbinden. Ein wunderbarer kleiner Gedanke, zum weiterdenken: Wie verbinden sich Menschen eigentlich miteinander. Aus Notwendigkeit, aus Zufall, weil sie sich sympathisch finden, weil sie sich aus heiterem Himmel ineinander verlieben, weil sie sich füreinander entscheiden, weil sie Gemeinsames erleben, durchleben, planen, teilen, weil sei an etwas teilhaben, was mehr, größer ist als sie. Von allem etwas vielleicht. Auf alle Fälle erfahren Menschen im Leben: Verbindungen macht man und sie werden einem gemacht, geschenkt, bereitet.
Verbinden durch verbinden. Menschen sind verwundet, an ihren Körpern, äußerlich, und an ihren Seelen, innerlich. Ich glaube, die inneren Wunden sind die schlimmeren, schmerzhafte Erfahrungen, Missachtung, nicht geborgen sein, Angst, Ausgrenzung, Hoffnungslosigkeit. Es gibt viel zu viel davon. Aufzählen geht nicht. Aber deswegen: Seelenwunden verbinden, heilsam auf sie einwirken, sie heilen. Und das schafft Verbindung. Seelenverbindung.
Gott achtet auf Seelen, was um sie herum ist, ist für ihn nicht entscheidend. Er schaut auf Seelen, auf das Innerste von uns, auf uns selbst. Sie sind für ihn kostbar. Er leidet jede Wunden mit, die an Seelen geschieht und er möchte jede Seelenwunde heilen, durch bedingungslose Zuwendung, durch tröstende Worte, durch eine Gemeinschaft von Menschen, die bereit sind, Leben in aller Tiefe und Höhe miteinander zu teilen. Er möchte jede Seelenwunde verbinden, mit göttlicher Liebe umhüllen, heilen, neue Seelenhaut wachsen lassen und schützen. Auch eure. Gott verbindet sich selbst mit euch. Amen.

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