Predigt am 7. Sonntag nach Trinitatis (15. Juli 2018)
zu „Gottes Geschöpfe, kommt zuhauf!“ (EG 514)
zu „Gottes Geschöpfe, kommt zuhauf!“ (EG 514)
Gemeinde
singt Strophen 1 und 2
1) Gottes Geschöpfe,
kommt zuhauf! Halleluja,
Lasst brausen hoch zum
Himmel auf: Halleluja!
Du Sonne hell mit goldnem
Strahl, Halleluja,
Mond leuchtend hoch vom
Himmelssaal, Halleluja.
Singt ihm Ehre! Singt ihm
Ehre! Halleluja.
2) Du Sturm, der durch
die Welten zieht, Halleluja,
du Wolke, die am Himmel
flieht, Halleluja.
Du Sommers junges
Morgenrot, Halleluja,
du Abendschein, der
prächtig loht, Halleluja.
Singt ihm Ehre! Singt ihm
Ehre! Halleluja.
Lob
Unser Lied geht zurück auf den Sonnengesang
des Franz von Assisi. Es ist ein Gebet, ein Lied, ein Hymnus. Franz von Assisi
soll diesen Sonnengesang 1224 geschrieben haben und er soll ihm bei seinem Tod
ein Jahr später 1225 vorgesungen worden sein.
Am Kranken – und Todesbett also klingt das
Lied und ruft es zusammen. Alle sollen kommen. Die ganze Schöpfung soll kommen:
Sonne, Mond, der Himmelsaal, Sturm, Wolken, das Morgenrot, der Abendschein, die
Wasserbäche, die Flammen, die Mutter Erde, die Blumen, die Früchte, die Herzen,
die Leidtragenden, der Tod. Alles wird zusammengerufen, zu einem Haufen, zu
einem einstimmigen Chor. Unglaublich wie alles in Bewegung gerät, wie sich
alles neigt, die Herzen emporhebt. Es muss ein Lied, ein Lob, ein Klang sein,
der alles durchdringt, beseelt. Und wir mittendrin. Wenn wir es singen. Wenn
wir „Du“ sagen, „Du Sonne“, „Du, Sturm,“ „Du Abendschein“. Wenn wir im Herzen
berührt die Schöpfung ansprechen und zusammenrufen, ein Loblied anzustimmen,
ein Lob zu singen. Vielleicht Franz von Assis gleich, wenn uns das Leben dunkel
kommt.
Erst am Ende, am Ende des Liedes wird
genannt, wer der Adressat des Lobes ist, wohin das Lob dringen soll. Es ist
eigentlich aber von Anfang an, seit dem ersten Ton, klar: Gott, „Vater und Sohn
und Heiligen Geist … dreieinig, heilig, hochgepreist“. Ihm, dem alles
umspannenden Schöpfer der Welt, dem Schöpfer der Menschen, dem Schöpfer von uns
gilt das Lob. Gott hat alles geschaffen, er hat alles wunderbar geschaffen und
so legt alles Zeugnis davon ab, wie wunderbar es geschaffen ist, so lobt alles
Gott für sich und verweist sofort auf den einen. Und dieses Lob muss singen,
muss erklingen. Vierzehn Mal singen wir von seiner Ehre. Achtunddreißig mal singen
wir Halleluja. Es soll uns wirklich eingehen. Eine Schöpfung, die voller
Gotteslob ist. Und wir, unsere Herzen, mittendrin. Wir fordern uns im Einsingen
in die Schöpfung selber auf, Gott zu loben, unsere Herzen empor zu heben, zu
sehen, zu spüren, in sich nach draußen das ehrwürdigste zu erkennen: Ich bin
Lob, ich bin Lob Gottes. Halleluja.
Gemeinde
singt Strophe 3 und 4
3) Ihr Wasserbäche, klar
und rein, Halleluja,
singt euer Loblied ihm
allein, Halleluja.
Du Feuers Flamme auf dem
Herd, Halleluja,
daran der Mensch sich
wärmt und nährt, Halleluja.
Singt ihm Ehre! Singt ihm
Ehre! Halleluja.
4) Du, Mutter Erde, gut
und mild, Halleluja,
daraus uns lauter Segen
quillt, Halleluja.
Ihr Blumen bunt, ihr
Früchte treu, Halleluja,
die Jahr um Jahr uns
reifen neu, Halleluja.
Singt ihm Ehre! Singt ihm
Ehre! Halleluja.
Segen
Das Lied, der Sonnengesang kommt zum
Menschen. Der Mensch darin zu sich. Erst ist nur von der Schöpfung die Rede,
aber sie ist schon und von Anfang an angesprochene Schöpfung, ein Du, bezogen
auf jemanden. Dann wird gesungen von des Feuers Flamme, daran der Mensch sich
wärmt. Und gleich werden wir singen von unseren Herzen, besonderen Herzen.
Das Lob Gottes öffnet die Augen. Die Augen
für die Güte der Schöpfung: hell, golden, leuchtend, hoch oben, durchlebt,
fließend, bewegt, jung rot, lodernd prächtig, klar und rein, bunt. Die
Schönheit der Schöpfung, im Bewusstsein, sie kann auch hässlich werden, berührt
unsere Augen, schmeichelt uns, umwebt uns mit einem Wohltun zwischen Anmut,
Gehaltensein, Ehrfurcht und Genuß. Aber noch mehr: Des Feuers Flamme wärmt und
nährt. Wir leben von der Schöpfung. Die Mutter Erde ist gut und mild, nicht an
sich, sondern zu uns, für uns. Die Früchte sind treu, sie halten uns die Treue
in ihrem stets neuen Wachstum, in ihrer natürlichen Hingabe, die uns dann zum
Leben wird. Und die Früchte reifen Jahr und Jahr neu, keine Endlichkeit,
sondern ein Stück zyklischer Ewigkeit, die uns zu Nutz sein darf und soll.
Und dann als Mittelpunkt, wo sich Schöpfung
und Mensch treffen, in der Strophe, die genau in der Mitte der 7 Strophen
steht, das gesungene Wort Segen, lauter Segen, der aus der Schöpfung quillt,
für die Augen, den Magen, die Sinne, das Anfassen, das Riechen, das Staunen,
das Davonleben. Unser Loblied, da Loblied der Schöpfung hat seine Mitte im
Segen. Alles ist uns zum Segen geschaffen, dafür ist Gott zu loben, dafür, dass
er uns erhält, zu Essen gibt, nährt an Leib und Seele, dafür loben wir ihn und
loben wir die Schöpfung. Und weil der Segen unverfügbar ist, weil er wie alles,
was wir aus dem Herzen loben, Geschenk ist, ist auch die Schöpfung Geschenk und
etwas Unverfügbares. Und darin wohnt eine ganz bestimmte Dramatik des Lebens.
Gemeinde
singt Strophe 5 und 6
5) Ihr Herzen, drin die
Liebe wohnt, Halleluja,
die ihr den Feind
verzeihend schont, Halleluja.
Ihr, die ihr traget
schweres Leid, Halleluja,
es Gott zu opfern still
bereit, Halleluja.
Singt ihm Ehre! Singt ihm
Ehre! Halleluja.
6) Du, der empfängt in
letzter Not, Halleluja,
den Odem mein, o Bruder
Tod, Halleluja:
Führ Gottes Kinder
himmelan, Halleluja,
den Weg, den Jesus ging
voran, Halleluja.
Singt ihm Ehre! Singt ihm
Ehre! Halleluja.
Guter
Tod
Bevor unser Lied in ein verklärendes „Es ist
alles gut“ verklingt, eigentlich blass und stumm wird, bricht in es die
Realität, die harte Wirklichkeit ein. Jene Wirklichkeit, die von Streit,
Feinden, Verletzungen, Leid, Schmerz und Tod kündet. Davon ist auch zu singen,
auch das gehört ins Lob genommen, auch wenn es schwerfällt, auch wenn es einem
fast paradox vorkommt. Vielleicht ist Lob vollkommen, wo es auch das in sich
trägt, worüber zu klagen ist.
Der Ort dafür sind unsere Herzen. Jene
Herzen, in die hinein Gott das geschaffen, gelegt hat, was Leben im Innersten
zusammenhält, was Leben lebenswert macht, was uns birgt, tröstet, stärkt, am
Leben hält: die Liebe. „Ihr Herzen, drin die Liebe wohnt, Halleluja.“ Und dann
singen wir von dem, was in diesem Herzen auch ist: verletzt ist es, verzeihen
möchte es, den Feind verschonen, es möchte lieben. So ein Herz ringt sich zum
Lob durch, lobt Gott für seine Liebe, die diese Kraft zum Verzeihen und
Verschonen dem Herzen schenkt. Und noch tiefer singen wir: wir singen vom Leid,
von eigenen Leid, und wenn wir im Lied die Schöpfung zusammenrufen, dann singen
wir im Chor jener seufzenden Schöpfung, singen wir im Chor der Leidtragenden.
Und es hat tiefe Wahrheit, gerade das nicht
auszusparen, sondern auch so Gott zu loben, nicht für das Leid, aber im Leid.
Darin auch etwas von Gott entdecken zu wollen, bereit zu sein, darin ein Opfer
zu erblicken, etwas was widerwillig, schmerzvoll, aber doch dahingegeben wird.
Und als sei das nicht genügend mutet uns das
Loblied den Tod zu. Du, Tod, sollst Gott loben. Wer mag mit dem Tod schon per
Du sein? Wer mag ihn seinen Bruder nennen? Der Tod, von dem das Lied singt, ist
aber nicht der schreckliche Tod, der alles zunichtemachende Tod. Der ist doch
von Christus besiegt. Der Tod, der Gott loben soll, den wir zu Gott hin loben
soll, ist ein anderer. Er ist empfängt unseren letzten Atemzug. Er führt uns
himmelan, er geht mit uns den Weg Jesu nach. Dieser Tod nennt uns Kinder Gottes
und führt uns zu Gott. Er ist ein Gefährte der Neuschöpfung nach dem leiblichen
Tod und so gehört er zur Schöpfung selbst dazu, ja er ist Bestandteil der neuen
Welt, des Reich Gottes, das von Anbeginn von Gott geschaffen ward und uns zu
seinen Kindern machen möchte. So ist der Tod Teil des Lobes und so gibt unser
Lob Gott wirklich die Ehre, er gibt dem alle Ehre, der Christus und uns alle neu
werden lässt, auferstehen lassen wird ihm zum ewigen Lob, zu dem wir im Chor
aller schon immer geschaffen sind.
Gemeinde
singt Strophe 7
7) Ihr Kreaturen, singt
im Chor: Halleluja!
Hebt euer Herz zu Gott
empor, Halleluja.
Vater und Sohn und Heilgem
Geist, Halleluja,
dreieinig, heilig,
hochgepreist, Halleluja,
sei die Ehre, sei die
Ehre! Halleluja.