Dienstag, 13. November 2012

Herbst



In der naßkalten Jahreszeit senken Haslacher wie viele Menschen, wenn sie draußen sind, ihren Kopf mit leicht eingezogenem Genick eher Richtung Boden. Der Himmel ist ja grau und um einen herum ist es ungemüt­lich. Auf dem Boden draußen kann man dann alles Mögliche sehen. Ich schätze mal ziemlich viel ärgerlichen Müll und Abfall. Aber auch – ge­rade jetzt in diesen Tagen – noch anderen Abfall: bunte kleine und grö­ßere Laubblätter.

Je nach dem, wie betoniert die Umgebung ist, in der man gerade kopf­gesenkt geht, liegt kaum, weniger oder sogar viel Laub - und je nach dem, wie eifrig die Menschen mit ihren Laubrechen waren. Laub erinnert einen natürlich an die vielfältigen Grün- und Brauntöne der Blätter, als die noch im Baum hingen; an die goldenglänzenden Momente, wenn die Sonne einen fast entlaubten Baum durchstrahlt und an die Freude der Kinder, wenn sie in einen großen Laubhaufen springen, oder an unsere tiefe Beseeltheit, wenn wir durch ein vom Laub ganz und gar bedeckten Wald gehen.

Laub und die gefallenen, langsam verfallenden Blätter erinnern natürlich auch an die schmerzliche Vergänglichkeit des Lebens: dass wir gebrechlicher werden, irgend­wann, dass andere sterben und gehen; dass alles irgendwie vergeht und nicht ewig bleibt, auch das Glück. Die meisten Bäume lassen ihre Blätter fallen, weil sie sich für den Winter rüsten. Es wird kalt werden und es wird für die Wurzeln spürbar weniger Wasser geben. Das wenige Wasser im Baum darf nicht auch noch auf den Blätter verdunsten. Der Baum braucht es überlebensnotwendig für sich. So gerüstet kann der nächste Frühling kommen.

Herbst, das nasskalte Wetter und der Advent, die fallenden Blätter, das Laub auf Haslacher Böden können uns auch daran erinnern: Zeit des Rüstens. Zeit, Eigenes, aber Unnötiges abzuwerfen, sich auf das Lebensnotwendige konzentrieren, Kraft kommen lassen, damit wieder Lebensfrühling wird. Es ist ein bisschen tragisch, dass wir in der Zeit, in der wir „Kraft kom­men lassen“ sollen, am meisten Kraft aufwenden und lassen: Die Ad­ventszeit und auch das danach kommende Weihnachtsfest bringt uns an den Rand unserer Kraftreserven. Es ist ein Riesenaufwand. Dabei meint Advent die Kraftanstrengung Gottes. Er macht sich auf den Weg, seine Kraft sollen wir zu uns kommen lassen. Ab und zu könnten Haslacher Köpfe - auch wenn´s ungemütlich ist – sich im herbstlichen Advent nach oben, Richtung Gott strecken, erheben. Gott beschütze Sie

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