Dienstag, 30. Dezember 2014

Wo Gottes Herrlichkeit aufleuchtet



Predigt an Neujahr 2015 (1.1.2015) zur Jahreslosung 2015

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
 (Römer 15, 7)

Da geschieht Lob Gottes
Die Welt, die Menschen drauf, ist voller Lob, voller Lob Gottes. Nur wir hören, sehen es manchmal nicht. Nicht richtig. Es geht ein wenig unter in all den anderen Tönen, Klängen, Sichtweisen, Fragen, Dunkelheiten. Gott hat alles zusammen geschaffen mit dem Sinn für sich und zu seinem Lob. Seit dem ersten Schöpfungstag liegt auf der Welt und ihrer Menschen Gottes Prädikat, Gottes Sicht auf sie, eine Sicht, die seine Ehre und unser Wohl umfasst, jenes Prädikat vor allem: Es ist sehr gut. Du, Welt bist es. Du, Mensch bist es.
Und Gott sieht immer wieder und immer wieder seine Welt und uns Menschen genau so an, und dort, wo dieser Blick von der Welt und von seinen Menschen erwidert wird, wo seine Liebe unsere Sprache, unsere Tat findet. Dort, wo jenes „Es ist sehr gut“ erfüllt wird, wo es gesehen, gesagt, gelebt wird; dort, wo Menschen ihrer eigenen von Gott zugedachten, göttlichen Bestimmung ansichtig werden, sie in Momenten leben, wo Gottes Herrlichkeit, sein liebevoller Schöpfungswille aufleuchtet, dort ist Lob Gottes.
Dort loben Welt und Menschen Gott, allein durch ihr ihm entsprechendes Dasein, allein dadurch, dass sie wunderbare Antwort auf Gottes Anfrage sind, und dort bricht sich dieses Lob, diese zarte Verherrlichung Gottes in Menschen Leben Bahn, wird still ein Dankgebet gesprochen, singen Menschen zusammen alte Loblieder, reicht ein gewisses Lächeln in den Himmel, taucht ein Moment auf, in dem klar ist, wozu und wohin wir unterwegs sind. In stillen Stunden können wir jenen vollen Lobgesang der Kinder Gottes hören, sehen, ein Teil davon sein.

Ins Licht gestellt
Jesus Christus selbst war uns ist Gottes Lob. Er ist Gottes Antwort auf all seine und unsere Fragen. In seinem Leben, von Anfang bis Ende, liegen Bestimmung und Sinn, Herrlichkeit und Liebe Gottes für seine Menschenkinder. Er ist Gottes wiederholtes und endgültiges Prädikat für alle, jenes „Sehr gut“. Jesus sah und sieht Menschen in diesem Ersten und Letzen Prädikat sein und leben.
Jesus sah und sieht Menschen immer in Gottes Licht, schon immer in seiner Herrlichkeit, in seinem Lob. Jesus kann gar nicht anders. Er weiß um all das Dunkle, Zweifelhafte, um all das Zerrissene, um all das unsere Seelen Durchfurchende, um all die Abgründe, Gemeinheiten, um die Abwege und Irrwege; er hat sie alle am eigenen Leben und Leib erfahren, durchlitten.
Und dennoch sieht er Menschen als solche an, die vom Licht Gottes beschienen sind, in denen sich seine Bestimmung erfüllt, die in sich jenes von Gott gegebene Fünklein voller Liebe tragen. Das will er annehmen, vorab und vorweg. Er sieht immer mehr und für seine Ohren und Augen, für seine Gott erfüllten Sinne schwingt die ganze Welt bis heute in allen Dissonanzen als ein großer Ton des Lobes Gottes.
Es wäre: als nähme er uns an, an sich heran; als nähme er uns, immer wieder da, wo wir sind, leben, tun, lassen sündigen, versuchen, lieben, wie in seine Hände und würde uns - so sehr Gott im Sinn  - in, in dessen Horizont stellen, uns hineinnehmen in Gottes Liebe und ihr Licht, so dass es gar nicht anders geht: An uns leuchten auf etwas von Gottes wunderbarer Herrlichkeit, wir sind Lob Gottes.

Sich herrlich ansehen
Sich selbst und die anderen in diesem Lichte Gottes sehen, verstehen, hören, denken, in ihnen zuerst und immer ein Stück der göttlichen Herrlichkeit annehmen, vermuten wollen, entdecken, suchen. in uns und ihnen sehen, wie Jesus Christus schaut und wie Jesus Christus geschaut wird, seinem Blick folgen und ihn sehen … Das ist alles andere als leicht.
Es ist Aufgabe, Herausforderung, Zumutung.
So vieles mag uns den Blick verstellen, trüben, ablenken, auf uns und andere; so wenig mag sichtbar sein von jener Herrlichkeit, so verzerrt, verdunkelt, so fern, so ungewohnt, so total anders, so unterschieden, mag das sein, was wir sehen, dass wir darin kaum noch etwas, nein gar nichts von Gott, seinem Schöpfungswillen, seiner Bestimmung, dem Licht, der Herrlichkeit, von Lobenswertem sehen, erkennen können.
Und trotzdem dann annehmen, sehen: Wir stehen im Licht Gottes, von Gott dorthin gestellt. Immer wir beide sind von Gott angenommene Geschöpfe. Und trotzdem dann annehmen für den anderen und für mich: Wir sind immer, immer noch und unverrückbar Kinder Gottes. Und trotzdem dann annehmen und einander im Lichte Gottes wahrnehmen, in mir und im anderen Gottes herrliche Liebe lebendig sehen, Christus schemenhaft erblicken, jeder ein kleines wunderbares Stück vom Reich Gottes.

Amen
Und in Stille zu sich, in Worten und Gesten zum anderen Amen sprechen, ja: So sei es. So sind wir, du und ich, bevor wir beide überhaupt wo sind und wann werden; Amen, so ist es: wir von Gottes Liebe beschienene Menschen. Das anerkennen, darin einwilligen: Das ist die einzig legitime Existenzform von uns beiden, jenes „Sehr gut“, jenes, was uns, bevor wir tun und lassen, handeln, annehmen, zögern, zweifeln, mutig sind, schon immer zum Lob füreinander macht. Amen.

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