Predigt zur Christmette 2013
(24.12.13)
Besonders
Heiligabend, Weihnacht. Eine
besondere Nacht. Ein besonderer Abend. Heute. Jetzt. Eine besondere Nacht im
Meer als unsere Nächte, der vielen, unzähligen, erlebten, der normalen und
mancher besonderer Nacht, besonders für uns, besonders schön, schwer, einsam,
gemeinsam, tief und wach. Besonders geworden für uns wie damals, wie damals für
die Hirten die eine Nacht zur Nacht der Nächte wurde. Als sie des Nachts ihre
Herde hüteten, sich für sie der Himmel öffnete, Engel ihnen die Geburt des
Retters sagten, sie zur Krippe kamen, ihr Leben neu entdeckten, das Wort davon
ausbreitete und wieder zurückkehrten. Sie werden diese eine Nacht nie
vergessen. Sie wurden andere, andere als vorher, andere Menschen als vor jener
Nacht, die eigentlich zuerst nur eine von vielen Nächten war.
nachts
Ruhig und still ist es nachts, soll
es sein, immer ruhiger, weniger schnell, weniger betriebsam. Der Abend soll
darauf vorbereiten, zur Ruhe kommen, den Tag abschließen, letzte Dinge machen,
zu Bett bringen, Gute-Nacht-Lieder singen, vorm Fernseher einschlafen, zu Bett
gehen. Die Nacht ist eigentlich zum Schlafen da, zum Ausruhen, zum Entspannen,
zum Kraft schöpfen.
Vielleicht deswegen soll es nachts dunkel
sein, liegt auf allem ein dunkler, manchmal grauer Schleier, ist Abend die Zeit
nach dem Sonnenuntergang und schließen wir im Bett wie aus Sicherheit die
Augen, damit es um uns wirklich Nacht, dunkel werden kann, alles klingt etwas
verzerrter, dumpfer, bis endlich gefunden wird, was man sucht: Den Schlaf.
Aber wie oft kommt er nicht, soll er
nicht kommen oder später. Wir vertreiben uns den Schlaf, machen aus der Nacht
ein Stück vom Tag, leuchten die Dunkelheit aus, machen Geräusche, ziehen uns um
und gehen nach draußen und leben die Nacht, vertagen den Tag bis ins
Morgengrauen. Gezähmt haben wir fast alle Gefahren der Nacht, Dunkelheit ist
schon lange Licht, und still wird es nie. Nur manchmal kommt die Nacht wie ein
Dieb und nimmt uns grausam Atem und Leben.
Im Bett nachts sind wir empfänglich,
vor dem Schlaf und im ihm. Empfänglich für Liebe, für Träume, für ungedachte
Gedanken, für Angst und Schrecken, Sorgen, Pläne, Hoffnung, Bilder. Als würde
das Leben und sein Tag einfach nicht halt machen an unserem Bett, in unserer Nacht,
sondern uns Schlafende bevölkern wollen. Als würde alles äußere Leben nachts
als inneres wiederkehren und wir lebten in der Nacht einen Tag nochmal, anders.
Nachtgeboren
In die Nacht hinein ist Jesus
geboren, ist Gott geboren. Für die Hirten damals, mitten in deren Nacht hinein,
unverhofft, das Leben verwandelnd. Jetzt in dem Moment, in dem selbst Nacht
ist, Heiliger Abend, Weihnacht, ist Jesus geboren, hineingeboren in unsere
Nacht, in all unsere Nächte, unverhofft garantiert, in die schweren wie in die
leichten, in den tiefen wie in den wachen. Diese eine Geburt, die gilt unseren
Lebensnächten. Wie empfänglich sind wir in so vielen Nächten, vielleicht
schlaftrunken, nimmermüde, wird die Nacht zum inneren Leben in uns. Durch jene
eine Nacht sind wir auch empfänglich, empfangen wir in jeder unseren Nacht auch
den einen, Jesus, in all den Träumen, Sorgennächten, in allen kurzen Schlafes
Stunden, in aller unruhigen Ruhe will Gott sich uns geben und wir können ihn
empfangen, nachts, wo er geboren wird:
Er bringt Licht ins Dunkle, in die
schlimmen Träume und zu großen Sorgen, in all Wälzen der Gedanken, das Abwägen,
Versinken ins nächtlich Aussichtslose, in finstere Problemberge. Er spricht in
die manchmal schlimme Stille in uns: Fürchte dich nicht. Er sucht nach Auswegen
aus der Angst, aus der Angst um unser Leben und um das Leben unserer Lieben,
spricht gegen die Furcht vor dem Morgen, den Gespenster der Nacht, dem Pfeifen
im dunklen Wald, vor manchem Nachtmonster, das ganz klein kam und wir nicht mehr
losbekommen. Er bewegt uns nachts nach Bethlehem im Schlaf, vom dunklen Feld des
Lebens hin zur seiner lichten Krippe, weg von allem, was uns bedrängt, hin zu
ihm: uns zu ihm zu stellen, uns zu ihm zu setzen, uns zu ihm zu legen. Vielleicht
schlief einer der Hirte selig erschöpft neben dem Kind in der Krippe ein. Ein
ganz anderer Schlaf. Eine ganz besondere Nacht. Amen.
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