Predigt am 3. Advent (15.12.13)
Offenbarung 3, 1-6
Und dem
Engel der Gemeinde in "Sardes" schreibe: Das sagt, der die sieben
Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke: Du hast den
Namen, dass du lebst, und bist tot. Werde wach und stärke das andre, das
sterben will, denn ich habe deine Werke nicht als vollkommen befunden vor
meinem Gott. 3 So
denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue
Buße! Wenn du aber nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb und du
wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.
Aber du
hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; die werden mit
mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind's wert. Wer überwindet,
der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht
austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor
meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den
Gemeinden sagt!
In Licht getaucht
Wenn uns die Liebe, die Liebe unseres
Lebens begegnet, wie tragisch wäre es, wir würden sie nicht empfangen, wir
würden sie nicht sehen, erkennen, wahrnehmen, wenn wir die Liebe verfehlen.
Der Advent ist ein gut vorbereitete
Zeit, nach und nach läuft alles auf Heilgabend zu. Auch wenn manche sagen, es
wäre ein Geheimnis, ist die Zeit dorthin gut strukturiert: Vier Kerzen an vier
Adventssonntagen: nach und nach angezündet. 24 Türchen: Tag für Tag geöffnet.
24 Kalenderblätter: jeden Morgen umgeblättert. Advent kehrt regelmäßig wieder,
jedes Jahr und mit ihm, für ihn Weihnachten. Ein absehbar Zeit, so sehr
Menschen sie mit Besonderem, mit Sehnsüchten, mit Geschenken,
Liebenswürdigkeiten, mit Spannung und Überraschenden füllen mögen.
Wenn uns die Liebe, die Liebe unseres
Lebens begegnet, dann wird sichtbar, wer sie ist und wer wir sind. Tief geliebt
zu werden, heißt erkannt zu werden und selbst zu erkennen, auch und gerade mit
unseren Schattenseiten. Der Liebe zu begegnen, ist ein stiller und heiliger
Augenblick, überraschend und unverhofft, weil größer als wir, erfüllend und
tief besselend, weil für uns. Tragisch, wenn dieser Moment uns erwischt, wenn
wir unselig schliefen, nicht empfangsbereit und wach wären, wenn wir ihn
spürten, wie ein Dieb in der Nacht; tragisch, wenn wir ihn missverstünden, als
würde er uns etwas rauben, statt mit allem uns zu beschenken; tragisch wenn wir
erschrecken würden, statt uns fürs Leben zu freuen, wenn wir zittern würden vor
Schrecken, statt vor großer glücklich machender Sehnsucht.
Weihnachten könnte uns überraschen in
der Nacht, uns überkommen wie ein Dieb. Wer denkt das schon? Und auch wenn
unsere nach Liebe hungrige Seele der vielen und merkwürdigen Advente und Heilgabende
manchmal müde ist, wenn manchmal man das alles viel lieber verschlafen wollte
oder nur noch totmüde erlebt, bleibt es heilsam dabei: Uns begegnet an
Heiligabend die Liebe, die Liebe Gottes,
die Liebe unseres Lebens.
Das Tote in mir
Die Liebe unseres Lebens liebt das
Leben, unseres. Die Liebe will nicht, was dem Leben entgegensteht. Sie will
nicht den Tod. Advent, so merwürdig es ist: Zeit, das Tote in mir zu bedenken:
Das Tote in mir bedenken, nicht dem
Irrtum erliegen, in mir wäre alles Leben, alles gut, alles auf die Liebe und
Leben ausgerichtet. Es gibt in mir, an mir Totes, Sterbendes; Tage an denen ich
mich wie ausgehöhlt, wie sinnentleert fühle, wo das Aufstehen schwerfällt und
nachts ich keinen Schlaf finde; Momente, wo mir etwas aus dem Ruder läuft, wo
ich das faslche Wort, den falschen Gedanken gewählt habe und sprach; so manches
ist in uns wie Treibholz, Treibolz eines toten Lebens, Abgestorbenes,
Tödliches, was wie Dunkles in unserer Seelengrund schwer liegt und von Zeit zu
Zeit quält und treibt. Unbefleckt waren wir vielleicht am Punkt unserer Geburt,
aber seitdem schon lange nicht mehr, unsere Seele hat dunkle Flecken bekommen,
alte und neue Verletzungen, Wunden, die wir zugefügt bekamen, zugefügt haben,
die da sind.
Wie sehr mag Liebe uns an diesen
Seelenflecken heilen, sie wieder zu Leben bringen, zärtlich beharrlich all das
Treibholz böser Erinnerung aus unserem Leben ausräumen, im Licht der Liebe das
Dunkle erhellen. Sie begegnet uns, diese Liebe, ihr Ruf ist der Ruf zum Leben,
wir überwinden uns und schauen das Tote in mir an, nehmen es wahr, erinnern
uns, wie liebevoll wir geschaffen sind, halten uns klammernd an allen guten
Worten fest und stärken das Tote hin zum Leben, werden lebendiger bereitet.
Ein Brief im Advent
Wie merkwürdig irr ist jeder Advent,
als müssten wir die Welt um uns herum neu erfinden, nur uns müssen wir
erneuern, der Liebe begegnen.
Manche Briefe flattern im Advent in
unsere Briefkästen auf unsere Tische, in unser Leben hinein, regelmäßig
wiederkehrend knüpfen sie manchmal an alte und ferne Begegnung an. Wir lesen sie
flüchtig, bei manchem kommen die Tränen. Hungrig ist unsere Seele nach Liebe.
Ein Brief im Advent, mehr nicht, ist unser Predigttext. Eigentlich könnten wir
froh sein, ihn zu bekommen, an uns als Gemeinde adressiert, für uns alle
geschrieben. Dass er für uns gedacht ist, uns vorgelesen werden soll, ist schon
Vorbereitungchance genug, ohne ihn wäre es leerer auf dem Weg. Es ist ein
Liebesbrief denn.
Er stellt weiße Kleider in Aussicht,
er legt sie in unserem Advent bereit, sie anzuziehen, mit ihnen angetan zu
werden. Wir dürfen uns in ihnen kleiden, bergen mit Sorgen und Fragen, mit:
Wohin treibt es mich; einfach hineinbergen als wären sie ein Wörterkleid Gottes
und so der Liebe Gottes begegnen, einhergehen mit ihr, ein kleines Wunder, und
das Leben versprochen bekommen, spüren und sicher wissen: Ich bin wertvoll, ich
bin in Gottes Hand, seine Liebe wird immer bei mir sein.
Der Brief gill de Engel unserer
Gemeinde. Jede Gemeinde hat einen Engel. Jeder in der Gemeinde hat einen, der
zum Brief wird. Der Engel passt auf, er passt darauf auf, dass nicht das
Schlimmste passsiert, wenn uns die Liebe, die Liebe unseres Lebens begegnen
will, wir sie verfehlen. Der Engel sagt uns: Sie begegnet euch. Im Advent. Gott
kommt. Amen.
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