Predigt am Altjahresabend 2013
(31.12.2013)
Liedstrophen
vor der Predigt
EG 641, 3. Du weißt den Weg ja doch, du weißt die Zeit,
dein Plan
ist fertig schon und liegt bereit.
Ich preise
dich für deiner Liebe Macht,
ich rühm die
Gnade, die mir Heil gebracht.
EG 408,
1. Meinem Gott
gehört die Welt,
meinem Gott
das Himmelszelt,
ihm gehört der Raum, die Zeit,
sein ist
auch die Ewigkeit.
EG 64, 1. Der
du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm
auch dieses Jahres Last
und wandle
sie in Segen.
Nun von dir
selbst in Jesus Christ
die Mitte
fest gewiesen ist,
führ uns dem
Ziel entgegen.
Predigtteil
I
Unbestimmte Zeit
Das kommende Jahr liegt noch unbestimmt vor uns. Noch sind
die Stunden, Minuten, Tage, die Zeit nicht da, noch sind sie von uns unbetreten,
ungelebt. Vieles – so wissen wir – ist absehbar, wird sich fortsetzen. Manches –
hoffen oder befürchten wir - wird anders werden. Sicher: Die kommende Zeit wird
immer unsere Zeit seien, mit dem was zu uns gehört, und die Zeit anderer; Zeit
hier und Zeit auf der Welt, bei anderen Menschen rund um unseren Globus. Eine
Unzahl von noch ungegangenen Wegen, von Plänen und Zielen, von Unsicherheiten
und möglichen Versicherungen, von Wünschen und Bitten: nach Liebe, nach Segen,
nach Heil und Gnade, nach Glück und Gelingen, nach jemanden, der mitgeht,
führt, Zeit verwandeln vermag, der sie gibt und in seine Hände nimmt.
In Gottes Hand
Gott steht der Zeit gegenüber. Er hat sie geschaffen, ein Vor
und Nach ihm gibt es nicht, Zeit ist ohne ihn nicht denkbar. Gott hat die Welt
und deren Zeit geschaffen, und mit beidem alles in der Zeit. Wir leben aus der
Vergangenheit in der Gegenwart auf Zukunft hin. Für Gott ist alles ein
Augenblick, sein ewiger Moment. Er weiß die Zeit. Ihm gehört die Zeit. Er hat
sie in seinen Händen. Gott kennt die Zeit und wie wir sie leben, füllen,
verschwenden, totschlagen, schenken, wie wir in ihr lieben, hassen, geboren
werden, sterben, wie die Zeit in unseren Händen wird und wir in ihr. Er kennt
seine Menschen in der Zeit. Gott gehört die Zeit, wie alles, was er geschaffen
hat, ins Leben rief und immer wieder ruft. Die Zeit ist sein Besitz, wie die
Erde und die Luft, die Menschen und die Pflanzen. Gott hat die Zeit in seinen
Händen. Dort ist sie immer zuerst, und aus diesen Händen gibt er sie.
Er gibt sie uns als Jahr, das bevorsteht, und seines ist. Ein
Stück seiner Zeitschöpfung. Er gibt Zeit uns als Momente, um deren Heiligkeit
und Tragik er weiß. Er gibt sie uns als Stunden, Minuten, als Monate und Tage,
als zu füllende, zu lebende Zeit, die ihm gehört und die wir leben.
EG 432, 1. Gott gab uns Atem, damit wir leben.
Er gab uns
Augen, dass wir uns sehn.
Gott hat uns
diese Erde gegeben,
dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
Gott hat uns
diese Erde gegeben,
dass wir auf
ihr die Zeit bestehn
EG 659,
1. Die Erde ist des
Herrn.
Geliehen ist
der Stern, auf dem wir leben.
Drum sei zum
Dienst bereit,
gestundet ist die Zeit, die uns
gegeben.
EG 360,
3. Wir wollen leben
und uns selbst behaupten.
Doch deine
Freiheit setzen wir aufs Spiel.
Nach unserm
Willen soll die Welt sich ordnen.
Wir bauen selbstgerecht den Turm der
Zeit.
Predigtteil
II
Zeit gelebt
Zu uns, zum Leben gehört Zeit, wir leben in der Zeit und wir
haben immer gelebte Zeit hinter, mit uns. Wir haben ein gelebtes Jahr fast
hinter uns, noch ein paar Stunden noch, dann gehört 2013 der Vergangenheit an
und doch werden wir immer mit all dem, was da 2013 war und nicht war, was gut
ging und was schlecht lief, was uns Freude machte und was uns schmerzte,
Geliebte und Verlorene, dunkle und helle Seelenflecken, auch im Neuen
weiterleben, es mitnehmen als unsere gelebte Zeit, wie all die Jahre zuvor.
geschuldete Zeit
In all dem haben wir die
Zeit bestanden, manchmal überstanden. Bestanden, weil leben in der Zeit
immer auch Herausforderung ist, uns einiges abverlangt und wir immer auch in
und an der Zeit und dem, was in ihr ist, scheitern können. In all dem war uns
die Zeit gestundet. Wir haben sie bekommen, wir sind ihr, den Menschen, Gott
und uns selbst etwas schuldig in ihr und ihre Erfüllung, das Auslösen dessen,
was wir der Zeit schulden, ist immer wie aufgeschoben. Wir merken, wir leben
Zeit nicht nur, sondern die Zeit ist geschenkt, geliehen, uns gegeben mit einem
bestimmten Anspruch, mit einem bestimmten Auftrag, mit einem Ruf, diese Zeit zu
füllen, ja zu erfüllen.
In all dem haben wir auch Türme der Zeit gebaut, die nie
hätten gebaut werden sollen, haben Zeit so gelebt, so gefüllt, dass in ihr kein
Segen, kein Gelingen, kein erfüllter Auftrag lag. Unerfüllte Zeit, uneingelöste
Versprechen, Zeit vertan, Zeit falsch verbracht, am wenigsten durch Müßiggang,
als dadurch, dass wir uns dem verweigert haben, der die Zeit aus seinen Händen
uns gab, und wir sie nur als unsere nutzten. „Herr, nimm auch dieses Jahres
Last“ ist ein realistische Bitte am Ende des Jahres, um gewandelt ins neue
treten zu können.
EG 533, 3. Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden
in ihm leben
und sein in
Ewigkeit.
EG 225, 2. Wir haben sein Versprechen:
Er nimmt sich für uns Zeit,
wird selbst
das Brot uns brechen,
kommt, alles
ist bereit.
EG 294, 1. Nun saget Dank und lobt den Herren,
denn groß
ist seine Freundlichkeit,
und seine
Gnad und Güte währen
von Ewigkeit
zu Ewigkeit.
Du, Gottes
Volk, sollst es verkünden:
Groß ist des
Herrn Barmherzigkeit;
er will sich
selbst mit uns verbünden
und wird uns tragen durch die Zeit.
Predigtteil
III
Gehaltene Zeit
Gott weiß, gehört, hat die Zeit. Sie steht ihm gegenüber.
Aber wie alles, was er geschaffen hat, entspringt es seiner Liebe und ist
Moment seiner Liebe. So auch die Zeit. Sie entspringt seiner Liebe und ist Augenblick
seiner Liebe. Als Ausdruck seiner Liebe wird die Zeit zum Anspruch an uns,
Gottes Liebe wartet auf unsere zeitige Antwort. Als Zeit seiner Liebe wird Zeit
aber auch für uns lebbar und die Verheißung erfüllender Zeit liegt auf all
unseren Minuten, Stunden, Tagen.
Gott umgibt unsere Zeit. Er nimmt sich Zeit für uns. Er trägt uns durch die Zeit.
Unsere Zeit ist in Gottes Liebe gehalten. So können wir all unsere
Zeitübergänge, wie den heute Nacht, begehen, gesichert und immer mit einem
Vorschuss an Verheißung, an „es wird gut gehen“. Er hält das nächste Jahr wie
das vergangene in seinen Händen, dort ruht es und er nimmt diese Zeit, die in
seinen Händen mit viel Liebe gefüllt wird, er nimmt sie sich für uns und
schenkt sie uns versehen mit dem Abglanz seiner Ewigkeit.
Sein Zeitgesicht
Seine Zeit bekommen wir, wie wir sie schon immer bekamen, um
sie als seine Zeit zu leben, unsere Zeit sein Antlitz zu geben, das
Versprochene zu erfüllen. Alles liegt in ihr immer schon bereit.
Unsere Zeit möge zur Brot-Zeit für uns und andere werden,
Zeit, die untereinander geteilt wird, sich unverhofft vermehrt, sich auftut, verbindet,
die uns gegenseitig an unseren Seelen nährt und erfüllt. Sie möge Herzen-Zeit
werden, die Raum hat und lässt für Sekunden angefüllt von Freundlichkeit und
Barmherzigkeit, Minuten und Momente, die mitten in den herzlosen Schnelllauf
unserer Zeit ein Stück Ewigkeit finden lassen.
Sie möge sein Angesicht tragen, eines das aller unbestimmten Zeit sein
Aussehen gibt, sein Zeitgesicht.
Dann werde die kommende Zeit zu seiner Zeit in unseren
Händen. Wir werden auch ohne eigene Zeit um die Liebe Gottes in der Zeit wissen,
dass wir ihm gehören und er uns treu und immer hält. Wir werden die von ihm
gewährte Zeit mutig leben, und die Ewigkeit in ihr heraus nehmen, leben und
dankbar sie mit ihm für andere füllen. Wir werden am Anfang und am Ende jeder unserer
Zeitabschnitte ihn als Mitte spüren und still und gemeinsam manchmal laut ihm
sein Lob singen.
EG 36,
12. Ich will dich
mit Fleiß bewahren;
ich will dir
leben hier,
dir will ich
hinfahren;
mit dir will
ich endlich schweben
voller Freud ohne Zeit
dort im
andern Leben.
EG 325,
1. Sollt ich meinem
Gott nicht singen?
Sollt ich
ihm nicht dankbar sein?
Denn ich seh
in allen Dingen,
wie so gut
er’s mit mir mein’.
Ist doch
nichts als lauter Lieben,
das sein
treues Herze regt,
das ohn Ende
hebt und trägt,
die in
seinem Dienst sich üben.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.
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