Sonntag, 29. Dezember 2013

Deine Zeit in meinen Händen



Predigt am Altjahresabend 2013 (31.12.2013)

Liedstrophen vor der Predigt
EG 641, 3. Du weißt den Weg ja doch, du weißt die Zeit,
dein Plan ist fertig schon und liegt bereit.
Ich preise dich für deiner Liebe Macht,
ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht.

EG 408, 1. Meinem Gott gehört die Welt,
meinem Gott das Himmelszelt,
ihm gehört der Raum, die Zeit,
sein ist auch die Ewigkeit.

EG 64, 1. Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.
Nun von dir selbst in Jesus Christ
die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen.

Predigtteil I
Unbestimmte Zeit
Das kommende Jahr liegt noch unbestimmt vor uns. Noch sind die Stunden, Minuten, Tage, die Zeit nicht da, noch sind sie von uns unbetreten, ungelebt. Vieles – so wissen wir – ist absehbar, wird sich fortsetzen. Manches – hoffen oder befürchten wir - wird anders werden. Sicher: Die kommende Zeit wird immer unsere Zeit seien, mit dem was zu uns gehört, und die Zeit anderer; Zeit hier und Zeit auf der Welt, bei anderen Menschen rund um unseren Globus. Eine Unzahl von noch ungegangenen Wegen, von Plänen und Zielen, von Unsicherheiten und möglichen Versicherungen, von Wünschen und Bitten: nach Liebe, nach Segen, nach Heil und Gnade, nach Glück und Gelingen, nach jemanden, der mitgeht, führt, Zeit verwandeln vermag, der sie gibt und in seine Hände nimmt.

In Gottes Hand
Gott steht der Zeit gegenüber. Er hat sie geschaffen, ein Vor und Nach ihm gibt es nicht, Zeit ist ohne ihn nicht denkbar. Gott hat die Welt und deren Zeit geschaffen, und mit beidem alles in der Zeit. Wir leben aus der Vergangenheit in der Gegenwart auf Zukunft hin. Für Gott ist alles ein Augenblick, sein ewiger Moment. Er weiß die Zeit. Ihm gehört die Zeit. Er hat sie in seinen Händen. Gott kennt die Zeit und wie wir sie leben, füllen, verschwenden, totschlagen, schenken, wie wir in ihr lieben, hassen, geboren werden, sterben, wie die Zeit in unseren Händen wird und wir in ihr. Er kennt seine Menschen in der Zeit. Gott gehört die Zeit, wie alles, was er geschaffen hat, ins Leben rief und immer wieder ruft. Die Zeit ist sein Besitz, wie die Erde und die Luft, die Menschen und die Pflanzen. Gott hat die Zeit in seinen Händen. Dort ist sie immer zuerst, und aus diesen Händen gibt er sie.
Er gibt sie uns als Jahr, das bevorsteht, und seines ist. Ein Stück seiner Zeitschöpfung. Er gibt Zeit uns als Momente, um deren Heiligkeit und Tragik er weiß. Er gibt sie uns als Stunden, Minuten, als Monate und Tage, als zu füllende, zu lebende Zeit, die ihm gehört und die wir leben.

EG 432, 1. Gott gab uns Atem, damit wir leben.
Er gab uns Augen, dass wir uns sehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
dass wir auf ihr die Zeit bestehn

EG 659, 1. Die Erde ist des Herrn.
Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben.
Drum sei zum Dienst bereit,
gestundet ist die Zeit, die uns gegeben.

EG 360, 3. Wir wollen leben und uns selbst behaupten.
Doch deine Freiheit setzen wir aufs Spiel.
Nach unserm Willen soll die Welt sich ordnen.
Wir bauen selbstgerecht den Turm der Zeit.

Predigtteil II

Zeit gelebt
Zu uns, zum Leben gehört Zeit, wir leben in der Zeit und wir haben immer gelebte Zeit hinter, mit uns. Wir haben ein gelebtes Jahr fast hinter uns, noch ein paar Stunden noch, dann gehört 2013 der Vergangenheit an und doch werden wir immer mit all dem, was da 2013 war und nicht war, was gut ging und was schlecht lief, was uns Freude machte und was uns schmerzte, Geliebte und Verlorene, dunkle und helle Seelenflecken, auch im Neuen weiterleben, es mitnehmen als unsere gelebte Zeit, wie all die Jahre zuvor.

geschuldete Zeit
In all dem haben wir die  Zeit bestanden, manchmal überstanden. Bestanden, weil leben in der Zeit immer auch Herausforderung ist, uns einiges abverlangt und wir immer auch in und an der Zeit und dem, was in ihr ist, scheitern können. In all dem war uns die Zeit gestundet. Wir haben sie bekommen, wir sind ihr, den Menschen, Gott und uns selbst etwas schuldig in ihr und ihre Erfüllung, das Auslösen dessen, was wir der Zeit schulden, ist immer wie aufgeschoben. Wir merken, wir leben Zeit nicht nur, sondern die Zeit ist geschenkt, geliehen, uns gegeben mit einem bestimmten Anspruch, mit einem bestimmten Auftrag, mit einem Ruf, diese Zeit zu füllen, ja zu erfüllen.
In all dem haben wir auch Türme der Zeit gebaut, die nie hätten gebaut werden sollen, haben Zeit so gelebt, so gefüllt, dass in ihr kein Segen, kein Gelingen, kein erfüllter Auftrag lag. Unerfüllte Zeit, uneingelöste Versprechen, Zeit vertan, Zeit falsch verbracht, am wenigsten durch Müßiggang, als dadurch, dass wir uns dem verweigert haben, der die Zeit aus seinen Händen uns gab, und wir sie nur als unsere nutzten. „Herr, nimm auch dieses Jahres Last“ ist ein realistische Bitte am Ende des Jahres, um gewandelt ins neue treten zu können.

EG 533, 3. Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit.

EG 225, 2. Wir haben sein Versprechen:
Er nimmt sich für uns Zeit,
wird selbst das Brot uns brechen,
kommt, alles ist bereit.

EG 294, 1. Nun saget Dank und lobt den Herren,
denn groß ist seine Freundlichkeit,
und seine Gnad und Güte währen
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Du, Gottes Volk, sollst es verkünden:
Groß ist des Herrn Barmherzigkeit;
er will sich selbst mit uns verbünden
und wird uns tragen durch die Zeit.

Predigtteil III
Gehaltene Zeit
Gott weiß, gehört, hat die Zeit. Sie steht ihm gegenüber. Aber wie alles, was er geschaffen hat, entspringt es seiner Liebe und ist Moment seiner Liebe. So auch die Zeit. Sie entspringt seiner Liebe und ist Augenblick seiner Liebe. Als Ausdruck seiner Liebe wird die Zeit zum Anspruch an uns, Gottes Liebe wartet auf unsere zeitige Antwort. Als Zeit seiner Liebe wird Zeit aber auch für uns lebbar und die Verheißung erfüllender Zeit liegt auf all unseren Minuten, Stunden, Tagen.
Gott umgibt unsere Zeit. Er nimmt sich  Zeit für uns. Er trägt uns durch die Zeit. Unsere Zeit ist in Gottes Liebe gehalten. So können wir all unsere Zeitübergänge, wie den heute Nacht, begehen, gesichert und immer mit einem Vorschuss an Verheißung, an „es wird gut gehen“. Er hält das nächste Jahr wie das vergangene in seinen Händen, dort ruht es und er nimmt diese Zeit, die in seinen Händen mit viel Liebe gefüllt wird, er nimmt sie sich für uns und schenkt sie uns versehen mit dem Abglanz seiner Ewigkeit.

Sein Zeitgesicht
Seine Zeit bekommen wir, wie wir sie schon immer bekamen, um sie als seine Zeit zu leben, unsere Zeit sein Antlitz zu geben, das Versprochene zu erfüllen. Alles liegt in ihr immer schon bereit.
Unsere Zeit möge zur Brot-Zeit für uns und andere werden, Zeit, die untereinander geteilt wird, sich unverhofft vermehrt, sich auftut, verbindet, die uns gegenseitig an unseren Seelen nährt und erfüllt. Sie möge Herzen-Zeit werden, die Raum hat und lässt für Sekunden angefüllt von Freundlichkeit und Barmherzigkeit, Minuten und Momente, die mitten in den herzlosen Schnelllauf unserer Zeit ein Stück Ewigkeit finden lassen.  Sie möge sein Angesicht tragen, eines das aller unbestimmten Zeit sein Aussehen gibt, sein Zeitgesicht.
Dann werde die kommende Zeit zu seiner Zeit in unseren Händen. Wir werden auch ohne eigene Zeit um die Liebe Gottes in der Zeit wissen, dass wir ihm gehören und er uns treu und immer hält. Wir werden die von ihm gewährte Zeit mutig leben, und die Ewigkeit in ihr heraus nehmen, leben und dankbar sie mit ihm für andere füllen. Wir werden am Anfang und am Ende jeder unserer Zeitabschnitte ihn als Mitte spüren und still und gemeinsam manchmal laut ihm sein Lob singen.

EG 36, 12. Ich will dich mit Fleiß bewahren;
ich will dir leben hier,
dir will ich hinfahren;
mit dir will ich endlich schweben
voller Freud ohne Zeit
dort im andern Leben.

EG 325, 1. Sollt ich meinem Gott nicht singen?
Sollt ich ihm nicht dankbar sein?
Denn ich seh in allen Dingen,
wie so gut er’s mit mir mein’.
Ist doch nichts als lauter Lieben,
das sein treues Herze regt,
das ohn Ende hebt und trägt,
die in seinem Dienst sich üben.
Alles Ding währt seine Zeit,
Gottes Lieb in Ewigkeit.

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