Freitag, 20. Januar 2012

„SICH UNTERTAUCHEN“

Predigt am 3. Sonntag nach Epiphanias (22.1.12)

2. Könige 5, 9 So kam Naaman [, der Feldhauptmann des Königs von Aram … ein trefflicher Mann …, jedoch aussätzig,] mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür am Hause Elisas, [des Propheten Gottes]. 10 Da sandte Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Geh hin und wasche dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden. 11 Da wurde Naaman zornig und zog weg und sprach: Ich meinte, er selbst sollte zu mir herauskommen und hertreten und den Namen des HERRN, seines Gottes, anrufen und seine Hand hin zum Heiligtum erheben und mich so von dem Aussatz befreien. 12 Sind nicht die Flüsse von Damaskus, Abana und Parpar, besser als alle Wasser in Israel, sodass ich mich in ihnen waschen und rein werden könnte? Und er wandte sich und zog weg im Zorn. 13 Da machten sich seine Diener an ihn heran, redeten mit ihm und sprachen: Lieber Vater, wenn dir der Prophet etwas Großes geboten hätte, hättest du es nicht getan? Wie viel mehr, wenn er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein! 14 Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben und er wurde rein. 15 Und er kehrte zurück zu dem Mann Gottes mit allen seinen Leuten. Und als er hinkam, trat er vor ihn und sprach: Siehe, nun weiß ich, dass kein Gott ist in allen Landen, außer in Israel … 19 [Elisa aber] sprach zu ihm: Zieh hin mit Frieden

Mein Weg
Im Frieden sein, Gott gefunden, geheilt, frei von dem, was quält. Naaman findet diesen Weg. Er geht hin in Frieden. Er erfährt Gott. Er wird heil. Er wird frei von seinem Aussatz, der ihn quält. Es ist ein Weg mit Umwegen, Hindernissen nicht geradlinig, nicht schnurstracks. Über Umwegen seinen Weg finden. Frei werden von dem, was uns quält, auf dem Körper und auf der Seele liegt, frei vom Seelenaussatz; geheilt werden, innen drin, die eigenen Seelenrisse verbunden bekommen, versöhnt werden mit seinem eigenen Leben, so etwas wie Heil, Glück erfahren; Gott finden, den richtigen inmitten der falschen, nur fragwürdigen, Pseudogötter, den richtigen Gott finden, der wirklich das Leben ist, das Leben hat und gibt. Der Liebe ist. Im Frieden gehen, leben, Seelenfrieden, mit sich im reinen, nicht perfekt, nicht ohne Schmerzen und Wunden, aber im Reinen. Unser Weg. Dorthin. Ein Weg mit Umwegen, ein Weg mit Wegbegleitern:

Wegbegleiter
Menschen, die einen auf den richtigen Weg aufmerksam machen; so wie eine Dienerin des Naaman, die ihm von Elisa, seiner Heilungschance, erzählt. Menschen, so wie der Diener von Naaman, der ihn mühsam und mutig davon überzeugt, doch das zu machen, was Elisa ihm rät. Menschen, so wie der Bote des Elisa, der Naaman eigentlich die gute Nachricht von der Heilung überbringen möchte, den Naaman aber abweist. Menschen wie kleine Zeichen, wie Fürsprecher, die uns den Weg zeigen, auf die wir hören können, die wir sehen, kaum sehen, nicht sehen, übersehen, überhören, deren Weg wir gehen sollen.
Menschen, so wie der aramäische König von Naaman, der den Heilungswunsch von Naaman aufgreift, einen Brief an den König von Israel schreibt und Naaman dorthin sendet. Einer, der die Sache von Naaman in die Hand nimmt und Naaman schickt, gehen lässt. Menschen, die uns senden, die sagen, wo es hingeht, die für uns unsere Wege gehen, gehen sollen, müssen, meinen zu müssen; Menschen, die uns dann auf ihren Weg schicken, weil sie meinen, gut meinen, es wäre unserer; aber gehen, gehen müssen wir selbst, ganz und gar selbst unseren Weg zum Heil, auf Umwegen.

Sich verlassen
Naaman kommt mit seinen eigenen Vorstellungen zu Elisa. Auf dem hohe Ross. Er erwartet etwas ganz bestimmtes. Und das trifft nicht ein. Seine eigenen Vorstellungen werden enttäuscht. Naaman versteht es nicht, es passt nicht zu dem, wie er sich, seine Heilung sieht. Er wird darüber unwillig, zornig, wendet sich ab und geht weg. Zu stolz scheint er. Zu fremd, zu weit weg das, wie Elisa, seine Heilung geschehen möchte.
Es braucht den Diener, seinen eigene demütigen Mut, vom hohen Ross herunterzusteigen, seine eigenen Vorstellungen zu verlassen, den nicht so erwarteten Weg zu gehen, im Kleinen, nicht Großen, die Heilungschance zu ergreifen, den Umweg über Unverständnis, Zorn, Widerstand, seinen eigenen Umweg zum Heil zu gehen.
Wie nahe ist er uns, dieser Naaman. Über eigene Umweg und Hindernisse zum Heil gehen: Seine eigenen Vorstellungen verlassen, wirklich aus sich herausgehen, den gebotenen, aber anders erwarteten Weg einschlagen, sich eher an das Unspektakuläre, an das Unscheinbare halten, den eigenen Widerstand in sich, den Zorn überwinden, und umkehren, wieder umkehren und selber den Weg gehen, die letzte wichtigen Schritte.

Selber gehen
Naaman tut das Gebotene, ganz selbst und für sich. Er tut es. Er steigt herab in den Jordan. Er taucht unter. Er tut dies siebenmal. Er wird rein.
Heil werden, indem man in das Heil hinabsteigt, in es untertaucht, nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal, sondern so oft, bis das Heil einem wieder nach oben entlässt und reingewaschen hat. Man ganz selbst. Erlebt an eigenen Körper, an sich selbst. Abgewaschen, weggewaschen all das, was einen juckt und quält, was sich wie Aussatz einem auf der Seele legt und sich in sie hineinfrisst. Siebenmal. Beim Weg zum Heil muss man Geduld mitbringen, oft etwas mehrmals tun. Aber dann wieder auftauchen, auftauchen als ein anderer, als eine andere, an sich herabschauen und sehen, mit den Augen und den Händen spüren: Ich bin ohne das Quälende, ohne Seelenflecken, ohne Todesgeschwür; ich bin rein, heil, in Frieden.
Das ist, war mein Weg zum Heil über Umwege.

Gottes Weg
Jesus kennt Naaman. Er kennt seine Geschichte. Jesus sieht in ihm einen, an dem sich Gott erfüllt. Den Armen wird das Evangelium gepredigt, die Gefangenen werden frei, die Blinden sehen, die Zerschlagenen werden aufgerichtet, die Aussätzige werden rein. Jesus erfüllt Gott in Menschen. Jesus ist für Menschen Frieden, Heilung, Reinigung, Glücksort, Seelenhalt.
Jesus geht aus sich heraus. Er bleibt nie bei sich selbst. Gott geht aus sich heraus. Gott kommt in Jesus Christus zu den Menschen. Gott kann nicht bei sich bleiben, seine Liebe in sich bricht aus ihm heraus, fließt über, überwindet jede Kluft, Fremdheit, überwindet eigene Vorstellungen, manchen dummen Stolz und lässt umkehren. Unser Umweg zum Heil, unser Weg des Naamans, ist Jesu Weg zu uns. Er geht zu denen, deren Seele danach ruft, frei zu werden von üblen Lebensaussatz, er lässt sie hören, wohin sie gehen könnten, er setzt ihre Füße auf den Weg, er lässt sie ihre Weg finden, er taucht sie mit unter, taucht selbst mit unter, siebenmal, und wäscht sie rein und wir tauchen wieder auf, er ist es, der unseren Weg gegangen ist zum Heil und er sagt zu: Zieh hin mit Frieden. Amen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen