Warum ?
Fünf
Buchstaben, aber irgendwie ein großes Wort.
Ein großes
Wort, das Menschen hier seit Montag begleitet hat.
Ein Warum,
das im Raum stand.
Ein Warum,
dem sich Menschen hier gestellt haben
Warum ist ein Fragewort wie
manches, immer eigentlich mit einem Fragezeichen versehen.
Fragezeichen symbolisieren und
zeigen dem, der sie sieht: Da ist noch etwas offen, ungewiss, wartet, wartet,
sehnt, hofft auf eine Antwort.
Fragen haben ihre Ursprünge, ihren
Grund, ihr Woher und ihr Wohin. Ganz verschiedene Ursprünge, mit ganz
verschiedenen Emotionen, Sachlagen, Intentionen, Nöten, Geschichten und
Menschen.
Warum ist oft die Bitte nach einem
„Erkläre es mir“; erkläre mir, warum etwas so ist, wie es ist; warum es so
wurde, wie es wurde; warum etwas so funktioniert, geht, kam, wie es
funktioniert, geht und kam.
Dieser Bitte nach Antwort auf Warum
kommt oft aus neugierigen Kindermündern, oft fragen aber auch Erwachsene,
manchmal leise, manchmal mit Nachdruck. Und oft ist es die Frage, wer wen fragt
und wie die Antwort warum so ausfällt.
Vieles, was es gibt, was geworden
ist, lässt sich erklären, hat seine Erklärung, seinen Grund, seine Deshalb und
Darum. Das erleichtert, hilft, tut gut-
Manches hat aber kein Deshalb und
Darum, Manches bekommt keine Antwort, bleibt stumm und still. Ganz gleich, wie
sehr der Fragende sich bemüht, nach Antwort auf Warum sucht; deswegen ist das
WARUM so groß, so mächtig, fast bedrohlich.
Es trägt so vieles in sich: die
Tränen, die Sorgen, die ungelösten Themen, die schmerzoffenen Fragen, die
durchwachten Nächte, die grauen Haare, die Falten, die stillen Schreie in sich.
Und Gott trägt dieses WARUM in
sich; denn manche Fragen gelten auch Gott, manches Warum will von ihm Antwort,
und bekommt keine, zumindest keine, die wir hören.
Und es trägt auch Jesu WARUM in
sich; jenes Warum, das er am Kreuz sprach, das er seinem Gott klagte: Mein Gott, mein Gott: WARUM hast du mich
verlassen? Es liegt hier mit auf dem Boden, es schallt still mit in diesem
Raum, wir hören und denken es mit, wenn wir heute Karfreitag feiern, an Jesu
Kreuzestod erinnern, an sein Passions-WARUM.
Jesus war kein fragender Mensch,
vielleicht schon manchmal, aber in seinen Fragen wohnte schon die Antwort; die
Passion machte ihn aber zum Fragenden, in Gethsemane, am Kreuz, aber er übergab
seine Fragen Gott, wenn auch mit und in Schmerz.
Jesus war weniger Fragender als
Antwortender, aber seine Antworten suchten, suchten die Menschen, seine Liebe
war Frage und suchte die Menschen, es war die antwortende Frage nicht nach
Warum und Weshalb, nicht nach Wie und Wer, sondern die antwortende Frage:
Liebst du mich. Letztlich war es eine Frage nach uns, ob wir ihm im Leben
antworten wollen. Jesus sprach diese Frage den Menschen zu, er eröffnete in
Liebe die Antwort selbst dazu und er war und ist immer zuerst Antwortender,
Antwort der Liebe Gottes zu uns: Ein Ich-liebe-dich, Mensch! Mit
Ausrufezeichen.
Karfreitag ist der Moment, in dem
diese Antwort, in dem die Liebe Gottes in Jesus Christus ans Kreuz kommt, dort
angenagelt zum Sterben kommt, der Moment, in dem der antwortende Jesus zum offen
Fragenden wird wie wir und seine und unsere Antwort der Liebe ohnmächtig in
jenem großen, übermächtigen WARUM wie verschlungen wird.
Karfreitag hat aber ein anderes Wort,
in sich, ein ABER: Auf Karfreitag aber folgt Ostern, auf die Frage von
Karfreitag folgt aber die Antwort von Ostern, auf das Warum folgt aber das
Deshalb aus Liebe. Amen.
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