Predigt zur Jubelkonfirmation 2013
(an Judika, 17.3.13)
Frühlingsgefühle
Am kommenden Mittwoch fängt der Frühling an. Der Winter war
in diesem Jahr so arm an Sonnenstunden wie selten und wir sehnen uns den
Frühling spürbar herbei. Endlich: Die Tage werden länger, morgens, wenn man
aufsteht, ist es schon heller; das Leben verlagert sich mehr nach draußen, die
Eisdiele öffnet, der Früjahrsputz sgteht an, man geht öfter spazieren, man kann
die ersten warmen Sonnenstrahlen auf der Parkbank genießen und spürt, wie der
Sommer kommt.
Die Natur atmet auf, aus dem Grau und Braun der Felder wird
grün und bunt, die Pflanzen strecken ihre Köpfe raus und die Vögel begrüßen den
Morgen und wir hören es. Alles bricht auf, erwacht, beginnt wieder, draußen und
auch in uns. Jedes Jahr wieder. Neben die sprichwörtliche Frühjahrsmüdigkeit
treten die Frühlingsgefühle. Der Winter ins ns wird vetrieben, unsere Hormone kommen
langsam in Fahrt, unsere Haltung ändert sich, usner Blick, wir brechen innerlich
auf und unter dem wieder helleren Sonnenschein sehen wir einander an, sehen
mehr, begegnen uns - und für manche beginnen die Schmetterling im Bauch zu
fliegen.
Aufbruch
Die Konfirmation liegt im Frühling. Ganz früher war sie am
Palmsonntag, dann hier im südbadischen Raum traditionell am Sonntag nach
Palmsonntag, an Judika, und heute irgendwann an einem Sonntag zwischen Laetare,
das war vor sieben Tagen, und Pfingsten, aber immer liegt die Konfirmation im
Frühling.
Sie liegt dort, weil früher am 1. April die Jugendlichen ihre
Lehre begannen und die Konfirmation in die Zeit der Schulentlassung davor
fallen sollte. Die Konfirmation war verortet in diesem einen Schritt von der
Schule zur Ausbildung, von der Kindeheit zum Erwachsensein. Sie war Teil eines
Aufbruchs in ein anderes Leben, in das Berufsleben, wo Pflichten, Broterwerb
und Arbeitstakt, wo Mühe und Angst vor Arbeitslosigkeit, das Leben erwachsen
machte und prägte.
So lag die Konfirmation schon richtig im Frühling, in der
Jahreszeit des Aufbrechens in den Sommer hinein und noch heute liegt sie im
Frühling und ist Aufbruch. Junge Menschen erfahren etwas von Gott, sollen sich
dazu eine Meinung bilden und selbständig glauben lernen. Sie brechen auf von
ihrem Kinderglauben, vom Glauben ihrer Elten und Paten hin zu einem Glauben,
der ihr eigener ist und wird. Sie werden unterrichtet und freigesetzt, ihren
Glauben zu leben, zu suchen, zu finden, ja mit dem Leben, dem großen,
erwachsenen Leben im Horizont des Glaubens irgendwie umzugehen. Und das ist ein
Aufbruch, ein Erwachen, ein Stück neues Leben, und da es unter Gottes Gnade
steht, er sein Ja zu den Konfirmanden an der Schwelle damals wie heute spricht,
ist es ein Aufbruch in Hoffnung, in Zutrauen, in einen verheißenen Lebenssommer.
Lebenszeiten
Sie blicken auf 50, 60, 65 Jahre seit Ihrer Konfirmation
zurück. Genau soviel Frühlinge haben Sie seitdem erlebt. Wie verschieden war
diese Frühlinge? An welchen Orten haben Sie sie erlebt? Was mag da alles an
Aufbruch, an Müdigkeit, an Erwachen passiert sein? Das sind, da der Frühling
ungefähr 100 Tage umfasst, mehrere tausend Frühlingstage, Tage ihres Lebens. An
welche erinnern Sie sich noch? Einer davon war Ihr Konfirmationstag.
Aber auch ganz unabhängig von der Jahreszeit Frühling gibt es
Aufbrüche im Leben, ein Erwachen und ein Gehen in eine neues Leben, gibt es
sozusagen Frühlingshaftes mitten im Leben, wo Menschn mit etwas oder jemanden
beginnen, wo in Menschen etwas erwacht und aufblüht, wo man aus seinem gewohnte
Leben herausgeht, aus sich heraus nach draußen in etwas anders, aufbricht, zu
etwas, zu jemanden. Können Sie sich an solche erinnern?
Aber es gibt auch die Herbstgefühle, das Spüren von nahender
Dunkelheit und Kälte, wenn Menschen vernehmen, dass alles endlich und
vergänglich ist, dass Abschied, Trauer, Verlust und Vergehen auch da sind, auch
das Leben prägen, manchmal hart, unerbittlich, und man für Momente, Tage, Jahre
in eine Art Winterzeit droht zu verfallen.
Und auf das Ganze des Leben gesehen: Sind Jugendliche noch im
Frühling ihres Lebens? Befinden sich Männer und Frauen mit 40 in der Blüte des
Lebens und die Menschen ab 70 Jahren sind die im Herbst des Lebens angekommen? Oder
gibt es die Herbstzeitlosen, und über unsere Gestimmtheit, ob wir in uns und um
uns herum Frühling oder Herbst spüren, entscheidet gar nicht unsere Lebenszeit,
sondern etwas anderes.
Schmetterlinge
Gott hat nach der großen Sintflut, in der das Leben
untergehen sollt, gesagt: Saat und Ernte, Frost und Hittze, Sommer und Winter,
Tag und Nacht sollen nicht aufhören. Die Jahreszeiten, die den Rhythmus unseres
Lebens bestimmen, stehen unter Gottes Schutz, wir sollen Sommer, Herbst, Winter
und Frühling für uns erleben dürfen.
Alles soll seine Zeit haben und wir Zeit in dieser Zeit, eine
Zeit, die Gottes Liebe entspringt und sie in sich trägt als Lebenselexier, als
Atem und Sinn. So steht der Menschen Zeit in seinen Händen und wir leben daraus
unsere Zeit.
Unsere ganze Lebenszeit nehmen wir aus seinen Händen von unserer
Geburt bis zu unserem Tod. Unser Leben hat vieles, was wiederkehrt, was gleich
ist, aber unsere Lebenszeit ist linear, unser Leben hat eine klare Ausrichtung,
die dem Fortgang unserer Lebenszahlen entspricht, wir werden vom Anfang bis zum
Ende und eigentlich ist jeder Augenblick unumkehrbar, einmaliger, und Gott hat
einen einmaligen Augenblick geschaffen in unserer linearen Zeit, die Taufe und
die Konfirmation, ein Augenblick, der uns von unsrem Ja und seiner Liebe erzählt,
und mit diesen Augenblicken hat er sich sicher verwoben mit unsere Lebenszeit
von Geburt bis zum Tod, versprochen immer das ganze Leben bei uns zu sein.
Jedes einzelne Jahr nehmen wir aus seinen Händen, jedes Jahr,
das wir leben, und jedes Jahr hat einen göttlichen Rhythmus und soll uns an ihn
erinnern, wer und warum er unser Gott ist. Dabei liegt die Konfirmation in den
Wochen um Passion und Ostern und sie liegt genau an der Schwelle des Wichtigsten:
An der Schwelle der Auferweckung Jesu aus dem Tod, des Neuaufbruch Gottes mit
seinem geliebten Sohn
In diesem heiligen Moment zeigt sich Gott selbst als ein
frühlingshafter Gott, er kennt ein tiefes Erwachen und Aufbrechen. Es ist seine
Liebe zu uns Menschen, die ihn tief bewegt und von der her immer neu sich
aufmacht zu uns, Altes aufbricht und uns von sich aus belebt. Die Konfirmation im
Frühling ist ein bleibende Ernenrung daran: Gott hat sozusagen Schmetterlinge
im Götterbauch, er vergisst nie, dass er verliebt ist, verliebt in seine
Menschen und er sie, uns, frühlingshaft zu Jederzeit mit neuem Leben beschenkt.
Amen.
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