Donnerstag, 20. Dezember 2018

Atem holen: Sehendes Vertrauen


Predigt zum „Atem holen“ am 20. Dezember 2018

„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“
(Wochenspruch für die dritte Adventswoche, Jesaja 40, 3.10)



Gewaltig kommen

Gott kommt gewaltig. Und wir sollen ihm den Weg bereiten. Gott kommt gewaltig, mit Macht, kräftig, und wir sollen ihm den Weg bereiten, auf dem er zu kommt, sollen ihm den Weg ebnen, gerade machen, wegräumen, vernichten, was ihm in seinem gewaltigen Kommen entgegensteht, entgegenkommt.

Gott kommt gewaltig. Er kommt aber auch ohne mein Zutun. Ohne, dass ich ihm den Weg bereite. Gott ist Gott. Er entscheidet, wann und wie er wohin kommt. Er bricht sich Bahn. Er macht sich den Weg. Er ist frei genug, mächtig genug, das ganz von sich aus zu tun. Auch ohne mich.

Gott kommt gewaltig, mächtig. Mag sein. Im Stall von Bethlehem, auf den wir zugehen, kommt Gott anders zur Welt, in der Krippe liegt einer, der am Kreuz endete, der von unendlicher Liebe sprach, der den Frieden und Gewaltlosigkeit predigte, der in Gleichnissen den Seelen den Himmel brachte.

Und trotzdem: Bereitet dem Herrn den Weg.



Wege bahnen

Die meisten Wege sind schon längst bereitet, gemacht, gepflastert, asphaltiert, zum Begehen, Befahren, zum Kommen hergerichtet. Die meisten Wege müssen wir gar nicht bahnen. Wir gehen, laufen sie einfach, so wie die, die zu uns kommen, sie genauso einfach gehen. Manchmal laufen wir querfeldein und müssen uns den Weg erst bahnen, durch Dickicht, über Wiesen, unwegsames Gelände. Wir müssen dann wegräumen und uns durch das, was im Wege ist, hindurchschlängeln.

Lebenswege: Sind die auch gebahnt? Bereitet? Bahnen wir anderen den Lebensweg? Bahnen uns bestimmte Menschen, Ereignisse unsere Lebensbahn? Die Eltern, die Geschwister, liebgewonnene Menschen, oder sind es gerade die, denen wir aus dem Weg gehen, die unsere Wege indirekt bahnen? Die meisten Lebenswege gehen wir und im Gehen, im vorwärts Leben wird der Weg zum Weg, und manchmal entscheiden wir bewusst uns für einen Weg oder folgen einer Idee oder einem bestimmten Menschen, manchmal gehen wir Wege innerlich schon voran und manchmal bahnen wir anderen einen Weg, ohne es zu wissen, und noch öfter ist erst im Nachhinein ein Lebensweg ein Weg.



Vertrauen wagen

Wie kann man Gott den Weg bereiten? Wenn überhaupt. Wie nimmt man unseren Wochenspruch im Advent für den Advent ernst? Die ersten Menschen im Advent, Maria, Josef, die Hirten, zu ihnen kommt Gott gewaltig irgendwie, sanft, plötzlich, lebensverändernd. Wie haben diese Gott den Weg bereitet in seinem Kommen zu ihnen? Vielleicht sind diese für uns welche, die uns den Weg anbahnen, uns auf das Kommen Gottes vorbereiten, seinem Kommen den Weg bereiten.

Alle drei: Maria, Josef und den Hirten befällt die Furcht, der Schrecken. Sie spüren, dass dem Kommen Gottes etwas Fundamentales, etwas Umwälzendes zu eigen ist, dass das Leben nach der Begegnung mit Gott nicht mehr das bleiben kann, wie das Leben vor der Begegnung. Zu ihnen kommt der Allmächtige und das spüren sie, ihre Furcht ist die einzige Vorbereitung, die ihnen bleibt, eine Furcht, die sie erstarren lässt, die ihnen aber von den Engeln genommen wird. Die Furcht wird allen genommen: Fürchtet euch nicht. Und man mag dazu denken: verschließt euch nicht, öffnet euch, seid für Gott bereit.

Maria ließ dann an sich geschehen, wie der Engel und Gott es ihr gesagt hatten. Josef tat, was der Engel und Gott ihm gesagt hatten, und die Hirten gingen auf die Engelsworte hin los und wollten sehen, was da geschehen ist. Der Anfang der Wegbereitung ist das Vertrauen, kein blindes, sondern ein neues Leben, Wunderbares sehendes Vertrauen. Ein Zutrauen, dass Gottes Macht seine Wirkung hat und Geschehen freisetzt. Ein wie frisch geborenes Vertrauen, dass das, was geschieht, zu meinem Wohl und Heil geschieht, dass in ihm die Macht der Liebe Gottes wirksam ist, und das Anvertrauen, sein Leben in Gottes Hände zu legen und an sich Gott geschehen zu lassen.

Dieses Vertrauen in einen sich uns zeigenden Gott ebnet diesem Gott die Bahn und bereiten den Weg, auf dem Gott in unser Leben kommt. Amen.

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