Predigt am 2. Sonntag nach dem Christfest (3.1.16) zur
Jahreslosung 2016
„Gott
spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66,
13)
Mit Kinderohren
In all die
Worte des neuen Jahres, die vielen im Werden all ihrer Tage, in all die Worte,
die kommen, die gesprochen, gehört, verschwiegen, gedacht werden, die uns
meinen, die wir sagen, die uns freuen und wehtun werden, die lieben und
zweifeln, die alltäglich, mühsam, wohl überlegt, spontan sagen, die vor vielen,
ganz allein, nur zwischen mir und dir, zu Gott gesprochen werden, in all diese
Worte 2016 soll sich jenes „Gott spricht“ hineinsprechen, verbinden, still und
treu wirken, soll jenes „Gott spricht: Ich will“ hinein sich versprechen, sich
zu unsern Worten stellen, begeben, verlässlich, sollen wir Gottes Trost hören.
Wenn
Menschen Trost suchen, finden, verlieren. Wenn Trost da ist und vermisst wird.
Wenn Menschen bei Trost sind und weit weg davon trostlos. Wenn Trösten gelingt
oder leer wird. Wenn Menschen Trost suchen in Bildern, in sich, in anderen, in
Gott, in nichts, in Zukunft. Wenn Menschen erinnert werden an Mütter und Väter,
die halten und tragen, aus der Tür gehen und wiederkommen, ausbleiben, auf den
Arm nehmen, keine Zeit haben, heilen und zu trösten versuchen.
Dann: Hören
in all den Worten „Ich will euch trösten“, von Gott hören. Ich will Euch
trösten. Euch: Einzelne, alle, euch Menschen, und Menschen werden unsichtbar
über Zeit und Raum hinweg von Gottes Trostwort verbunden, verbunden ihre
geschlagenen Wunden und verbunden miteinander, untereinander, euch gilt mein
Trost, ihr seid meine Trostgemeinschaft. In all den Worten des neuen Jahres
diese Worte mit Kinderohren hören, egal wie alt und wie groß, wie erfahren und
weise, wie selbständig und erwachsen wir sind. Ganz erwachsen vor Gott mit
Kinderohren hören:
Als solche,
die klein und gering sind, die brauchen und benötigen, die sich sehnen und
suchen, die empfangen und sich mit Freuden beschenken lassen, die hinfallen,
schreien und hören, die sich immer wieder neugebären lassen als Gottes Kind,
Gott sich anvertrauen mit Hadern und Zittern, mit letzterster Hoffnung.
Wunden berühren
Trostlos manchmal
ist es. Kein Weg geht daran vorbei. Herzen zerbrechen, Leid geschieht, Elend
ist da, Trauer und Schmerz. Genau darin hinein begibt sich Gott spätestens definitiv
mit dem Kreuz seines Sohnes, in die äußerste Trostlosigkeit, sie bleibt ihm
nicht fremd, nicht fern, sie wird ihm unglaublich nah, er selbst erleidet sie
in seinem Sohn. Er weiß um all die Orte, in denen sich die Trostlosigkeit
einnistet und wohnt, das Leben verdunkelt, um all die Orte, die nach Trost und
Heil schreien, tief bedürftig hoffen. Gott ist inmitten dieser Orte, dieser
Menschen, die Trost brauchen. Er schaut sich ihre Wunden an, genauso
erschrocken, ihre wundgeschlagenen Seelen, die danach sehnen, getröstet zu
werden. Er legt seine göttliche Hand sanft darauf.
Aufheben
So sehr
Gott bei uns in unseren Wunden, in unserer Trostlosigkeit sich selbst verortet,
dort, wenn es sein muss, lange Zeit verweilt, mit uns aushält, unsere drei Tage
und drei Nächte, die dunkelsten - so sehr ruft er uns wieder heraus, mit zarter
bestimmter göttlicher Stimme, ruft er uns heraus, wie Elia am Berg Horeb, wie ein
Kind, das er sucht, wie den Menschen, den er geschaffen hat und über alles
liebt, mit dem er sucht wieder Sinn und Halt, Worte und Trost, andere Menschen,
sich selbst. Gott hebt uns auf vom Dunkel unserer Angstnächte, spricht das
weihnachtliche Fürchte dich nicht und lässt zwischen Leid und uns einen kleinen
Abstand wachsen, einen kleinen Zwischenraum, einen Spalt, eine heilsam
aufbrechende Distanz und hilft uns zu sehen, zu spüren, wahrzunehmen: Da ist
nicht nur Leid und Schmerz, da ist noch etwas anderes, vielleicht dunkel,
schemenhaft, vage, aber es ist wohl da, eine andere Wirklichkeit als die
gerade, in der wir trostlos wie umschlossen sind.
Einspielen
In diese
andere Wirklichkeit hinein, aus ihr heraus, nicht entfernt, nicht abgehoben von
der leidvoll vorfindlichen will Gott tröstlich sprechen. Dieses Mehr, diese
andere Wirklichkeit will er sachte und behutsam uns vor Augen führen, daran
erinnern und davon erzählen, sie selbst uns vergegenwärtigen, gegenwärtig
machen. Sich selbst und seine Wirklichkeit will Gott hineinsprechen, ansagen,
von sich künden und Vorfindliches selbst verwandeln in seine Wirklichkeit, die
von Licht und Seligkeit, von Herrlichkeit und Lebensfülle in und trotz aller
anderen Realität weiß und spricht, trotzig, demütig, in sich uns bringend
spricht. Heile, heile Segen. Gottes Segen.
Getrost
Dann: Getröstet
sein. Getrost sein Leben leben. Geborgen, aufgehoben, gehalten. An der Brust
des Trostes trinken, getrunken haben und immer wieder trinken. Bei Trost sein,
unverzagt, voller Vertrauen, still fröhlich. Den Gott bei und in sich, der in
der Trostlosigkeit genauso trostlos ist, wie er im Trost der ist, der ihn uns
gibt, schenkt, spendet. So dass wie Brot und Wein auch der Trost zu unserem
wird, wir erfüllt von ihm fester stehen.
Mein Kind
bist du! Dies hören, immer wieder, wenn es nötig ist, wenn wir es bitter
brauchen, in all den vielen Worten, die auf uns zu kommen. Mein bist du, sonst
niemandes. Nicht der Frucht, nicht dem Schmerz, nicht dem Schicksal, nicht
anderen, nicht einmal dem Tod gehörst du. Mir gehörst du, dem Gott, der dich
mit aller Macht liebt. Das ganze Jahr hindurch, dein ganzes Leben lang, vom
ersten Atemzug bis zu deinem letzten, das hören, das beantwortet bekommen: Was
ist dein einziger Trost im Leben wie im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele, im Leben und im Sterben, nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Amen.
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