Mittwoch, 23. Dezember 2015

Der Himmel Klang auf Erden



Predigt zum Christvesper 2015

Engel hören
Hört der Engel helle Lieder. Hören wir sie. Hören unsere Seele sie. Unsere Menschenseele manchmal arg gebeutelt, verletzt, müde, erniedrigt, arm, hoffnungsleer, zukunftsängstig, manchmal und zu oft, bei zu vielen. Hört Menschseele Worte der Engel. Jetzt und heute und hier. Hört Menschenseele wie die Engel hinzutreten, klar von Gott leuchten, dem Himmel, dem sie gehören, von dem sie kommen und zu dem sie gehen, öffnen, die himmlische Heerscharen, wie sie loben und sprechen, nicht damals und dort, sondern jetzt und hier: Worte unsere Seele sagen, von Freude und Friede, von Ehre und Wohlgefallen, von einer anderen, der göttlichen Welt, die hereinbricht, die von Gott kündet, ihn hinein gebärt in Menschenseele.
Worte, Engelsworte, gute Worte, die unsere Seele, unser Leben, mit seinen Höhen und Tiefen, seiner Wunden und Wundern, seinen Verletzungen und Glanz, seinem Elend und Würde, seiner Geschichte und Menschen, seiner Erfahrungen und Begegnungen, seinem Erlittenen und Erlebten, Gemachten und Gelassenen, unsere Seele hineinstellt, hineinnimmt in diesen wunderbaren, nächtlichen, göttlich-geheimnisvollen Klang, Widerhall des Lobs der Engel, des Gloria, das mit dem Geburtsschrei des Christuskindes, anhebt, anklingt und seitdem nicht aufhört zu klingen, Resonanz zu finden, Seelen befreit, Menschen Sinn schenkt, Licht ins Dunkle bringt, Arme sieht, Fragende sucht, Ängstlichsten die Furcht nimmt, bis in alle Ecken des Erdenballs und aller Menschenseelen Friede, Seelenfriede einkehrt und Menschen sich und Gott wohl gefallen und zur seiner Ehre, seinem Lobgesang werden, vereint mit dem himmlischen Chören:
Hören und Einstimmen in jenes: Du, Seele, hab´ keine Furcht mehr, alle Angst ist überwunden, freue dich, freue dich: Da ist die Freude.


erfüllt
Mit jeder Geburt ist das Leben anders, neu, etwas ist da, was noch nicht da war; die Welt ist nach einer Geburt nicht mehr dieselbe wie vorher, ein Stück verändert. Mit jeder Geburt berühren die Welt ihr eignes Wunder, das Wunder, das Leben neu entsteht und beginnt selbst und eigen zu werden, beginnt zu leben. Jede Geburt erinnert an den Ursprung des Lebens, an den Schmerz des Neuwerdens, an die Heiligkeit von Augenblicken, an das Freigeben hinein in die Welt, an Geborgenheit und an das Leben selbst.
Mit jener Geburt, deren Engelsgesang unsere Seele hört, kommt Gott auf die Welt und die Welt wird anders, verändert, wird neu. Es ist etwas da, was so noch nicht da war, ganz und im Werden, geboren, um zu leben, unter uns und in unsere, seiner Welt. Gott ist da, wirklich da. In der Welt und ihrer Wirklichkeit gibt es ab jetzt diese Freude, diesen Frieden, diese Wohlgefallen, diesen Retter und Heiland, auch Kreuzesschmerz und österliche Freiheit auf dem Weg. Für unsere Seele.
Was wünschen Menschen sich alles, wovon träumen sie, welche Sehnsüchte tragen sie in ihrem Herzen. Jeder hat sie und es sind so viele wie verschiedene. Mit dieser Geburt Gottes tritt das lange Versprochene ein, wird das Angesagt zur Wirklichkeit, erfüllt sich Verheißung, ist da, was erwartet wird, bekommen Träume, Wünsche, Sehnsüchte Gestalt, gibt Gott eine auf die Welt gekommene, auffindbare, antreffbare, hörbare, sichtbare Antwort auf Menschenfragen, auf Menschenfragen nach Woher und Wohin, nach Wozu und Sinn, nach sich selbst, nach dem, was manchmal qualvoll, manchmal tieffreudig in Menschenseelen tief begründet liegt.

Finde dich
Hört der Engel helle Lieder. Sie singen nicht von sich, die Engel. Sie singen von einer anderen Welt, von einem Anderen. Sie sprechen ihn der Welt, zeugen seine Wirklichkeit, bergen unsere Seelen in ihm, in seiner Gegenwart. Der Engel Gloria weist weit weg von sich, weist hin auf eine ganz konkrete, leibhafte Gestalt, auf eine bestimmte Zeit: Jetzt und Heute, auf einen bestimmten Ort: Dort in Bethlehem, auf eine bestimmte Situation: Kind in der Krippe.
Als wollte der Engelgesang, der Hinweis der Engel zu uns sprechen, unsere Seele zart und bestimmt sagen, singen, wo sie sich finden kann, wo sie ihren Ort hat, wo sie selbst geboren wird, altes ablegt, neues wird, wo sie geborgen heil wird. Gott kommt leibhaft auf die Welt, er hat einen Ort und eine Zeit, eine Krippe, Windeln, in die er gewickelt ist. Gott wird so wirklich wie Wirklichkeit ist, in diesem Kind, in der Gottesgeburt werden der Menschen Sehnsüchte und Wünsche, Verheißungen und Erwartungen auf geheimnisvolle Weise konkret, bekommen Gestalt und werden hineingenommen in das Wachsen und Werden des Kindes, des Gottes auf Erden, des Gottessohnes, können sich in ihm widerfinden, von Geburt zum Kreuz nach Ostern, in all seinen Worten und Bildern, in seiner Nähe und Liebe und selbst in ihm ihren Ort, ihre Zeit, ihre Erfüllung finden.
Der himmlische Engelsklang umhüllt uns. Wir hören: Ehre, Friede und Freude sind da. Wir gefallen Gott. Engelworte verkünden uns, wo wir unseren Seelenfrieden, uns selbst finden können. Dort, wo kein Raum war in der Herberge, genau dort wird Gott geboren, ist er, will er sein und greift Raum im Kleinen, schenkt Raum. Raum für unsere Seelen, unsere manchmal beunruhigten, fahrigen, zart verletzlichen Seele. Sie werden bei ihm geboren, sind himmlisch geborgen, in jener einen heiligen Nacht, die heute ist. Amen.

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