Predigt zum
Christvesper 2015
Engel hören
Hört der
Engel helle Lieder. Hören wir sie. Hören unsere Seele sie. Unsere Menschenseele
manchmal arg gebeutelt, verletzt, müde, erniedrigt, arm, hoffnungsleer,
zukunftsängstig, manchmal und zu oft, bei zu vielen. Hört Menschseele Worte der
Engel. Jetzt und heute und hier. Hört Menschenseele wie die Engel hinzutreten,
klar von Gott leuchten, dem Himmel, dem sie gehören, von dem sie kommen und zu
dem sie gehen, öffnen, die himmlische Heerscharen, wie sie loben und sprechen,
nicht damals und dort, sondern jetzt und hier: Worte unsere Seele sagen, von
Freude und Friede, von Ehre und Wohlgefallen, von einer anderen, der göttlichen
Welt, die hereinbricht, die von Gott kündet, ihn hinein gebärt in Menschenseele.
Worte,
Engelsworte, gute Worte, die unsere Seele, unser Leben, mit seinen Höhen und
Tiefen, seiner Wunden und Wundern, seinen Verletzungen und Glanz, seinem Elend
und Würde, seiner Geschichte und Menschen, seiner Erfahrungen und Begegnungen,
seinem Erlittenen und Erlebten, Gemachten und Gelassenen, unsere Seele
hineinstellt, hineinnimmt in diesen wunderbaren, nächtlichen,
göttlich-geheimnisvollen Klang, Widerhall des Lobs der Engel, des Gloria, das
mit dem Geburtsschrei des Christuskindes, anhebt, anklingt und seitdem nicht aufhört
zu klingen, Resonanz zu finden, Seelen befreit, Menschen Sinn schenkt, Licht
ins Dunkle bringt, Arme sieht, Fragende sucht, Ängstlichsten die Furcht nimmt,
bis in alle Ecken des Erdenballs und aller Menschenseelen Friede, Seelenfriede
einkehrt und Menschen sich und Gott wohl gefallen und zur seiner Ehre, seinem
Lobgesang werden, vereint mit dem himmlischen Chören:
Hören und
Einstimmen in jenes: Du, Seele, hab´ keine Furcht mehr, alle Angst ist
überwunden, freue dich, freue dich: Da ist die Freude.
erfüllt
Mit jeder
Geburt ist das Leben anders, neu, etwas ist da, was noch nicht da war; die Welt
ist nach einer Geburt nicht mehr dieselbe wie vorher, ein Stück verändert. Mit
jeder Geburt berühren die Welt ihr eignes Wunder, das Wunder, das Leben neu
entsteht und beginnt selbst und eigen zu werden, beginnt zu leben. Jede Geburt
erinnert an den Ursprung des Lebens, an den Schmerz des Neuwerdens, an die
Heiligkeit von Augenblicken, an das Freigeben hinein in die Welt, an Geborgenheit
und an das Leben selbst.
Mit jener
Geburt, deren Engelsgesang unsere Seele hört, kommt Gott auf die Welt und die
Welt wird anders, verändert, wird neu. Es ist etwas da, was so noch nicht da
war, ganz und im Werden, geboren, um zu leben, unter uns und in unsere, seiner
Welt. Gott ist da, wirklich da. In der Welt und ihrer Wirklichkeit gibt es ab
jetzt diese Freude, diesen Frieden, diese Wohlgefallen, diesen Retter und
Heiland, auch Kreuzesschmerz und österliche Freiheit auf dem Weg. Für unsere
Seele.
Was
wünschen Menschen sich alles, wovon träumen sie, welche Sehnsüchte tragen sie
in ihrem Herzen. Jeder hat sie und es sind so viele wie verschiedene. Mit
dieser Geburt Gottes tritt das lange Versprochene ein, wird das Angesagt zur
Wirklichkeit, erfüllt sich Verheißung, ist da, was erwartet wird, bekommen
Träume, Wünsche, Sehnsüchte Gestalt, gibt Gott eine auf die Welt gekommene, auffindbare,
antreffbare, hörbare, sichtbare Antwort auf Menschenfragen, auf Menschenfragen
nach Woher und Wohin, nach Wozu und Sinn, nach sich selbst, nach dem, was
manchmal qualvoll, manchmal tieffreudig in Menschenseelen tief begründet liegt.
Finde dich
Hört der
Engel helle Lieder. Sie singen nicht von sich, die Engel. Sie singen von einer
anderen Welt, von einem Anderen. Sie sprechen ihn der Welt, zeugen seine
Wirklichkeit, bergen unsere Seelen in ihm, in seiner Gegenwart. Der Engel
Gloria weist weit weg von sich, weist hin auf eine ganz konkrete, leibhafte
Gestalt, auf eine bestimmte Zeit: Jetzt und Heute, auf einen bestimmten Ort:
Dort in Bethlehem, auf eine bestimmte Situation: Kind in der Krippe.
Als wollte
der Engelgesang, der Hinweis der Engel zu uns sprechen, unsere Seele zart und
bestimmt sagen, singen, wo sie sich finden kann, wo sie ihren Ort hat, wo sie
selbst geboren wird, altes ablegt, neues wird, wo sie geborgen heil wird. Gott
kommt leibhaft auf die Welt, er hat einen Ort und eine Zeit, eine Krippe,
Windeln, in die er gewickelt ist. Gott wird so wirklich wie Wirklichkeit ist,
in diesem Kind, in der Gottesgeburt werden der Menschen Sehnsüchte und Wünsche,
Verheißungen und Erwartungen auf geheimnisvolle Weise konkret, bekommen Gestalt
und werden hineingenommen in das Wachsen und Werden des Kindes, des Gottes auf
Erden, des Gottessohnes, können sich in ihm widerfinden, von Geburt zum Kreuz
nach Ostern, in all seinen Worten und Bildern, in seiner Nähe und Liebe und
selbst in ihm ihren Ort, ihre Zeit, ihre Erfüllung finden.
Der
himmlische Engelsklang umhüllt uns. Wir hören: Ehre, Friede und Freude sind da.
Wir gefallen Gott. Engelworte verkünden uns, wo wir unseren Seelenfrieden, uns
selbst finden können. Dort, wo kein Raum war in der Herberge, genau dort wird
Gott geboren, ist er, will er sein und greift Raum im Kleinen, schenkt Raum.
Raum für unsere Seelen, unsere manchmal beunruhigten, fahrigen, zart
verletzlichen Seele. Sie werden bei ihm geboren, sind himmlisch geborgen, in
jener einen heiligen Nacht, die heute ist. Amen.
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