Predigt an Reminiscere (17. März 2019)
Johannes 3
14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden, 15 auf dass alle, die an ihn glauben,
das ewige Leben haben. 16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen
eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren
werden, sondern das ewige Leben haben. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in
die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn
gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht
glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des
eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die
Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht,
denn ihre Werke waren böse. 20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt
nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die
Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in
Gott getan sind.
Der dunkle
Punkt
Die
Finsternis, die bedroht uns, sie sucht uns und findet uns. Sie befällt uns
manchmal und wir erliegen ihr. Die Finsternis im eigenen Herzen. Ein
merkwürdiges Gemisch aus Angst, Kränkung, verletzten Momenten, Eigensinn,
Schuld, dem falsch Getanen. Wir lassen uns in sie hineinziehen, von ihr in
Besitz nehmen, verfinstern mit ihr unser Herz und Sinn, unser Denken und Sagen,
unwillig willig. Finsternis wohnt nahe, wohnt in uns, wirkt durch uns, Ungutes,
etwas, was uns im Nachhinein leid tut, bisschen wie von ihr getrieben, aber von,
durch uns. Es ist ein Ringen mit ihr, der Finsternis.
Wir lieben
nicht die Finsternis. Wir hassen nicht das Licht. Und doch ist es manchmal
finster um uns, ist es finster in uns, zieht uns Finsteres an, werden wir
Finstere, Herzen wie Mördergruben, welche, die das Licht doch nicht suchen, es
scheinen zu meiden, die nicht zum Licht kommen, die lieber woanders hingehen,
hin denken, die verbergen, verstecken, nicht antworten wollen und können, auf
bestimmte Fragen nach dem Warum, weil sich dann Abgründe auftäten, dunkle
Seiten, dunkle Flecken wie Moder an der eigenen Seele. Hässlich, gesichtslos,
ungeheuer vielfältig, chamäleonhaft ist das Böse, alltäglich klein, wirksam wie
ein Schlangenbiss.
Selbst sind
wir dann gegangen, haben uns ziehen, haben für dunkle Momente das Finstere, das
Böse, das Abgründige in uns wohnen und wirken lassen, haben selbst uns Gericht
gesprochen, sind dem Licht ausgewichen, dem Dunklen gefolgt, haben zu wenig
geliebt und zu viel gehasst, sind selber schuld, haben uns gerichtet.
Geliebtes Licht
Das Licht
entspringt der Liebe, sie ist die Quelle des Lichts. Das Licht wird geboren,
wie alles, was aus Liebe Gestalt gewinnt. Das Licht wird geboren hinein in Zeit
und Raum, hinein in Welt, in unsere, in uns, geboren und lebendig, geboren und
irgendwie aus Fleisch und Blut, merkbar, vernehmbar, spürbar, fassbar, da. Das Licht
ist gesandt, ist auf den Weg gesetzt, gebracht. Es ist gegeben, vorgegeben, zu
geben, was es hat. Das Licht ist hineingegeben in alle Zusammenhänge, in den
Lauf der Zeiten, in die entlegensten Räume, in das Leben der Menschen, in das
Denken der Köpfe, das Schlagen der Herzen, das Sehnen der Seele. Dort istes da,
weltverliebt.
Das Licht
ist eingeboren, es ist einzig und trägt den Einzigen in die Welt. Es trägt in
sich einen Schatz, das Kostbarste, was schon immer da ist und immer neu werden
soll. Es trägt in zarten, irdenen, zerbrechlichen schönen Gefäßen aus Alltag
einen unermesslichen Schatz für die Menschen. Es hat einen Namen, es ist Sohn,
es ist Wahrheit und Ewigkeit. Es scheint in die Finsternis hinein, in deine.
Das Licht scheidet, trennt: sich und das Dunkle, hell und finster, Licht und
Schatten, Liebe und Hass. Es ist aber immer nur das eine, an ihm wird aber das
andere sichtbar. Licht deckt auf, entlarvt, macht wahr, legt offen, erkennt und
heilt Verletztes, vergibt.
Das Licht
wird erhöht, angeschlagen, sichtbar, sichtbar höher, erhöht wie ein Zeichen,
wie dieim Dunkel leuchtende Rettung für alle. Das Licht wird erhöht und es wird
erniedrigt, im Garten Gethsemane, im Teilen der Kleider, mit jedem Hammerschlag
auf die Nägel am Kreuz, mit jener dunklen Ewigkeit an Karfreitag. Das erhöhte
erniedrigte Licht scheint aber umso heller. Es ist geborenes, geliebtes Licht,
zu tiefst.
Offenbar gerettet
Es will
retten. Das Licht. So wie es Gott schon immer wollte und tut. Nichts anderes
hat Gott im Sinn, nichts anderes hat er vor und tut er: retten. Mich und dich
im unseren finstern Momenten, freisprechen von Schuld, mit uns in Liebe immer
weitermachen, heilen die schlimmsten Wunden, uns aufrichten, aufpassen, dass
wir nie wirklich verloren gehen, nicht uns, nicht anderen, nicht ihm. Nicht
gerichtet, aufgerichtet. Das bringt das Licht.
Mit dem
Licht bringt Gott uns unsere Ewigkeit und die Wahrheit dazu. Wir werden in ihm
sichtbar, wer wir sind, von Anfang an und für immer, durchzogen mit unserer
Endlichkeit, verwoben mit unserer Zeit hier auf Erden, verwoben mit unseren
Geschichten und anderen Menschen, vermengt mit Sühne und Schuld, Segen und Ach,
Hoffnung und Fragen, ganz und gar Menschen aus Fleisch und Blut. Das geliebte
Licht, Eingeborenes, Einzigartiges, gepriesen, das bescheint uns, so zart, wie
Jesus die Menschen berührte. Wir spüren, sehen, denken uns als die, die wir
sind, noch einmal: von Anfang an, durch die Zeit in alle Ewigkeit: als geliebte
Menschen, als welche, die empfangen, bekommen, glauben und ebenso lieben.
Erhöht,
erhöhte Menschen wie das Licht, durch göttliche Liebe. Erhöht mitten in aller
Erniedrigung, in den Kreuzmomenten, dem Gemisch aus menschlicher Sünde und
Wunde. Erniedrigt und doch stets geliebt vom göttlichen Licht. Seele, vergiss
das nicht. Amen.
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