Donnerstag, 14. März 2019

Ein besonderes Licht


Predigt an Reminiscere (17. März 2019)



Johannes 3

14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, 15 auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. 16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.



Der dunkle Punkt

Die Finsternis, die bedroht uns, sie sucht uns und findet uns. Sie befällt uns manchmal und wir erliegen ihr. Die Finsternis im eigenen Herzen. Ein merkwürdiges Gemisch aus Angst, Kränkung, verletzten Momenten, Eigensinn, Schuld, dem falsch Getanen. Wir lassen uns in sie hineinziehen, von ihr in Besitz nehmen, verfinstern mit ihr unser Herz und Sinn, unser Denken und Sagen, unwillig willig. Finsternis wohnt nahe, wohnt in uns, wirkt durch uns, Ungutes, etwas, was uns im Nachhinein leid tut, bisschen wie von ihr getrieben, aber von, durch uns. Es ist ein Ringen mit ihr, der Finsternis.

Wir lieben nicht die Finsternis. Wir hassen nicht das Licht. Und doch ist es manchmal finster um uns, ist es finster in uns, zieht uns Finsteres an, werden wir Finstere, Herzen wie Mördergruben, welche, die das Licht doch nicht suchen, es scheinen zu meiden, die nicht zum Licht kommen, die lieber woanders hingehen, hin denken, die verbergen, verstecken, nicht antworten wollen und können, auf bestimmte Fragen nach dem Warum, weil sich dann Abgründe auftäten, dunkle Seiten, dunkle Flecken wie Moder an der eigenen Seele. Hässlich, gesichtslos, ungeheuer vielfältig, chamäleonhaft ist das Böse, alltäglich klein, wirksam wie ein Schlangenbiss.

Selbst sind wir dann gegangen, haben uns ziehen, haben für dunkle Momente das Finstere, das Böse, das Abgründige in uns wohnen und wirken lassen, haben selbst uns Gericht gesprochen, sind dem Licht ausgewichen, dem Dunklen gefolgt, haben zu wenig geliebt und zu viel gehasst, sind selber schuld, haben uns gerichtet.



Geliebtes Licht

Das Licht entspringt der Liebe, sie ist die Quelle des Lichts. Das Licht wird geboren, wie alles, was aus Liebe Gestalt gewinnt. Das Licht wird geboren hinein in Zeit und Raum, hinein in Welt, in unsere, in uns, geboren und lebendig, geboren und irgendwie aus Fleisch und Blut, merkbar, vernehmbar, spürbar, fassbar, da. Das Licht ist gesandt, ist auf den Weg gesetzt, gebracht. Es ist gegeben, vorgegeben, zu geben, was es hat. Das Licht ist hineingegeben in alle Zusammenhänge, in den Lauf der Zeiten, in die entlegensten Räume, in das Leben der Menschen, in das Denken der Köpfe, das Schlagen der Herzen, das Sehnen der Seele. Dort istes da, weltverliebt.

Das Licht ist eingeboren, es ist einzig und trägt den Einzigen in die Welt. Es trägt in sich einen Schatz, das Kostbarste, was schon immer da ist und immer neu werden soll. Es trägt in zarten, irdenen, zerbrechlichen schönen Gefäßen aus Alltag einen unermesslichen Schatz für die Menschen. Es hat einen Namen, es ist Sohn, es ist Wahrheit und Ewigkeit. Es scheint in die Finsternis hinein, in deine. Das Licht scheidet, trennt: sich und das Dunkle, hell und finster, Licht und Schatten, Liebe und Hass. Es ist aber immer nur das eine, an ihm wird aber das andere sichtbar. Licht deckt auf, entlarvt, macht wahr, legt offen, erkennt und heilt Verletztes, vergibt.

Das Licht wird erhöht, angeschlagen, sichtbar, sichtbar höher, erhöht wie ein Zeichen, wie dieim Dunkel leuchtende Rettung für alle. Das Licht wird erhöht und es wird erniedrigt, im Garten Gethsemane, im Teilen der Kleider, mit jedem Hammerschlag auf die Nägel am Kreuz, mit jener dunklen Ewigkeit an Karfreitag. Das erhöhte erniedrigte Licht scheint aber umso heller. Es ist geborenes, geliebtes Licht, zu tiefst.



Offenbar gerettet

Es will retten. Das Licht. So wie es Gott schon immer wollte und tut. Nichts anderes hat Gott im Sinn, nichts anderes hat er vor und tut er: retten. Mich und dich im unseren finstern Momenten, freisprechen von Schuld, mit uns in Liebe immer weitermachen, heilen die schlimmsten Wunden, uns aufrichten, aufpassen, dass wir nie wirklich verloren gehen, nicht uns, nicht anderen, nicht ihm. Nicht gerichtet, aufgerichtet. Das bringt das Licht.

Mit dem Licht bringt Gott uns unsere Ewigkeit und die Wahrheit dazu. Wir werden in ihm sichtbar, wer wir sind, von Anfang an und für immer, durchzogen mit unserer Endlichkeit, verwoben mit unserer Zeit hier auf Erden, verwoben mit unseren Geschichten und anderen Menschen, vermengt mit Sühne und Schuld, Segen und Ach, Hoffnung und Fragen, ganz und gar Menschen aus Fleisch und Blut. Das geliebte Licht, Eingeborenes, Einzigartiges, gepriesen, das bescheint uns, so zart, wie Jesus die Menschen berührte. Wir spüren, sehen, denken uns als die, die wir sind, noch einmal: von Anfang an, durch die Zeit in alle Ewigkeit: als geliebte Menschen, als welche, die empfangen, bekommen, glauben und ebenso lieben.

Erhöht, erhöhte Menschen wie das Licht, durch göttliche Liebe. Erhöht mitten in aller Erniedrigung, in den Kreuzmomenten, dem Gemisch aus menschlicher Sünde und Wunde. Erniedrigt und doch stets geliebt vom göttlichen Licht. Seele, vergiss das nicht. Amen.

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