Predigt an Ostersonntag 2015 (5.4.15)
Markus 16, 1-8 Jesu Auferstehung
1 Und als der Sabbat vergangen war,
kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome
wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am
ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging.3 Und sie sprachen
untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin
und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. 5 Und
sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen,
der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber
sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den
Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo
sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er
vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch
gesagt hat.8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und
Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie
fürchteten sich.
Tastend
„Ihr sucht“.
Mit diesem einen Satz, mit diesem einen Satz des Jünglings im weißen Gewand im
Grab von Jesu sind wir beschrieben. Ihr sucht. Menschen suchen, andere
Menschen, sich selbst, Gott, Nähe, Liebe, Leben. Langem, oft, in einem Moment.
Sie suchen: Bedürftig, tastend, irrend, fragend.
Die drei Frauen haben viele Fragen im
Kopf, im Gefühl. Wer wälzt den Stein weg? Wie kommen wir zu Jesus? Warum ist er
gestorben? Die drei Frauen haben Öl in der Hand, die Gruft vor Augen, den schweren
Stein im Sinn, den Tod des Geliebten erfahren. Sie wollen ihn salben, die
letzte Ehre geben, ihn mit jener Liebe berühren, die er ihnen gab, mit der sie
ihn lieben. Sie wollen ihm nahe sein, wie sie oft waren, wie er sie Gott nahe
brachte. Sie gehen, mit allem von Karfreitag, mit allem, was vorher geschah,
sie tasten nach Jesus, sie suchen, was verloren ist, wonach es sie sehnt.
Suchende Menschen, tastend, auch
Fragen im Kopf, schwere Steine auf dem Herzen, dunkle Kammern vor Augen. Suche
nach Nähe, nach geliebten Menschen, bedürftig, schwer unterwegs, mehr gelähmt
als beflügelt, stumm irgendwie, sehnsüchtig.
Hineingehen
„Und sie gingen hinein …“ Es wurde anders als erwartet. Früh morgens, die Sonne sachte
aufgegangen. Die drei Frauen gehen hinein, dort hinein, wo sie den Toten
erwarteten, aber sie ahnen, sie spüren, es ist irgendwie anders. Ein Jüngling
sitzt dort, wo der Tote liegen sollte. Er spricht, wo der Tod Stile auferlegt.
Er ist weiß gekleidet, wo es doch schwarz innen drin ist. Er schimmert
himmlisch engelhaft, wo doch Hölle war. Die drei Frauen blicken auf, sachte, geduckt,
gehen hinein. An den Ort, der anders wird.
Dass sich ein Ort verwandle, von
Hölle zu einem dem Himmel zugewandten, das Schwarz weißer werde, dass wo stumm
ist, Sprache gefunden wird, dass Sonne wirklich aufgehe, die Frühe des Morgens
in einen Tag hineingehe, der zum Leben gehört, danach strecken sich Menschen
aus, brauchen Menschen, wir vielleicht; verzweifelt, hoffnungsvoll, geduckt,
sachte.
In den Raum des Toten hineingehen. In
den Schmerz, in das Gestorbene, wenn der Stein davor wundersam weggewälzt
wurde, ein paar so mühsame, unglaubliche Schritte von Menschen, hineingehen
dorthin, wo der Tod erwartet, wohnt, droht, das Enden, dann aber aufblicken,
und spüren, es ist ein anderer Ort, verwandelt - eine Spur von Ostern.
Empfangen
„Siehe da …“ Der
Jüngling im weißen Gewand spricht das erste Wort, ein Wort wie eine neue
Schöpfung. Siehe da. Schaut hin. Schaut euch an. Wer ihr wirklich seid. Ihr
Menschen, die ihr immer wieder an dieses Grab kommt und Ostern feiert. Seht es
an und sehr, wer ihr seid. Empfangt, wer ihr seid:
Furchtsame Menschen. Zu sehen, wer
man ist, wer man wirklich sein soll und von Gott her gedacht ist, löst in einem
Schrecken, Zittern, Entsetzen, Furcht, Schweigen aus. Man sieht: Wer man ist. Das
ist auszuhalten. Der Jüngling im Grab spricht aber mehr: „Fürchtet euch nicht!“
Gott liebt euch. Dies ist der falsche Ort. Lebt und geht. Sagt weiter und folgt
ihm. Im Grab, hineingegangen, werden die drei suchenden Frauen von keinem
anderen gefunden als von Gott, von Gottes Liebe. Sie bekommen Antwort auf ihr
Leben und der Todes-Ort verweist auf einen anderen, auf das Leben.
Beim Suchen, im Tasten von Gott im Grabesdunkel
gefunden werden, von seiner Liebe gefundene, gesuchte Menschen, von IHM die
Antwort auf mein Leben empfangen, unverhofft, durch das Dunkle hindurch
geschenkt bekommen, sehen, wer ich bin, von ihm angesprochen, gemeint, mit
schwindender Furcht zum Leben erweckt. Das könnte Ostern sein.
Sehen
„Dort werdet ihr ihn sehen.“ So sehen, wie er es gesagt hat. So wie er ist, ist für uns.
Welch österliche Verheißung: Ihr werdet Jesus sehen. Versprochen. Zugesagt. Es
ist den drei Frauen zugesagt und sie werden ihn sehen. Es ist Menschen zugesagt
und sie werden Jesus sehen. Wir empfangen an Ostern, wie wir wirklich sind und
wir bekommen an Ostern geschenkt, Jesus zu sehen.
Die Gabe von Ostern: Das Leben selbst
sehen. Der Gekreuzigte wird auferweckt. Die drei Frauen sehen ihn wieder. Er
lebt mit allem, was er ihnen, den Menschen geschenkt hat: Gottes Nähe für ihre
Seelen, Heilung, Liebe. Auch wir werden ihn sehen. Versprochen. Österlich
sicher. Wir werden all das sehen, ihm begegnen, auf es treffen, was er Menschen
schenkt: Gottes Nähe, Geborgenheit und Schutz für Seelen, Heilung, Liebe,
Auferstehen. Amen.
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