Freitag, 11. Oktober 2013

Ins Böse hinein





Predigt zum „Nepal-Gottesdienst“ am 13.10.2013



Das Bild, das Christinnen und Christen vor Augen gemalt, geschrieben, zugesagt ist, in dem eingezeichnet ist, wie das Böse überwunden wird, werden soll, werden kann, ist Jesus Christus selbst. Jesus Christus sehen wir, ihn haben wir vor Augen, ihm folgen wir nach, in sein Bild werden wir verwandelt:



Hineingeboren

Hineingeboren wurde Jesus in die Finsternis, in eine feindliche Welt; hineingeboren in einen dunklen Stall, weit abgelegen, fast unbemerkt, hineingeboren nackt, als Bündel, wehrlos, verletzlich, ausgesetzt, schutzlos. Als kaum Geborener flieht er vor dem Bösen, vor dem Kinder-Mord nach Ägypten ins Land der früheren Sklaverei. Still wird Jesus erwachsen und wird nochmal wie geboren, hineingeboren in ein Fegfeuer der Versuchung durch das Böse, 40 Tage und 40 Nächte im Niemandsland, beharrlich verlockend versucht widersteht er, klammert er sich im teuflischen Gespräch an Gott, an sein Wort, an ihn allein, hängt am seidenen Faden unser Glück.



Hineingelebt

Dann: Hineingelebt, hineingepredigt, gesprochen, gelitten hat Jesus, hinein in Krankheit und Todgeweihter Leben, in die klein gemachte Welt von Blinden, Gelähmte, Aussätzige, Sündern, Zöllner, Menschen wie Petrus, Maria und Zachäus, wie du und ich. Hinein hat er Gott gebracht, hinein in eine Welt voll böser Geister, in Stürme, in Entzweiung, in Verfolgung, in Verwerfung, in entmutigt sinkende Menschen, in Unkraut, das wuchert, in Rangstreitigkeiten, in Anfeindungen, in Heimatlosigkeit, in Unverständnis, in leblose Fragen, in sinnentleerte Gesetze und Zeichenforderungen, hinein in die brüchige Welt der Verlorenen und Seelenängste, der beschwerten, beladenen, verrückten Menschen, hinein zu denen, die geistlich arm sind, die Leid tragen, die sanftmütig sind, die hungern und dürsten, die barmherzig ein reines Herz haben, die friedfertig denken, die verfolgt werden.

Hinein beseelt von der Idee der menschlichen Seligkeit, der göttlichen Liebe, dem unbändigen Willen, zu vergeben, zu verzeihen, zu versöhnen, selbst den Feind, dem Widersacher, das ewige Böse zu lieben, nicht aufzuhören, von Wachstum, Werden Gottes, seines Reiches, zu reden, zu träumen, es zu leben.



Hineingeraten

Und: Immer tiefer hineingeraten, auf die Straße mit trügerischen Palmwedeln, in den Tempel, der Räuberhöhle war, , in eine Welt voller Endzeichen, voller Gerichtsdrohungen, voller Klagen, voll bösen Weingärtner, bösen Knechten, törichten Jungfrauen ohne Öl, immer tiefer hinein in den Anfang seiner Geburt, in eine feindliche Welt: Verrat, Verleugnen, gefangen, verurteilt, geschlagen, verspottet, Mordgedanken, und nochmal zu tiefst betrübt und versucht, doch einen anderen Weg zu gehen, den Kelch nicht zu nehmen, aufzuhören, zu wachen, zu beten, zu vertrauen, zu lieben.



Hineingestorben

Schließlich: Ans Kreuz geraten, geschlagen, genagelt, mitten hinein ins Böse, ins Widerwärtige, ganz nah, ganz dicht, der Inbegriff des Guten am Kreuz des Bösen, hineingestorben in Gottes Ringen um unsere Welt, um uns, unser Böses trotz Gutem, hineingestorben in das „Warum Gott das macht“, am Rande des Vertrauens, ohne zu fliehen, ohne dumpfen Machterweis, hineingestorben in Soldatengesichter, in Marias Tränen, in unsere eigene Sprachlosigkeit, hineingestorben in den ewig bitteren Kampf des Guten gegen das Böse, in die wundersame Ohnmacht der Liebe; hineingestorben und drei Tage tot, solange!! und auferweckt worden, auferstanden, hineinauferstanden in unsere Welt, von dir und mir, lebendig geistvoll beseelend uns vor Augen gemalt: Liebe siegt gegen den Tod, er wird uns durch die Versuchung hindurch vom Bösen erlösen.

Amen.

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