Predigt zum
„Nepal-Gottesdienst“ am 13.10.2013
Das Bild, das Christinnen und Christen vor Augen gemalt, geschrieben,
zugesagt ist, in dem eingezeichnet ist, wie das Böse überwunden wird, werden
soll, werden kann, ist Jesus Christus selbst. Jesus Christus sehen wir, ihn
haben wir vor Augen, ihm folgen wir nach, in sein Bild werden wir verwandelt:
Hineingeboren
Hineingeboren wurde Jesus in die
Finsternis, in eine feindliche Welt; hineingeboren in einen dunklen Stall, weit
abgelegen, fast unbemerkt, hineingeboren nackt, als Bündel, wehrlos, verletzlich,
ausgesetzt, schutzlos. Als kaum Geborener flieht er vor dem Bösen, vor dem Kinder-Mord
nach Ägypten ins Land der früheren Sklaverei. Still wird Jesus erwachsen und
wird nochmal wie geboren, hineingeboren in ein Fegfeuer der Versuchung durch
das Böse, 40 Tage und 40 Nächte im Niemandsland, beharrlich verlockend versucht
widersteht er, klammert er sich im teuflischen Gespräch an Gott, an sein Wort,
an ihn allein, hängt am seidenen Faden unser Glück.
Hineingelebt
Dann: Hineingelebt, hineingepredigt,
gesprochen, gelitten hat Jesus, hinein in Krankheit und Todgeweihter Leben, in
die klein gemachte Welt von Blinden, Gelähmte, Aussätzige, Sündern, Zöllner,
Menschen wie Petrus, Maria und Zachäus, wie du und ich. Hinein hat er Gott gebracht,
hinein in eine Welt voll böser Geister, in Stürme, in Entzweiung, in
Verfolgung, in Verwerfung, in entmutigt sinkende Menschen, in Unkraut, das
wuchert, in Rangstreitigkeiten, in Anfeindungen, in Heimatlosigkeit, in Unverständnis,
in leblose Fragen, in sinnentleerte Gesetze und Zeichenforderungen, hinein in
die brüchige Welt der Verlorenen und Seelenängste, der beschwerten, beladenen,
verrückten Menschen, hinein zu denen, die geistlich arm sind, die Leid tragen, die
sanftmütig sind, die hungern und dürsten, die barmherzig ein reines Herz haben,
die friedfertig denken, die verfolgt werden.
Hinein beseelt von der Idee der
menschlichen Seligkeit, der göttlichen Liebe, dem unbändigen Willen, zu
vergeben, zu verzeihen, zu versöhnen, selbst den Feind, dem Widersacher, das
ewige Böse zu lieben, nicht aufzuhören, von Wachstum, Werden Gottes, seines
Reiches, zu reden, zu träumen, es zu leben.
Hineingeraten
Und: Immer tiefer hineingeraten, auf
die Straße mit trügerischen Palmwedeln, in den Tempel, der Räuberhöhle war, ,
in eine Welt voller Endzeichen, voller Gerichtsdrohungen, voller Klagen, voll
bösen Weingärtner, bösen Knechten, törichten Jungfrauen ohne Öl, immer tiefer
hinein in den Anfang seiner Geburt, in eine feindliche Welt: Verrat,
Verleugnen, gefangen, verurteilt, geschlagen, verspottet, Mordgedanken, und
nochmal zu tiefst betrübt und versucht, doch einen anderen Weg zu gehen, den
Kelch nicht zu nehmen, aufzuhören, zu wachen, zu beten, zu vertrauen, zu
lieben.
Hineingestorben
Schließlich: Ans Kreuz geraten,
geschlagen, genagelt, mitten hinein ins Böse, ins Widerwärtige, ganz nah, ganz
dicht, der Inbegriff des Guten am Kreuz des Bösen, hineingestorben in Gottes
Ringen um unsere Welt, um uns, unser Böses trotz Gutem, hineingestorben in das
„Warum Gott das macht“, am Rande des Vertrauens, ohne zu fliehen, ohne dumpfen
Machterweis, hineingestorben in Soldatengesichter, in Marias Tränen, in unsere eigene
Sprachlosigkeit, hineingestorben in den ewig bitteren Kampf des Guten gegen das
Böse, in die wundersame Ohnmacht der Liebe; hineingestorben und drei Tage tot,
solange!! und auferweckt worden, auferstanden, hineinauferstanden in unsere Welt,
von dir und mir, lebendig geistvoll beseelend uns vor Augen gemalt: Liebe siegt
gegen den Tod, er wird uns durch die Versuchung hindurch vom Bösen erlösen.
Amen.
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