Freitag, 22. Februar 2013

Gott gefallen



Predigt zu einundsechzigsten Frage des Heidelberger Katechismus (24.2.13)

Lektor/in: [Frage 61:]  
Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
Ich gefalle Gott nicht deswegen, weil mein Glaube ein verdienstvolles Werk wäre. Allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi ist meine Gerechtigkeit vor Gott. Ich kann sie nicht anders als durch den Glauben annehmen und mir zueignen.

Gott gefallen
Menschen leben ihr Leben. Vom ersten Herzschlag bis zum letzten. Sie leben es immer mit sich und vor anderen, vor den Augen derer, die mit ihnen auf dem Weg sind, die begegnen, die flüchtig, liebevoll, eine Zeitlang sie mit ihren Augen begleiten, anschauen.
Menschen leben ihr Leben immer auch vor Gott, in dessen Augen. Wenn es ihn gibt. Wenn es ihn gibt, dann leben Menschen ihr Leben auch in seinen Augen und Menschen leben mit dem, was sie tun und lassen, ersehnen und befürchten, erhoffen und lieben, mit alle ihren Fragen vor Gott. Menschen leben vor Gott und Gott fragt sich, ob ihm das Leben, das er da sieht, ihm gefällt und Menschen fragen, ob ihr Leben Gott gefällt.
Menschen leben irgendwie vor Gott und die Frage ist, ob sie mit ihrem Leben, zwischen Anfang und Ende, und dazwischen, mit dem Hellen und Dunklem, mit Klage und Freude, mit Worten und Gedanken, ob sie mit ihrem Leben Gott gefallen und ihm gerecht werden, so wie er ist, so wie er es will, so wie es ihm gefällt.
Gefallen wollen Menschen, sich selbst und anderen, nicht immer, aber im Kern und oft. Menschen gefallen Menschen, nicht alle allen, aber bestimmte wiederum bestimmten. Sie fallen ins Auge, weeden gesehen, wirken passend, angenehm, anziehen. Sie gefallen, gefallen einander, wollen einander gerecht werden, dem anderen entsprechen in dem, was getan, gesagt, gehofft, geliebt wird. Und da, wo es passiert, gelingt, wird - das Gefallen, und es tief in die Herzen und Seelengründe fällt, da ist es Geschenk, da geht Gefallen weit über Augen und sehen hinaus, da wird aus dem Leben vor, ein Leben mit und in.
Warum nicht auch Gott gefallen, ihm gerecht sein?

Warum könnte mein Leben Gott gefallen (Konfirmanden)

Ein anderer gefällt
Menschen leben und machen die Erfahrung: Je mehr ich gefallen möchte, je mehr ich versuche zu gefallen, zu überlegen, wie ich bin, wie ich anders sein könnte, wie ich gefallen könnte, was nicht an mir gefällt, um so schwerer wird es zu gefallen, um so meh sieht der Mensch: Ich kann gar nicht gefallen, ich kann nichts tun. Der andere muss gefallen finden, muss sich verlieben, muss lieben und dieses „muss“ kann ich nicht machen.
Dieses „muss“ kann ich auch nicht vor Gott machen. Ich kann nichts machen, dass ich ihm gefalle, dass ich ihm gerecht weden. Auch Gott muss sich verlieben, muss Gefallen finden. Gott hat sich wie verliebt, Gott hat Gefallen gefunden - an Jesus Christus:
Er ist der, der Gott gefällt, der sein Leben vor Gott lebt und an dem Gott sein Gefallen hat und der Gott gerecht wird und ist. Sein Leben ist in den Augen Gottes gerecht, vollkommen ausreichend und heilig. Er wurde Gott gerecht, indem er sich ganz auf Gott gründet, aus ihm schöpfte, ihn vorbehaltlos weitergab, von ihm durchdrungen und beseelt war, so dass die Menschen in ihm Gott selbst sahen, ihn Gottes Sohn nannten, in der Begegnung mit ihm Gott spürten und heil wurden an Seele und Körper. Er wurde den Menschen gerecht, indem er ihre tieftsten Nöte sah, sie selbst durchschritt, ihre Sehnsüchte in Wörter kleidete, ihren Ängsten in seine Hände nahm, ihren Hoffungen Raum gab, ihren Seelefrieden suchte, so dass Gott seine Menschen in ihm sah, erkannte und ein unendliches Gefallen an ihnen, an ihm fand.

Gefallen finden
Wir müssen Gott nicht gefallen. Selbst, wenn wir könnten. Ihm gefällt Jesus Christus, da hat er sich festgelegt, ja sozusagen auf immer verliebt. Ein anderer, dieser anderer gefällt ihm und sein Gefallen wird für uns zum Weg, dass wir Gott gefallen. Durch Jesus Christus, auf seinem Weg, ihn im Blick, er bei uns, so werden wir gerecht.
Menschen leben ihr Leben. Vom ersten Herzschlag bis zum letzten. Sie leben ihr Leben mit Christus. Menschen vertrauen darauf: So werde ich Gott gefallen, so wird Gott sein Gefallen und seine Freude an mir haben. Sie vertrauen darauf: So wird mir Gott gerecht, er wird meine dunkle Gedanken kennen, meine Ängste sehen, meine Fehler verzeihen, mich neu anfangen, mein Schutz sein, meine Auferstehung und meine Ewigkeit.
Immer mehr, immer wieder, immer neu es wagen, es tun, es in sich und seine Stunden, in alles hineinnehmen, an IHM Gefallen finden, nicht so, dass alle Fragen weg wären, vielleicht dass sie mit ihm erst aufbrechen, aber an ihm Gefallen finden, an den Worten, die sprach, den Taten, die er tat, den Gott, den er meinte, den Himmel, den er öffnet, mein Leiden, das seins wird. Gefallen finden, anziehen lassen, ein bißchen verlieben in IHN, ihm folgen, werden wie er, im gebührenden Abstand, aber so ähnlich, immer mehr, so vor ihm Leben, dass ich ihm eigen werde und Gott gefalle. 
Lektor/in: [Frage 61:]  
Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
Ich gefalle Gott nicht deswegen, weil mein Glaube ein verdienstvolles Werk wäre. Allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi ist meine Gerechtigkeit vor Gott. Ich kann sie nicht anders als durch den Glauben annehmen und mir zueignen.
Amen.

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