Sonntag, 13. November 2011

Jesus fängt mit mir an


„Jesus fängt mit mir an“
Predigt am 1. Sonntag nach Epiphanias (9.1.11)

Matthäus 4, 12-17
12 Als nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, 14 damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1): 15 »Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das heidnische Galiläa, 16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.« 17 Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

Wenn wir anfangen
Anfangen gehört ganz automatisch zum Leben, so wie den Morgen anfangen, die Arbeit anfangen, ein Essen, ein Buch anfangen. Wenn Menschen etwas Neues anfangen, haben sie meistens einen Grund dazu. Um etwas Neues anzufangen braucht es Gründe oder innere Motive, einen Anlass, der gegeben ist, oder ein Ziel, das man im Auge hat. Wenn Menschen etwas für sie Neues anfangen, dann sind sie Anfänger, sie üben, tasten sich heran, lernen dazu, folgen einem Lehrplan oder einem Lehrer und am Ende ist das Neue, mit dem man angefangen hat, ein Stück vom eigenen Leben.
Menschen fangen auch mit Menschen an. Manchmal auch nicht. Wenn Menschen aber mit Menschen anfangen, dann entsteht aus einer Begegnung, einer Bekanntschaft mehr, so etwas wie Freundschaft, eine längere Beziehung, so etwas wie Liebe. Am sinnfälligsten bei der Geburt: Da fängt ein Leben aus Liebe ganz neu an. Manchmal fangen Menschen auch mit ihrem eigenen Leben an, neu an, mitten im Leben, unbemerkt, ganz bewusst, unter Schmerzen. Mit dem Leben anfangen.

Wenn Gott anfängt
Wenn Gott etwas anfängt, dann hat er auch einen Grund dazu. Wir Menschen sind es. Sein Anfangen ist aber immer auch sein freier Entschluss, den er uns zu liebe trifft.
Sein Anfang braucht insofern keine Anlässe, keine Motive, keine Ziele, sondern sein Anfang liegt in ihm selbst beschlossen. Er fängt ganz von sich aus mit uns an. So bei der Schöpfung und so bei Jesus Christus. Sein Anfangen erzählt viel weniger über Gründe, warum er gerade jetzt und hier anfängt. Sein Anfangen erzählt viel mehr darüber, mit wem er anfängt und wozu er anfängt.

Jesus fängt an
Gottes Sohn, Jesus, beginnt zu wirken, seine Geschichten, seine Wunder, seine Taten, seine Worte, dass Gott, der Himmel, das Heil den Menschen ganz nahe kommt, beginnt, fängt an.
Jesus fängt an. Er fängt an an einem Ort und in einer Zeit. Es gibt eine Vorgeschichte. Jesus fängt nicht neu an. Er stellt sich hinein in eine bestimmte Geschichte, die Geschichte von Gottes Propheten, von denen, die das Volk aus der Finsternis an Gottes Licht riefen. Jesus fängt hier an, bei dieser Botschaft und er wird diese Botschaft. Er ist das Licht. Er wird unser Licht.
Sein Anfangen hat aber keinen inneren Grund, keine Motivation in Jesus oder einen konkreten Anlass von außen. Die Zeit ist reif, die Zeit hat sich erfüllt. Warum auch immer. Es ist der Anfang. Es ist ja Gottes Anfangen in diesem Anfangen Jesu. Gott fängt an. Jetzt. Mit ihm. Mit uns.
Jesus fängt an, indem er hört. Er hört in die Zeit hinein und er hört vom Ende, vom Ende des Johannes und aus diesem Hören kommt sein Anfang. Jesus fängt an, indem er sich zurückzieht. Jesus zieht sich zurück, ganz für sich, um vielleicht ganz und gar still in die Zeit hinein zu hören, auf Gott. Jesus fängt an, indem er seine Heimat verlässt. Jesus verlässt Nazareth, seine Heimat, sein Gewohntes und er geht von dort nach Kapernaum. Er wechselt den Ort. Er geht an den Ort des Anfangens.

Wir fangen an
Hören. Sich zurückziehen. Gewohntes verlassen. Den Ort wechseln. Ende und Anfang erspüren, sich darin hineinstellen, hineinstellen lassen. So fängt Jesus an. Er fängt an mit uns. Jetzt das erste Mal, dann immer wieder und bis auf den heutigen Tag.
Jesus fängt immer wieder mit uns Menschen an, bevor wir mit ihm oder mit uns anfangen. Er fängt an mit uns, mit unserem Leben. Er kann mit unserem Leben etwas, ja sehr viel, anfangen und er fängt etwas damit an. Er sagt uns etwas uns von unserem Wozu, unserem zu Gott hin.
Hören. Sich zurückziehen. Gewohntes verlassen. Den Ort wechseln auch bei uns: Er hört mit uns hinein in unser Leben, da wo etwas zu Ende geht. Er zieht sich mit uns zurück, um das Anfangen vorzubereiten, wie zu gebären. Er lässt uns loslassen das alte Gewohnte und er zieht mit uns an neue Lebensorte, um dort mit uns und Gott anzufangen. Er stellt sich mit uns, er stellt uns hinein in Ende und Anfang. Er ruft zur Buße, er ruft das Alte zu lassen, er ruft zur Umkehr, er ruft zum Anfangen, er ruft zum Glauben an die liebende Nähe Gottes.
Manchmal muss man, manchmal darf man, manchmal kann man neu anfangen im Leben ein Stück davon oder das ganze Leben. Gott selbst fängt an mit uns, mit unserem Leben – und wir mit ihm. Da, wo das passiert, ist er, das Himmelreich da, ganz nah, wirkt Jesus in und bei uns. Dann wird es auch Licht, Altes, was belastet, fällt ab, wir sehen Fehler, schöpfen Lebenskraft, gewinnen Grund, Sinn und Zukunft. Ein Anfang mit Gott!!! Amen.

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