Samstag, 6. Januar 2018

Geschöpf Gottes



Predigt am 1. Sonntag nach Epiphanias (7.1.18)
zur Jahreslosung 2018
„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offenbarung 21, 6)

Fast einfach so
Einfach so. Einfach so spricht Gott, spricht Gott auch in das noch neue Jahr hinein, in mein neues Jahr hinein, hinein in seine Tage und Nächte, in seine Fragen und Freuden, hinein in meine Entscheidungen und Überlegungen, hinein in mein Leben, wenn ich denke, suche, sündige, liebe, leide, bin.
Einfach so. Einfach so will Gott, will Gott etwas in meinem Jahr, mit meinem Jahr, will er etwas wollen, anfangen, tun, gestalten in meinem Leben, mit meinem Leben, mit mir zusammen, manchmal gegen mich, aber für mich: will er seinen Willen mit meinem Leben verbinden, ihn dort sehen, spüren lassen: will er mein Leben in seinem Willen bestimmen, prägen, werden lassen; soll ich ich unter, in seinem Willen und Wollen ein ganz bestimmter Mensch werden.
Einfach so. Einfach so will Gott geben, wie im letzten Jahr er das wollte und gab, wie all die Jahre zuvor er das wollte und gab, wie in Zukunft er das will und gibt. Gott will geben. Er will nicht bei sich bleiben, abgekapselt, abgekoppelt von seinen Menschen. Gott will aus sich herausgehen, zu denen kommen, die er sucht, die er finden möchte, seine Menschen. Gott will sich, er will das, was er ist, was er für andere sein möchte, geben, mitteilen, teilen. Er will nicht sparen mit sich, er will sich verschenken.
Und das einfach so. Umsonst. Ohne dass diese Bewegung Gottes, dieses Sich-Verschenken einen anderen Grund hätte als den, der in Gott selbst liegt. Nur diesen einen, seinen Grund der Liebe. Gott will sich geben, ganz ohne Vorleistung, Gegenleistung, Entgegenkommen, Vorbedingungen seitens derer, an die er sich verschenken will. Seine Liebe hat auch gar keinen Gegenwert, sie ist unermesslich wertvoll. Einfach so.

Langsam erschöpft
Nicht einfach haben es Menschen mit ihren Lebensquellen. Menschen haben solche, solche Lebensquellen. Jeder. Kein Mensch lebt nur aus sich selbst heraus, von sich, von seiner Kraft, von seiner Energie, von seinen Vorgaben, von seinem Dasein her. Immer brauchen Menschen Orte, bestimmte Zeiten, andere Menschen, von denen sie her leben, aus denen sie leben, aus den sie schöpfen. Jeder Mensch hat seine Lebensquelle, vielleicht eine bestimmte Art von Zeit, vielleicht ein bestimmter Ort, vielleicht ein bestimmtes Geschehen, ein wiederkehrendes, etwas, woran Menschen sich erinnern, zurückbinden können und das sie dann speist an Seele und mit Sinn. Und sicher haben und brauchen Menschen andere Menschen als Lebensquelle, Menschen, die ihnen geben, was sie brauchen: Zeit, Anerkennung, Rückhalt, Geborgenheit, richtige Fragen, Worte, ihre Liebe.
Und es gehört zur Tragik des Lebens, aber auch zu seiner wunderbaren Schönheit, dass Menschen diese Lebensquellen brauchen, lebensnotwendig brauchen, über eine Zeitlang auch ohne sie sein können, aber dann merken, wie sie ohne sie wie verdursten, ihre Seele wie austrocknet, sie selbst langsam und sicher verdorren. Und Menschen suchen solche Lebensquellen, bewusst und unbewusst, gezielt und manchmal wundersamen spielerisch, mitunter auch verkrampft. Es geht um viel, sehr viel. Menschen brauchen Lebensquellen. Sie sind Teil ihrer menschlichen Sehnsucht, ihres irdenen Verlangens. Zeichen, dass sie bedürftig sind. Und manchmal finden Menschen sie nicht, verlieren sie, oder das, was Lebensquelle ist, ist keine mehr, versickert, kann nicht mehr aus sich herausgeben, was Mensch braucht. Oder manche Lebensquellen entpuppen sich als falsche Lebensquelle, als trügerische, als etwas, was doch gar nicht speist, labt, gut tut. Im Gegenteil. Und manchmal erschöpft sie die Suche nach Lebensquellen und Menschen werden darüber verzweifelt, müde, erschöpft und ihr Lebensdurst geht irgendwie ins Leere, bleibt einfach da, kann nur punktuell, ab und zu oder gar nicht mehr gestillt werden. Und dann liegt eine unglaubliche hilflose Traurigkeit im Leben.

Gott mit der Hand gereicht
Gott will das nicht. Gott will geben. Gott will, dass Menschen ihre Lebensquellen haben, zu ihnen kommen, dort sind und daraus schöpfen. Gott will, dass jeder Mensch seine Lebensquelle findet, immer wieder bei ihr sein kann und aus ihr heraus lebt. Er will, dass diese Lebensquellen für Menschen Leben sind, Lebendigkeit schenken, eine Quelle sind, aus denen sie heraus das Leben getrost und getröstet leben können.
Gott will sich selbst hineinbegeben in unser noch neues Jahr. Er will mit uns diese Lebensquellen, die es für uns gibt, die er für uns geschaffen hat, sehen, suchen, finden. Er will uns diese Lebensquellen, Orte, Zeiten, Menschen, immer wieder erschließen, sie selbst öffnen, und dahin führen, damit sie fließen, herausfließen können und wir davon gespeist, genährt werden können an Seele und Sinn.
Gott will in diesem Jahr, wie in all den anderen davor und danach uns zu unseren Lebensquellen führen, uns bei ihnen sein lassen, selbst das Lebenswasser aus ihnen schöpfen, um es uns zu geben, zu stillen uns, unsere Seele, unser Leben - unseren schönen, unstillbares, manchmal quälenden Durst nach Leben, unsere Bedürftigkeit, von anderen, von der Liebe eines Gegenübers zu leben.
Gott will es einfach so. Er will es einfach so selbst sein. Er will das ganze Jahr unsere Lebensquelle sein, ein Ort, eine Zeit, sein Geist in anderen Menschen, eine nie versiegende, immer fließende Quelle, die uns gibt, was wir zum Leben brauchen, eine Quelle, aus der wir schöpfen und schöpfen, leben und leben können, immer wieder, einfach so. Amen.

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