Predigt am
1. Sonntag nach Epiphanias (7.1.18)
zur Jahreslosung 2018
„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offenbarung 21, 6)
zur Jahreslosung 2018
„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offenbarung 21, 6)
Fast einfach so
Einfach so.
Einfach so spricht Gott, spricht Gott auch in das noch neue Jahr hinein, in
mein neues Jahr hinein, hinein in seine Tage und Nächte, in seine Fragen und
Freuden, hinein in meine Entscheidungen und Überlegungen, hinein in mein Leben,
wenn ich denke, suche, sündige, liebe, leide, bin.
Einfach so.
Einfach so will Gott, will Gott etwas in meinem Jahr, mit meinem Jahr, will er
etwas wollen, anfangen, tun, gestalten in meinem Leben, mit meinem Leben, mit
mir zusammen, manchmal gegen mich, aber für mich: will er seinen Willen mit
meinem Leben verbinden, ihn dort sehen, spüren lassen: will er mein Leben in
seinem Willen bestimmen, prägen, werden lassen; soll ich ich unter, in seinem
Willen und Wollen ein ganz bestimmter Mensch werden.
Einfach so.
Einfach so will Gott geben, wie im letzten Jahr er das wollte und gab, wie all
die Jahre zuvor er das wollte und gab, wie in Zukunft er das will und gibt.
Gott will geben. Er will nicht bei sich bleiben, abgekapselt, abgekoppelt von
seinen Menschen. Gott will aus sich herausgehen, zu denen kommen, die er sucht,
die er finden möchte, seine Menschen. Gott will sich, er will das, was er ist,
was er für andere sein möchte, geben, mitteilen, teilen. Er will nicht sparen
mit sich, er will sich verschenken.
Und das
einfach so. Umsonst. Ohne dass diese Bewegung Gottes, dieses Sich-Verschenken
einen anderen Grund hätte als den, der in Gott selbst liegt. Nur diesen einen, seinen
Grund der Liebe. Gott will sich geben, ganz ohne Vorleistung, Gegenleistung,
Entgegenkommen, Vorbedingungen seitens derer, an die er sich verschenken will.
Seine Liebe hat auch gar keinen Gegenwert, sie ist unermesslich wertvoll.
Einfach so.
Langsam erschöpft
Nicht
einfach haben es Menschen mit ihren Lebensquellen. Menschen haben solche,
solche Lebensquellen. Jeder. Kein Mensch lebt nur aus sich selbst heraus, von
sich, von seiner Kraft, von seiner Energie, von seinen Vorgaben, von seinem
Dasein her. Immer brauchen Menschen Orte, bestimmte Zeiten, andere Menschen,
von denen sie her leben, aus denen sie leben, aus den sie schöpfen. Jeder
Mensch hat seine Lebensquelle, vielleicht eine bestimmte Art von Zeit,
vielleicht ein bestimmter Ort, vielleicht ein bestimmtes Geschehen, ein
wiederkehrendes, etwas, woran Menschen sich erinnern, zurückbinden können und
das sie dann speist an Seele und mit Sinn. Und sicher haben und brauchen
Menschen andere Menschen als Lebensquelle, Menschen, die ihnen geben, was sie
brauchen: Zeit, Anerkennung, Rückhalt, Geborgenheit, richtige Fragen, Worte,
ihre Liebe.
Und es
gehört zur Tragik des Lebens, aber auch zu seiner wunderbaren Schönheit, dass Menschen
diese Lebensquellen brauchen, lebensnotwendig brauchen, über eine Zeitlang auch
ohne sie sein können, aber dann merken, wie sie ohne sie wie verdursten, ihre
Seele wie austrocknet, sie selbst langsam und sicher verdorren. Und Menschen
suchen solche Lebensquellen, bewusst und unbewusst, gezielt und manchmal
wundersamen spielerisch, mitunter auch verkrampft. Es geht um viel, sehr viel.
Menschen brauchen Lebensquellen. Sie sind Teil ihrer menschlichen Sehnsucht,
ihres irdenen Verlangens. Zeichen, dass sie bedürftig sind. Und manchmal finden
Menschen sie nicht, verlieren sie, oder das, was Lebensquelle ist, ist keine
mehr, versickert, kann nicht mehr aus sich herausgeben, was Mensch braucht.
Oder manche Lebensquellen entpuppen sich als falsche Lebensquelle, als
trügerische, als etwas, was doch gar nicht speist, labt, gut tut. Im Gegenteil.
Und manchmal erschöpft sie die Suche nach Lebensquellen und Menschen werden
darüber verzweifelt, müde, erschöpft und ihr Lebensdurst geht irgendwie ins
Leere, bleibt einfach da, kann nur punktuell, ab und zu oder gar nicht mehr
gestillt werden. Und dann liegt eine unglaubliche hilflose Traurigkeit im
Leben.
Gott mit der Hand gereicht
Gott will
das nicht. Gott will geben. Gott will, dass Menschen ihre Lebensquellen haben,
zu ihnen kommen, dort sind und daraus schöpfen. Gott will, dass jeder Mensch
seine Lebensquelle findet, immer wieder bei ihr sein kann und aus ihr heraus
lebt. Er will, dass diese Lebensquellen für Menschen Leben sind, Lebendigkeit
schenken, eine Quelle sind, aus denen sie heraus das Leben getrost und getröstet
leben können.
Gott will
sich selbst hineinbegeben in unser noch neues Jahr. Er will mit uns diese
Lebensquellen, die es für uns gibt, die er für uns geschaffen hat, sehen,
suchen, finden. Er will uns diese Lebensquellen, Orte, Zeiten, Menschen, immer
wieder erschließen, sie selbst öffnen, und dahin führen, damit sie fließen,
herausfließen können und wir davon gespeist, genährt werden können an Seele und
Sinn.
Gott will
in diesem Jahr, wie in all den anderen davor und danach uns zu unseren
Lebensquellen führen, uns bei ihnen sein lassen, selbst das Lebenswasser aus
ihnen schöpfen, um es uns zu geben, zu stillen uns, unsere Seele, unser Leben -
unseren schönen, unstillbares, manchmal quälenden Durst nach Leben, unsere
Bedürftigkeit, von anderen, von der Liebe eines Gegenübers zu leben.
Gott will
es einfach so. Er will es einfach so selbst sein. Er will das ganze Jahr unsere
Lebensquelle sein, ein Ort, eine Zeit, sein Geist in anderen Menschen, eine nie
versiegende, immer fließende Quelle, die uns gibt, was wir zum Leben brauchen,
eine Quelle, aus der wir schöpfen und schöpfen, leben und leben können, immer
wieder, einfach so. Amen.
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