Freitag, 9. November 2018

Atem holen: Heilig geschmückt


Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen,
bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.“
(Monatsspruch November 2018, Offenbarung 21, 2)

geschmückt
Geschmückt sind Menschen nicht immer, eher manchmal, eher zu besonderen Zeiten. Menschen schmücken sich, ziehen sich feiner an, schminken sich vielleicht, richten sich her, an ihrem Körper, an ihrer Kleidung, mit Dingen, aber irgendwie auch an ihrer Seele. Menschen schmücken sich vielleicht für ein Fest, für eine besondere Begegnung, für andere, für sich, für einen bestimmten Moment, Augenblick. Sie schmücken sich, es ist auch Verkleidung, es ist aber vorallem, weil Menschen wirklich wertvoll, schön sind, an ihrer Seele. Geschmückt werden, geschmückt sein: Das heute eher weniger, vielleicht mit Worten, Gedanken anderer, die sie zu uns haben, mit Liebe kann man geschmückt werden.
Heute ist Allerheiligen. Die katholische Kirche gedenkt all ihrer Heiligen. Gestern war Reformationstag. Die evangelische Kirche denkt an die Reformation von 501 Jahren, an Martin Luther, den so etwas wie ihren Heiligen und daran, dass alle Christen eigentlich heilige sind, weil Gottes heilige Liebe allen ihnen gilt. Heute Nacht war Halloween. Ein merkwürdiges Fest, bei dem vor allem Kinder sich verkleiden und durch die Straßen ziehen, bei dem in ausgehöhlte Kürbisse Lichter stellt. Alles Herbstfeste, die auf ihre Weise das Vergehen zum Thema haben, aber auch vom Heiligen reden, vom Licht und von dem, was das Vergehen überdauern soll.

sehen
Unser Monatsspruch aus der Offenbarung sieht etwas, inmitten all unserem Sehen, von Allerheiligen, Halloween und Reformationstag. Er sieht eine heilige Stadt, einen heiligen Ort mit Menschen. Der Ort hier im Krankenhaus ist jetzt unser Ort, länger, kürzer, auf dem Weg unseres Lebens, zwischen Krankheit und der Hoffnung, wieder gesund zu werden. Wie kommt das Heilige hier an unseren Ort? Wir begegnen wir ihm?
Die Stadt, die der Monatsspruch sieht, ist das neue Jerusalem. Ein alter Ort, eine alte Verheißung, eine alte Sehnsucht, die neu geworden ist. Eigentlich ein verwandelter Ort. Wie verbindet sich unser Ort mit Verwandlung, mit Verheißung, mit Altem und mit Sehnsucht? Wie viel Sehnsucht beseelt uns hier, wieviel Angst, wieviel Altes und wie sehr die Hoffnung auf Neues?

herabkommen
Unserem Monatsspruch wohnt eine eigentümliche, spürbare und kräftige Bewegung inne. Eine Bewegung von oben nach unten, eine Bewegung des Kommens, des Herabkommens auf uns, nicht weil wir klein wären, sondern weil es größer ist als wir und wir von dem, was herabkommt, umfasst, umschlossen, geborgen umarmt werden.
Was mag alles auf Menschen herabkommen, an Angenehmen wie Schwierigem, an Schönem wie Bitterem, an etwas, was einengt, weitet, befreit, Mut macht, quält. Das was auf uns herabkommt, was der Monatsspruch für uns sieht, ist bereitet, bereitet an sich, aber es ist vor allem bereitet für uns. Es ist für uns gedacht, gesandt, gemacht, geschaffen. Welch eine wunderbare Bewegung: Da kommt auf uns etwas herab, was für uns bereitet ist, für unsere Seele, etwas Geschmücktes, etwas zurecht Gemachtes, etwas Glänzendes, etwas Heiliges.
Das, was auf uns herabkommt, ist von Gott, ist göttlich, trägt das Göttliche, Heilsame, Liebende, zu uns, um uns herum, vom Himmel auf Erden, auf unsere Erde herab.

Augenblick
Unser Monatsspruch sieht eine Vermählung, eine Vermählung von einer geschmückten Braut und ihrem Mann. Das mag fremd sein, aber doch so nahe. Der Monatsspruch sieht Liebe, die Liebe, wie sie sich ereignet, stark und fest ist, wie sie lebendig ist. Es ist der Moment, wo Himmel und Erde sich berühren, Gott und Mensch, ein Moment der alles wendenden Liebe.
Es ist eigentlich der Augenblick kurz davor. Sekunden vielleicht davor. Ein ganz eigner Augenblick: kurz davor; das alte noch in sich, aber das Neue schon vor sich, fast, gleich da!. Das sieht unser Monatsspruch, wie das Gewand des Heiligen auf uns herabkommt, wie Gott schon ganz adventlich auf uns zukommt, wie die Vermählung von Himmel und Erde in einem Augenblick sich gleich ereignet. Dieser Augenblick ist voller Vergehen des Alten, des Schmerzvollem, ist voller gleich anbrechender Hoffnung und Sehnsucht, ist voller: Es wird neu und verwandelt sich, voller dem wunderbaren Geheimnis der Liebe Gottes zu seinen Menschen. Allerheiligen, Halloween, Reformationstag. Feste, teilweise merkwürdig, von Licht und Heiligkeit. Dieser mögen wir gedenken. Das, was unser Monatsspruch sieht, ereignet sich, geschieht uns, wirklich von Gott aus, bereitet: Wir werden in seinem Licht Heilige, mit dem Glanz seiner Liebe wunderbar bekleidete, geschmückte Menschen.

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