Predigt am 1. Christtag 2019
Titus 3, 4-7
4 Als aber erschien die
Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands, 5 machte er uns
selig – nicht um der Werke willen, die wir in Gerechtigkeit getan hätten,
sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und
Erneuerung im Heiligen Geist, 6 den er über uns reichlich ausgegossen hat durch
Jesus Christus, unsern Heiland, 7 damit wir, durch dessen Gnade gerecht
geworden, Erben seien nach der Hoffnung auf ewiges Leben.
Aus Gottes Herz
Reichlich ausgegossen. Mitten aus dem
Herzen Gottes. Mitten heraus aus Gott, aus einer Liebe, seiner Zuwendung, aus
seiner Freundlichkeit heraus. Gott: der Grund, der Ursprung, vor allem und für
alles. Seine Tat, seine Schöpfung.
Reichlich ausgegossen in jenem kleinen
Kind in der Krippe, in jener Heiligen Nacht, die wir jedes Jahr feiern,
reichlich ausgegossen in der Taufe Jesus, am Jordan, der Himmel weit geöffnet,
die Stimme Gottes, sein „Du bist mein geliebter Sohn“, der Geist herabfahrend,
Jesus erfüllend. Reichlich ausgegossen in all den Taten dieses Jesus, in seinen
Wundern, Worten, in seiner unglaublichen Nähe zu Gott, in seiner Zuwendung, in
seinen Gleichnissen, in seinem ganzen Leben, bis ans Kreuz und an Ostern.
Reichlich ausgegossen in Maria, der
Jungfrau, die von nichts wusste, die Gott aus freien Gründen auserwählt hat, seinen
Sohn zur Welt zu bringen, ganz von Gott geschenkt, ganz für Gott empfänglich, unbefleckt
in diesem Augenblick, das „von Gott“ direkt, von seinem Herzen, zu bekommen, zu
behalten, zu gebären, allein von Gott..
Reichlich ausgegossen. Es erscheint
Menschen mit ihrem Weihnachten die Liebe und die Freundlichkeit Gottes. Er erbarmt
sich im kleinen Kind in der Krippe ihrer und wendet sich zeitlebens in Christus
in Gnade uns zu, und Menschen werden wie jungfräulich, unbefleckt, rein - und
der Heilige Geist zu ihrem weihnachtlichen Geschenk.
Überreich
Überreich schenkt Gott. Überreich das
in Windeln gewickelte Kind, überreich, dass die Hirten zu ihm kommen, dass die
Weisen aus dem Morgenland zu ihm ziehen, ihn anzubeten, dass Gott an ihm sein
Wohlgefallen hat, dass er mit Licht bekleidet ist bis ans dunkle Kreuz, reich
an stillen Gebeten und tiefen Vertrauen, reich an Visionen und Anfeindungen,
reich an wunderbaren Worten und Missverstehen.
Überreich beschenkt wie Maria,
beseelt bis in den Körper von der Kraft des Höchsten, geblendet und verwirrt
von der Engelsbegegnung, erhoben aus dem Staub der eigenen Erfahrung, groß
gemachte Magd, Magnificat - der Heilige Geist kommt über sie.
Überreich der Heilige Geist über uns
Menschen kommt, wie ein Platzregen der zuvorkommenden Gnade, ausgegossen und
überreich über uns stürzend wie eine göttliche Liebesflut, wir überschüttet von
göttlicher Freundlichkeit, hineingenommen in Gottes Leben, in Jesus Christus
und seine Lebens- und Sterbegeschichte, in Mariens Engelsbegegnung, einer heiligen
Schwangerschaft, in ihren Weg.
Weggespült
Ausgegossen, überreich und alles wird
wie weggespült. An einem abgelegenen, aber verheißenen Ort erblickt Gottes Sohn
das Licht der Welt, in die Finsternis kommt er und sie ergriff ihn nicht, am Jordan
ist auch für ihn der Ort der Sünden und der Bitte um Vergebung, verborgen bleibt
Vielen seine göttliche Art – bis heute, er wird abgelehnt und gekreuzigt. Stirbt
für der Menschen Sünden und wendet an Ostern alles ins Leben.
Maria fürchtet sich, als der Engel ihr
erschien, sie sieht in dem Gott, der ihr die wunderbare Geburt ansagt, jenen
Gott, der die Mächtigen stürzt, und nach der Geburt ist für sie nichts mehr,
wie es war; ihr Leben veränderte sich radikal, umstürzend.
Ausgegossen, überreich und wie weggespült
wird der Menschen eigene Selbstgerechtigkeit, sie werden durch das Ausgießen
des Geistes erneuert, neu und mitten im eigenen Leben widergeboren, ihr Leben
wird ein anderes, kann nicht das gleiche bleiben, immer wieder, ein ständiges
Lebensbad, ein immer wiederkehrendes Weihnachten und mit ihm die Kraft und
Aufforderung, das eigene Leben rein zu machen von Arg und Schlimm, sein eigenes
Leben neu zu denken, zu sehen, von Gott empfangen neu zu leben.
Erfüllt
Überreich ausgegossen und vollkommen erfüllt.
Jesus, das kleine Königskind, ist Gott ganz und gar. In ihm lebt und denkt,
sieht und handelt Gott, In ihm sehen Menschen Gott, entdecken ihn, haben heilsamen
Kontakt zu ihm, werden selbst in Augenblick ein Stück von Gott. Jesus ist erfüllt
vom göttlichen Geist, von dieser wunderbaren Idee vom Leben, und trägt dies in
jeder Begegnung weiter, in Worten, die ihn tragen, in Bildern, die ihn
zeichnen, in Trost und Gebet, die ihn atmen. Er ist unser Heiland, unser
Retter, unser Mittler.
Maria wurde vom Heiligen Geist
schwanger. Sie trug den, der den Geist in sich trugt und trägt, in sich, trug
ihn aus und gebar ihn in unserer Welt. Sie hatte den Erfüllten und alles
Erfüllenden in sich, überreich, überbordend unmittelbar aus dem Herz Gottes gezeugt,
hielt sie ihn menschliche Zeit in sich, um ihn dann als himmlisches Leben auf
Erden zu entlassen.
Überreich ausgegossen und vollkommen
erfüllt. Das werden Menschen durch Weihnachten. Es kommt das zur Welt, was sie
zu erfüllen vermag, was ihnen Leben sein kann, Halt und Trost in dunklen Tagen,
Nahrung an kargen, Grund zum Loben an schönen, Gemeinschaft mit anderen. Menschen
werden durch dieses an Weihnachten sichtbar zu leben beginnende Leben Gottes
erfüllt. Sie werden selig, glücklich getröstet. Sie werden gerecht, Menschen,
an denen Gott sein Wohlgefallen und seine Freude hat. Sie werden Erben der
Hoffnung und des ewigen Lebens. Ihr Leben bekommt den Horizont der Ewigkeit in
seine Zeit, das Versprechen von Treue und Bleibenden.
Menschen werden auf Lebenszeit schwanger
vom Heiligen Geist. Amen.