Predigt am Pfingstfest 2018 (20.5.18)
1. Korinther 2, 12-16
Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt,
sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt
ist. Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit
lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche
Dinge für geistliche Menschen. Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom
Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es
muss geistlich beurteilt werden. Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und
wird doch selber von niemandem beurteilt. Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt,
oder wer will ihn unterweisen«? (Jesaja 40,13) Wir aber haben Christi Sinn.
Wortcontainer
Was wohnt den Worten inne, den
Worten, die wir sprechen. Sind es nur Buchstaben, die sich im Wort, im Satz zu
einer Bedeutung, zu einem Sinn zusammenfinden? Was wohnt den Worten inne, den
Worten, die wir alltäglich sprechen, unzählige, unbedachte, fein formulierte,
welche die uns schnell über die Lippen kommen, manchen die wir erst
herauspressen müssen aus uns. All diesen Worten - wohnt ihnen der Sinn inne?
Haben sie ihn wie in einem Gefäß inne, tragen traurige Worte die Trauer in sich
und sind eigentlich schwarz? Beherbergen Worte die Freude in sich und schweben?
Und die Worte von Liebenden, habe die Liebe in sich und glänzen still?
Abermillionen Worte umschwirren uns,
abermillionen Worte haben wir schon gehört, wurden zu uns gesprochen, haben wir
in uns und sagen wir auch wieder aus uns heraus. Worte, die uns getroffen
haben; Worte, die wir wie Geheimnisse und Schätze in uns tragen; Worte, die wir
schnell wieder vergessen und die nur für kurze Zeit in uns sind. Wir Mensch als
Container voller Worte - und mit all diesen Worten sehen wir die Welt, legen
wir der Welt Bedeutung bei, deuten und erklären, benennen wir, stiften wir
Beziehungen, klagen und lachen wir. Wir sind wie Container voller Wörter und
leben selbst in einer Welt voller Wörter, gesprochen, geschrieben, gesungen,
gemailt, weltweit - und wir mit unseren Worten, manchmal klein, manchmal groß,
mittendrin.
Und manchmal ist die Gefahr da. Der
Sinn, das Bedeutsame, das wirklich Zusagende in den Worten, wird wie verschleppt,
droht, wie überklebt zu werden von so vielen Worten, von so vielen auch
unnötigen, dahingesagten, unbedachtem, eigentlich wortlosen, sinnlosen,
geistlosen Worten – und verliert sich.
Wort in mir einsenkt
Und dann spüren Menschen nicht mehr,
vergessen es, bleibt es ihnen selbst wie verborgen, dass es eingesenkt ist,
gegeben ist, dass es geschenkt ist, wir es empfangen haben und wir es doch in
uns tragen, das Wort Gottes, die Worte Gottes, seinen Geist, der in uns uns
selbst erzählt, wach hält, uns erinnern möchte, uns immer wieder darauf
ansprechen möchte: Du, du Mensch, bist von Gott gewollt, gemeint, mit Leben
beschenkt. Du, du Mensch, stehst in unverlierbarer Verbindung zu Gott, dir hat
Gott den Sinn eingeschrieben, er hat dir das eine Wort CHRISTUS eingegeben und
mit ihm unendliche Worte, die den Sinn in sich tragen.
Wir haben den Geist, auch wenn uns
der Sinn dafür manchmal in der Flut der Wörter, in der ungeheuren Präsenz
anderer Geister und vieler Ungeister und Unworte fast untergeht, klein wird.
Wir haben den Geist Gottes in uns gegeben, geschenkt, mit ihm seine von ihm
inspirierte Worte, gefüllt voller Gott, kleine wunderbare Worte, die randvoll
sind mit Gott, mit CHRISTUS, mit Kreuz und Auferstehung, randvoll mit Hoffnung,
Vertrauen, Würde, Licht, Glanz, Macht, Trost und tief beseelten Lachen.
Göttliche geistgewirkte Wörter haben
wir in uns, vielleicht tief in unserer letzten Herzecke, aber dennoch. Und das
ist wunderbar. Und vielleicht ist es so: Wir brauchen nur ihnen Raum lassen in
uns, sie auch wirken lassen, sie beherbergen und in uns wohnen, leben lassen,
sie wie aktivieren, oder zumindest den kleinen Schritt immer wieder machen:
Darauf vertrauen, dass sie in uns selbst aktiv sind, kleine geistvolle Kraftzentren
Gottes in uns.
Mit Worten sehen
Mit unserem Vertrauen darauf, mit
unserem Gespür und wissen, Gott hat sich in uns geschenkt, in die Worte
eingesenkt, können wir sie auch sagen, die göttlichen Wörter in uns, heraussagen
- und, wenn wir sie sagen, weitergeben, sie in der Welt aus unserem Mund heraus
sprechen, all das Göttliche in ihnen, dann kommt Geist in die Welt, dann kommen
Gottes kleine Wortkraftzentren in die gesprochene Welt hinein und füllt sie.
Wir führten dann Worte im Mund und
sprachen sie, die vom Geist inspiriert, die voller Geist sind, und die ein göttliches
Vermögen, eine göttliche Möglichkeit haben. Diese Worte sind wie kleine
Wortbrillen, mit der wir die Welt sehen, geistlich betrachten und mit denen wir
die Welt um uns herum geistlich deuten. Dieses Potential, die Möglichkeit wohnt
diesen Worten inne: Sie deuten alles, sie beurteilen alles, was wir sehen, mit
dem, was sie in sich tragen, mit Gott und Geist – und so legen sie zart wie den
tiefsten Sinn in alles hinein.
All das um uns herum, die Dinge, die
Gegenstände, die anderen Menschen, die Ereignisse, die Begegnungen, all das,
trägt dann zart den Sinn Christi in sich, steht in einer manchmal unsichtbaren,
aber unwiderruflichen Verbindung zu Jesus Christus. Der andere ist immer das
Gesicht Christi am Alltag unserer Tage. Wir haben den Geist in uns, er
versichert uns: Du bist mit Gott beschenkt. Er hat in uns seine Worte
eingepflanzt und wir können aus ihnen heraus leben und sie sagen inmitten all
den andere Worten unserer Welt, wir können sie sagen und damit Gottes
unendliche Sinn aufdecken, hineinlegen in unsere Wortewelt. Dann wohnt ER, er selbst
den Worten inne und die Welt, wir selbst sind vom Geist wortreich beseelt.
Amen.