Ansprache zur Wieder-Einweihung von Haus Landwasser
am 4. April 2019
"Wer
die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das
Reich Gottes." | Lk 9,62
Pflug
Mit einem Pflug pflügen Menschen einen Boden, einen
Acker um, sie durchziehen ihn und wenden die Erde. Früher war das harte Arbeit
und bedeutete Zeit und Schweiß, und es war die Vorbereitung dafür, dass wieder
gesät werden konnte, dass wieder Früchte wuchsen.
Ans Haus Landwasser wurde auch der Pflug angelegt, das
Haus wurde gründlich umgepflügt und der Boden gewendet, und das nicht nur
baulich, sondern auch inhaltlich, strukturell und personell. Es wurde der Boden
bereitet, damit wieder auf Menschenseelen gesät werden kann und wieder und
weiter die Arbeit Früchte trägt. Die vergangenen zwei Jahre waren umwälzend,
und es hat Zeit und Mühe, Gedanken, Ängste, Gespräche, Planen gekostet und viel
Schweiß, innerlich und äußerlich. Jetzt ist umgepflügt und Neues beginnt.
Hand
Es wurde Hand angelegt. Früher an jenem Pflug, der mit
der Hand durch den Acker geführt wurde, und heute die Hände beim Umpflügen von
Haus Landwasser, Hände, die das alles gemacht haben, Hände der Bauarbeiter, der
Landschaftsgärtner, der Fachplaner, der Architekten, der Leitenden, der
Mitarbeiter und irgendwie auch die Hände derer, die hier wohnen.
Es wurde Hand angelegt an das Haus Landwasser und es
wurde Kopf und Herz angelegt an Haus Landwasser, von so vielen und von
einzelnen so viel, und was entstand ist hand-, kopf- und herzgemacht. Es ist gutes
Menschenwerk. Es macht dankbar für alles Gelungene, für das Bewahrtwerden, für
das Zusammenarbeiten, für das Segensreiche, was entstand. Es kann auch dankbar
machen dafür, dass wohl Gott seine Hand über alles hielt, in Händen
mitarbeitete, und es lässt bitten, dass er das fortsetze, dass auch Gotteswerk
im Menschenwerk sei.
Zurücksehen
Mit der Hand am Pflug bitte nicht zurücksehen. Aber
heute ist ein Tag des Zurücksehens, des Rückblick auf das, was geworden ist.
Und wie oft wird im Haus Landwasser zurückgeblickt, auf das Leben, auf das, wie
es geworden ist, wird zurückgeblickt auf Leben, um es zu verstehen, um es
gemeinsam hoffentlich wieder zurechtzubringen.
Hier im Haus Landwasser wird deswegen nach vorne
geblickt, soll wieder das Leben zusammen lichtfroher entwickelt werden, soll
Leben wieder gelebt werden können, soll ein Leben, durch das ein merkwürdiger
Pflug hindurchging, wieder spüren, dass in es gesät ist, dass Frucht verheißen
wird. So blicken wir heute nach Vorne, auf die Zukunftsmöglichkeiten von jungen
Menschen, für die das Haus da ist, gebaut wurde und wir arbeiten.
Geschickt
Sind wir geschickt? Geschickt für das Reich Gottes?
Ist es dies Haus? Die darin arbeiten und leben? „Geschickt“ ist ein wunderbares
Wort, es ist wunderbar zweideutig: Geschickt ist tauglich, ist brauchbar, ist
etwas, was man gebrauchen und nutzen kann. Und geschickt ist man, wenn man zu
gebrauchen ist und wenn man uns zu etwas gut nutzen kann. Geschickt waren
viele, die das Haus Landwasser weitergedacht, geplant und gebaut haben; sie
waren nicht nur geschickt, sondern bisweilen gesegnet.
Geschickt meint aber auch, dass uns jemand geschickt
hat, dass uns jemand gesandt, auf den Weg gesetzt hat. Hat das Jemand? Spüren
wir einen Auftrag, eine Sendung? Ich glaube: Gott schickt uns mit dem Haus
Landwasser, und das haben alle, die im Haus Landwaser jetzt und in Zukunft
leben, und es haben auch die sogenannten Kostenträger. Sie schicken uns. Und wir
sind Geschickte. Geschickt ist man weniger wohin, sondern für etwas, man ist
geschickt, dass etwas wird, hier: dass Haus Landwasser immer wieder wird.
Reich
Gottes
Das Reich Gottes ist dort, wo Gott den Menschen
passiert, wo Gott sich bei, unter und in Menschen ereignet. Dort wird er
wirklich, dort ist er dann, dort gewinnt er Raum und Zeit. Dort geschieht Gott
mit allem, was er ist, für Menschen ist: Dort geschieht Vergebung, Schutz,
Lebensbrot, Trost, Ewigkeit in der Zeit, Neuaufbruch, Liebe, vor allem Liebe.
Ich glaube, dass Menschen brauchen, dass ihnen Gott
geschieht, dass er sich ihnen ereignet. Was ihr vom Haus Landwasser jetzt schon
tut und vorhabt, zu was euch das Gebäude in die Lage versetzt, ist Lebensarbeit
und wunderbar. Er schenkt Menschen Anteil am Leben, und da, wo Leben ist, ist
Gott.
Im Haus Landwasser wird Hand an den Lebenspflug
gelegt, blicken Menschen, aus verschiedenen Lebensperspektiven, gemeinsam nach
vorne, soweit bis Leben wieder sichtbarer wird, wird auch Leben vorsichtig umgepflügt
mit viel Mühe und Arbeitsschweiß, wird sichtbar, dass ein jeder für das Reich
Gottes taugt, dass Gott jeden gebrauchen mag und liebt, dass das dieses Haus
ein Stück vom Reich Gottes schon ist.
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