Ansprache zu „Atem holen“ am 15. August 2019
„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht
des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“| Eph 5,8b.9*
Wochenspruch für den 8. Sonntag nach Trinitatis
Wandeln
Wandeln ist nicht gehen. Es ist
nicht das, was wir sonst mit unseren Füßen, Beinen, mit unserem Körper tun,
manchmal gebeugt sein, unter der Last, manchmal zögernd laufen, manchmal
stehen, still und hoffen, manchmal ohne Sinn unterwegs, manchmal einfach so gehen.
Wandeln ist auch nicht leben. Wandeln ist langsam hin und her gehen, ist ohne eigenes
Ziel gehen, ist einfach Gehen um des Gehens willens, ist schreiten, etwas
erhoben, etwas erhaben, würdevoll, als würde etwas in uns, über uns uns leiten,
führen, beschirmen, gutes Ziel sein. Schlafwandlerisch, traumwandlerisch am helllichten
Tag, mit sehenden Auge.
Wandeln als: Das klingt danach als
seien wir es nicht und als seine wir es doch. Wandeln als Jemand, als Etwas,
als einer, der. Schon als ich, als ich, der ich bin, geboren wurde, denke, handle,
meine Erfahrung habe, mein Leid und mein Lebenslied, aber anders, als Jemand
andres, wie angezogen, wie gekleidet, wie ummantelt, von etwas, was mich wandeln
lässt.
Wandeln - merkwürdig: kann auch
heißen: sich wandeln, sich verwandeln, den Wandel in sich tragen, verwandelt
werden.
Kinder des Lichts
Kinder sind wir alle. Immer, immer
sind und bleiben wir Geborene, geborene, auf die Welt gekommene Menschen. Das
verbindet uns zeitlebens mit unseren Eltern, auch wenn sie nicht mehr da sind
und wir sind es noch. Wir sind immer Kinder unserer Eltern und bleiben es auch
als Erwachsene, wir tragen Etwas von ihnen in uns, sind wir selbst, haben aber
einen Weg vor uns, einen, der zu gehen ist.
Kinder der Zeit sind wir,
unvermeidlich, Kinder der Angst, gepackt manchmal, Kinder eines Ungeistes, leider
auch, Kinder von so manchen Dingen, Ideen, Anliegen, Träumen. Wir gehören immer
zu etwas, zu einem, das uns zum Teil seiner selbst macht und wir es tragen,
weitertragen. Vielleicht hat das mit Bestimmung zu tun.
Kinder des Lichts. Im Plural. Das
macht Mut. Wir sind es, zusammen, gemeinsam, jeder auf seinem Weg, aber zusammen
sind wir als solche angesprochen, gemeint: Ihr Kinder des Lichts. Wir gehören
zum Licht. Und Licht bricht Finsternis. Zum Licht gehört die dunkle Seite, die
Ängste, die Täler, die durchschritten werden, die Schmerzen, die Schuld, die
Fragen. Licht steht dagegen. Licht will Licht bringen. Licht will Leben sein.
Wir sind Kinder des Lichts. Vom Licht, von Gott geboren, wir gehören zeitlebens
zum Licht, sind seine Geschöpfe, es unsere Quelle, wir Lichtgestalten.
Frucht
Frucht – das passt erst nicht. Weg,
Licht und jetzt Frucht. Ein anderes Bild, aber ein kräftiges, Hoffnung und Mut machendes
Bild: Frucht, das duftet, das riecht, nach Arbeit, nach Sonne und Regen, nach Pflücken,
nach Erde, nach Händen, nach Ernte, nach Genießen, nach Leben. Frucht der
Felder, der Bäume, aus dem Acker Geborenes für uns, Ertrag, Lohn, sichtbares,
spürbares Ergebnis im Leben, abgerungen, geschmeckt.
Licht hat an sich keine Frucht.
Licht ist da, Licht scheint, Licht bescheint und bringt unter sich, unter sein
Leuchten, bringt ins Licht. Und doch scheint da etwas zu wachsen, zu werden,
beginnt, indem das Licht darauf scheint, etwas dort zu sein, zu bleiben. Das
Licht bringt Frucht. Wir als Kinder des Lichts bringen Früchte des Lichts.
Mariä Himmelfahrt
Es sind lauter Güte, Gerechtigkeit
und Wahrheit. Lauter: nichts als das, ganz rein und klar das. Im Licht werden
wir geklärt, rein, werden wir, wer wir sein sollen, und das Licht bringt mit sich,
was es ist: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Im Licht ist Güte, ist
Gerechtigkeit, ist Wahrheit. Im Licht sind wir dies, wir sind im Licht gütig,
gerecht und wahr. Es ist ein Geschenk des Lichts, es ist sein Mitbringsel, es
ist das, was in ihm geschieht: aus Menschen werden Kinder des Lichts, aus ihrem
Leben wird ein gütiges Leben, ein gerechtes Leben, ein wahres Leben.
Wir wandeln als Kinder des Lichts,
es führt uns, würdigt uns, erhebt uns. Wie wir auch immer gehen, wohin wir
treten und stehen, wir sind Kinder des Lichts, zu ihm gehören wir, in ihm leben
und wandeln wir. Wir wandeln in Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Diese sind
uns vorgängig. Immer. Sie sind der Lichtraum, in dem wir von Gott gestellt
sind, in dem wir leben und in dem wir wandeln, vom dem wir zehren.
Heute ist Mariä Himmelfahrt. Ein
katholischer Feiertag, an dem geglaubt wird, dass Maria in den Himmel
aufgenommen wird. Sie, die eine einzigartige Verbindung mit ihrem Sohn hatte,
nimmt als „Ersterlöste“ an der Auferstehungsgestalt Christi teil. Wir sind alle
Kinder des Lichtes. Wir stehen alle je für uns in besondere Verbindung zum Sohn
Gottes. Uns allen ist jenes verheißen: Wir bekommen Anteil an der
Auferstehungsgestalt Christi. Wir leben und wandeln jetzt schon in seinem
Osterlicht. Amen.
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